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Es gibt wenige Dinge, die schauerlicher klingen als der Gedanke daran, lebendig begraben zu werden. So abwegig und unwahrscheinlich dieser Umstand in Zeiten heutiger fortschrittlicher Medizin auch klingen mag, lesen oder hören wir in den Nachrichten immer wieder von dererlei Fällen. Doch auch in der Vergangenheit gab es zahlreiche Fälle dokumentierten Scheintods. Ein Mensch, der sich intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt hat, war der deutsche Theosoph Franz Hartmann, der im Jahr 1896 seine Abhandlung "Lebendig begraben. Eine Untersuchung der Natur und Ursachen des Scheintodes und der Mittel zur Verhütung des Lebendigbegrabenwerdens" verfasste. Dieses Werk wurde von Nicolaus Equiamicus, der sich als Herausgeber auf die Themenbereiche Okkultismus, Mythologie und Religionsgeschichte spezialisiert hat, nun bei Ubooks neu veröffentlicht.
Der Band gliedert sich in vier Kapitel zuzüglich Vorwörtern von Equiamicus und Hartmann, einem Nachwort von Hartmann sowie einem Kapitel, welches den Titel "Entwurf zur Gründung einer Genossenschaft zwecks Verhütung des Lebendigbegrabenwerdens von scheintoten Personen" trägt. Die einzelnen Kapitel bauen systematisch aufeinander auf, begonnen mit Berichten über frühere Fälle Lebendigbegrabenwerdens, einer philosophischen Betrachtung des Todes, Anzeichen des Todes sowie möglichen Vorsichtsmaßnahmen gegen das Lebendigbegrabenwerden.
Einen wichtigen Aspekt, den man sich bei der Lektüre diese Bandes immer im Gedächtnis behalten sollte, ist die Tatsache, dass der Text vor über 110 Jahren geschrieben wurde und für den heutigen Rezipienten sehr fremdartig klingen muss. Der Autor genoss in seiner Zeit aber den Ruf, selbst komplexe Sachverhalte in einfacher und verständlicher Sprache darzulegen. Und tatsächlich stellt man fest, dass man, wenn man sich auf den Text einlässt, sehr bald von ihm gefangen genommen wird. Hartmann wirkt überzeugend und vor allem selbst von dem überzeugt, was er schreibt. Natürlich spiegelt sich an vielen Stellen der theosophische Hintergrund Hartmanns wider, weswegen Herausgeber Equiamicus bereits im Vorwort auf die "Dreigeteiltheit" des Menschen in Körper, Geist und Seele zu sprechen kommt. So lässt sich „Lebendig begraben“ aus heutiger Sicht auch sicher nicht als Fachbuch nach heutigen Maßstäben zu bezeichnen.
Das Titelbild von Agnieszka Szuba ist einerseits passend zum Thema gewählt, andererseits lassen die aus einem offenen Sarg greifenden Hände eher auf einen Gruselroman denn auf einen historischen Reprint schließen. An dieser Stelle wäre daher ein bisschen mehr Abstimmung im Hinblick auf das Thema des Buches sinnvoll gewesen. "Lebendig begraben" ist ein weiterer beeindruckender Ausflug in die Vergangenheit unter der Führung von Herausgeber Nicolaus Equiamicus. Obwohl der Text über 110 Jahre alt ist, ist er in einem gut verständlichen Stil verfasst, der auch heutige Leser schnell Zugang finden lässt. Es versteht sich, dass ein Text diese Alters, der zumal von einem Theosophen verfasst wurde, aus heutiger Sicht nicht mehr als sachliches Fachbuch durchgehen kann. Nichtsdestotrotz ist "Lebendig begraben" eine interessante Lektüre, die im 21. Jahrhundert aber weniger durch ihren fachlichen Gehalt, sondern durch ihre Unterhaltsamkeit punkten kann. Kleinere Abstriche sind bezüglich Covergestaltung zu machen.