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Als Mila Sam das erste Mal sieht, ist sie gebannt. Er scheint so ganz anders als die anderen Jungs seines Alters, als ob er aus seinem Inneren heraus strahlen würde. Auch die äußeren Verletzungen, die er durch seinen alkoholabhängigen und gewalttätigen Vater erleiden muss, können daran nichts ändern. Mila verliebt sich heftig in ihn und himmelt ihn, den besten Freund ihres großen Bruders Rufus, aus der Ferne an. Als sie fünfzehn ist, scheint Sam sie endlich zu bemerken und die beiden kommen einander näher. Doch gerade, als es so aussieht, als könnte aus den beiden ein Paar werden, ergibt sich eine dramatische Wende. Nach einem Stadtfest greift Sams Vater ihn wieder einmal an, aber diesmal stürzt Sam über die Steilklippe und bleibt verschwunden. Für Mila bricht eine Welt zusammen, doch sie glaubt einfach nicht, dass er tot ist. Und tatsächlich, an ihrem sechzehnten Geburtstag taucht Sam wieder auf, er ist jedoch ein anderer geworden. Eine sogenannte Schattenschwinge, die aus einer anderen Welt stammt, einer Welt, die derjenigen der Menschen zwar ähnlich ist, dann aber wieder so ganz anders, ursprünglicher, wilder … und auch bedrohlicher, vor allem für Mila.
Milas und Sams Liebesgeschichte ist berührend und romantisch, lässt auch die tragischen Elemente nicht vermissen und erscheint auf den ersten Blick also perfekt zu lesen. Immer wieder wird deutlich, dass es für Mila und Sam schlichtweg keine Alternative gibt, dass sie füreinander geschaffen sind, aber ihre verschiedenen Welten sie vor Hindernisse stellen.
Mila entwickelt sich im Laufe des Romans, von der hauptberuflichen kleinen Schwester hin zu einem eigenständigen Charakter mit eigenen Wünschen, Träumen, Ängsten und Begierden. Auch Sam entwickelt sich, wenn auch nicht so deutlich im Charakter, so zumindest im Äußeren und seinen damit einhergehenden Fähigkeiten. Doch diese Entwicklungen täuschen nicht darüber hinweg, dass sich ansonsten zwischen den beiden nicht viel tut. Von Anfang an ist alles komplett klar, nie kommen ihnen Zweifel. Das ist einerseits schön romantisch und träumerisch – vor allem für Mädchen ab zwölf, für die das Buch empfohlen ist -, aber andererseits auch nicht wirklich spannend. Das einzige bisschen Spannung, dass in diese Beziehung gebracht wird, entsteht dadurch, dass Sam und Mila trotz sich bietender Gelegenheiten ihr erstes Mal hinauszögern. Ob hiermit wirklich Spannung erzeugt werden soll oder vielleicht einfach eine Art der Jungfräulichkeitsverehrung betrieben wird, man weiß es nicht. Aber nach dem dritten Mal stören auch diese Beschreibungen.
Allgemein hat die Autorin nicht immer ein geschicktes Händchen im Beschreiben. So kann man sich die Kulisse des Küstenstädtchens zwar gut vorstellen, auch die Äußerlichkeiten der Charaktere werden gut beschrieben, aber ihre innersten Gebiete bleiben für den Leser unerschlossen. Jeder der Charaktere verkörpert einen Stereotypen und wird nicht näher erläutert. Rufus ist der Aufreißer, Sam der scheue und beliebte Junge mit schwerer Kindheit, Mila ist die kleine Schwester … und so weiter und so fort.
„Schattenschwingen“ ist der erste Teil einer Trilogie, so bleibt am Ende noch viel Raum für weitere Entwicklungen, wie diese Liebe zwischen zwei Welten weitergehen könnte. Vor allem, da diese Entwicklungen nicht nur Mila und Sam betreffen, sondern wirklich viele andere mit in diese Sache gezogen werden. Sams Freunde in der Menschenwelt, die um ihn trauern und ihn vermissen, da sie ihn für tot halten, die anderen Schattenschwingen in ihrer Welt, der Sphäre, die Angst vor den Entwicklungen haben, die Sam zu ihnen bringt und noch eine ganz andere Bedrohung, die dem Leser nur in kurzen, bedrohlichen Absätzen enthüllt wird, ohne dass man wirklich weiß, um was es hierbei geht. So sind die Spannung und die Vorfreude auf den zweiten Teil, der im Februar 2011 erscheinen soll, natürlich groß. Hoffentlich erfüllt dieser zweite Teil die Erwartungen auch und übertrifft den ersten Teil.