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Nach "Die geplünderte Republik", "Die verblödete Republik" und einigen anderen polit- und gesellschaftskritischen Büchern legt Thomas Wieczorek mit "Die Dilettanten" sein neues Werk vor. Die Originalausgabe erschien im Juni 2009, also noch vor der Bundestagswahl im September des gleichen Jahres.
Politiker. Kaum ein anderes Wort wird in der heutigen Zeit so oft in einem abwertenden Kontext verwendet. Doch warum ist das so? Und weshalb verliert das Volk der Bundesrepublik Deutschland zunehmen das Vertrauen in die Regierenden? In sieben Kapiteln beleuchtet Thomas Wieczorek unser politisches System und die darin agierenden "Fachleute". Von Angela Merkel über Franz Josef Jung bis hin zu Guido Westerwelle nimmt der Autor kein Blatt vor den Mund und durchleuchtet ihren Werdegang und ihr aktuelles Tun.
Auch die Lobbyisten kommen nicht zu kurz und werden in einem gesonderten Kapitel betrachtet. Der Verfasser liefert hier sogar eine Liste, auf der die Lobbyisten-Tätigkeit verschiedener Firmen im Bundestag aufgeschlüsselt dargestellt wird. Bei nicht wenigen Politikern nimmt der Autor sich die Zeit, ihre Nebentätigkeiten, die teilweise mehr als eine Seite füllen, mit abzudrucken und so deren Interessenschwerpunkte im Bundestag deutlich hervorzuheben. Nach und nach entsteht ein Bild von Dilettanten, die an der Spitze der Bundesrepublik Deutschland agieren.
Mit "Die Dilettanten" legt Thomas Wieczorek ein weiteres Buch vor, das explosiv geschrieben ist. Explosiv, weil es das bestehende System beleuchtet und hinterfragt, dem Leser deutlich die Schwächen vor Augen führt und die Politiker in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt. Den wichtigsten Vertretern des Bundestags sind jeweils einige Seiten gewidmet und diese besitzen starke Aussagekraft. So sieht man allein durch die Aufschlüsselung der Nebeneinkünfte manche Tat eines Bundestagsabgeordneten aus einer völlig neuen Perspektive.
Der Autor spart hier auch nicht an bösem Zynismus, was im Kontext oftmals wohltuend wirkt. Hier überschreitet er aber ein ums andere Mal die Grenze und bewegt sich auf dem Parkett der haltlosen Behauptungen. Ein Problem, das dem ganzen Buch anhaftet. Der Verfasser bemüht sich hier nicht um eine objektive Betrachtungsweise, sondern urteilt oft pauschal ab. Es fehlt teilweise an Argumentation und wird einfach behauptet. Einem Buch, das den politisch aktiven Menschen unserer Gesellschaft einen Spiegel vorhalten will, steht dies nicht sehr gut. Es gibt kein ausgleichendes Element.
Thomas Wieczorek bedient sich zur Beschreibung der Politiker zudem vielfach bei Zitaten aus der Presse. Dies vermittelt zwar ein breites Bild darüber, wie ein Politiker über einen längeren Zeitraum von der Presse wahrgenommen und beschrieben wird, zeichnet jedoch ein sehr einseitiges Bild.
Fazit:
"Die Dilettanten" ist ein Buch, das zum Nachdenken anregt und auf die Missstände unseres politischen Systems und die fehlerhaften Entscheidungen von sogenannten "Experten" aufmerksam macht. Als solches leistet es gute Dienste und rüttelt auf. Trotzdem hätten dem Text mehr Ausgewogenheit und weniger pauschale Aburteilung gut getan. Für alle politisch Interessierten, die über die erwähnten Schwächen hinwegsehen können, ist das Buch aber sehr zu empfehlen, beleuchtet es doch die Schwächen, die sonst totgeschwiegen werden.