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Im Jahr 1936 deuten sich in Ungarn bereits große politische und soziale Umwälzungen an. Dem Journalisten Zsigmond Gordon fallen die Veränderungen ganz unmittelbar auf, auch wenn er sich beruflich hauptsächlich mit Verbrechen befasst. Just in den Tagen, als der Premierminister Gömbös gestorben ist und sich das Land auf die Beerdigung vorbereitet, wird Gordon mit einem Mord konfrontiert, der ihn nicht mehr loslässt.
Die Tote ist ein Freudenmädchen – ungewöhnlicherweise eine Jüdin, wunderschön und offensichtlich aus gutem Hause. Zuvor bereits ist ihr Gordon indirekt begegnet: Er sah zufällig ein provozierendes Nacktfoto von ihr in der Schublade eines mit ihm kooperierenden Polizisten.
Gordon möchte herausfinden, wer das im vierten Monat schwangere Mädchen brutal erschlagen hat. Er nutzt alle seine Verbindungen ins Milieu und versteht bald, warum die Polizei keine Lust hat, den Fall anzugehen. Denn die junge Frau war keine Straßennutte, sondern "gehörte" einem Zuhälter, der nur besonders attraktive Mädchen anbietet, deren Dienste vor allem hochrangige Politiker und Geschäftsleute in Anspruch nehmen.
Mit seinen Nachforschungen gerät Gordon zwangsläufig ins Visier des Mörders. Er – und ebenso seine Freundin - wird bedroht und erhält schließlich eine massive "Abreibung", die ihm bewusst macht, dass er schnell und gezielt handeln muss.
Kaffeehäuser, in denen Intellektuelle ihr Frühstück einnehmen und auch zu anderen Tageszeiten gern einen Kaffee, ihre Zeitung und vielleicht eine niveauvolle oder brisante Unterhaltung genießen; Kleinkriminelle und raffiniert organisierte Banden; Polizisten, der Politik teils mehr verpflichtet als ihrem Gewissen und dazu die Straßen und Plätze Budapests, zeitlich in die 1930er-Jahre zurückversetzt: Der Autor lädt zu einer gefälligen Zeitreise ein, die allein sich schon lohnt, denn er hat offensichtlich gut recherchiert und weiß zudem das frühere Lokalkolorit und damalige Lebensstile und Charaktere sehr gut darzustellen und in seinen Krimi einzubinden.
Auch die Geschichte selbst überzeugt. Die Auflösung wirkt zwar recht einfach, und es gibt auch nur wenige Seitenstränge der Handlung und praktisch keine roten Heringe, dennoch liest sich das Buch spannend und kurzweilig. Der Inhalt beschränkt sich auf die Ermittlungen Zsigmond Gordons, der zunächst auf eine Titelblatt-Story hofft, bald jedoch erkennt, dass er diese anhand des vorliegenden Falles niemals bekommen wird, weil zu viele hochrangige Persönlichkeiten direkt und indirekt involviert sind. Daraufhin möchte er einfach nur noch Gerechtigkeit. Und Rache. Rache für das ermordete Mädchen und sein ungeborenes Kind, aber auch für die Ängste und Misshandlungen, die er ausgestanden hat.
Nebenher lernt der Leser Gordons schwieriges Liebesleben und seinen schrulligen Großvater kennen und ein wenig auch die Situation von Juden und jüdischstämmigen Getauften, wie sie typisch war für das Ungarn unmittelbar vor dem Krieg.
Ein gelungener Krimi mit Anklängen an Raymond Chandler, den Kenner der Stadt Budapest sicherlich besonders schätzen werden, dessen Lektüre sich aber auch dann lohnt, wenn man sich mit Ungarn und seiner Hauptstadt noch nicht auseinandergesetzt hat.