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 Twilight Classics, Folge 9: Robotworld

Rebellion der Maschinen


Cover
Gesamt +----
Action
Anspruch
Brutalität
Extras
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Eine Welt ohne Gewalt und Verbrechen – diese Vision hat der geniale Dr. Greenstreet (David Leisure) Wirklichkeit werden lassen: In "Gangsterworld", dem Next-Gen-Freizeitpark der etwas anderen Art, können gut betuchte Kunden ihre geheimsten und perversesten Machtphantasien ausleben. Ob Schlägereien, Vergewaltigungen, Folter oder obszöne Sexspielchen: In "Gangsterworld" kann man mit Robotern in Menschengestalt – so genannten RCUs – praktisch alles tun, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Die Gewalt wird an den Maschinen ausgelebt und angestaute Aggressionen abgebaut, so dass man als handzahmer Musterbürger in die Gesellschaft zurückkehrt. Als ein neuer Hauptcomputer installiert und "Gangsterworld" in eine neue Dimension der Unterhaltung katapultiert werden soll, bricht die Katastrophe herein: Ein Outsider hat sich in den zentralen Rechner des Parks gehackt und einen Killer-RCU (Xavier Declie) auf den Ingenieur Widmark (Gabriel Dell Jr.) angesetzt. Auf der Flucht durch die unterschiedlichen Areale des Parks muss Widmark mit Entsetzen erkennen, dass die Sicherheitssysteme von "Gangsterworld" ausgefallen sind und die Roboter sich in mörderische Maschinen verwandeln. Zu allem Übel wird auch noch seine Kollegin Lita (Bridget Flanery) von Robotern entführt, und der Sicherheitsdienst des Parks macht Jagd auf Widmark, den man für den Outsider hält. Aus dem Spiel mit der Gewalt wird blutiger Ernst …

Roboter, die sich gegen ihre menschlichen Schöpfer erheben, ein Hightech-Vergnügungspark, der zur tödlichen Falle wird, ein Computer, der durchdreht: Was "Robotworld – Rebellion der Maschinen" – im Original unter den Titeln "Gangsterworld", "The Outsider" oder "Semi Automatic" anzutreffen – dem Zuschauer kredenzt, klingt nicht nur altbacken und uninspiriert, sondern vielmehr noch, als wäre der Drehbuchautor auf Einkaufstour quer durch das Sci-Fi-Genre gegangen. Und tatsächlich: Nichts ist neu in "Robotworld", alles hat man schon irgendwo besser gesehen. So darf der Killer-Roboter – wie einst Arnold Schwarzenegger – zu Beginn im Adamskostüm durch die Gegend spazieren, während für den "Gangsterworld"-Zentralrechner mit seinem Kameraauge eindeutig der gute alte HAL 9000 ("2001: Odyssee im Weltraum") Pate stand. Und sogar SF-Großmeister Isaac Asimov kommt zum zweifelhaften Handkuss, wenn den RCUs vor ihrer Aktivierung drei Regeln einprogrammiert werden – "I, Robot" lässt grüßen. In erster Linie aber wurde zweifellos von "Westworld" abgekupfert: "Robotworld" wirkt wie der Low-Budget-Klon von Michael Crichtons SF-Triller von 1973, nur mit dem Unterschied, dass die Wild-West-Kulisse von "Westworld" einer Al-Capone-Szenerie gewichen ist.

Das grundlegende Problem, der kapitale Fehler des Films ist aber nicht sein Hang, sich schamlos am üppigen SF-Buffet zu bedienen. Im Gegenteil, mit dem richtigen Gespür und Sinn für unterhaltsame Low-Budget-Action hätte aus "Robotworld" durchaus ein nettes, mit Reminiszenzen gespicktes B-Movie-Geplänkel werden können, zumal sich der Film auch selbst als Actionstreifen verkaufen will. Ein paar gute Kampfchoreografien hier, eine Handvoll lässiger Sprüche da, garniert mit dem einen oder anderen zweitklassigen Spezialeffekt, und in der Rolle des Protagonisten vielleicht ein muskelbepackter Halbstar wie Dolph Lundgren, dem das Skript Pseudo-Hightech-Kauderwelsch in den Mund legt, das der Drehbuchautor aus Perry-Rhodan-Heftromanen zusammengeklaut hat – daraus hätte man gewiss herrlich sinnlose Kurzweil im SF-Trash-Korsett fabrizieren können. Stattdessen versucht sich "Robotworld" bedauerlicherweise ernst zu nehmen und degradiert sich so selbst zu belangloser und uninspirierter Billigkost, die man schon nach zwanzig Minuten dem Mülleimer anvertraut. Denn: "Robotworld" ist eines jener B-Movies, die diese cineastische Sparte in Verruf bringen, indem sie – ob vorsätzlich oder nicht, sei dahingestellt – jeder Unterhaltung entbehrt und altbekannte Vorurteile des Low-Budget-Films bedienen.

Da wäre zum einen das – geradezu obligatorische – stupide Drehbuch: Einfältige Charaktere, die sich weniger als Identifikationsangebote eignen als Benzin zur Brandbekämpfung, stolpern hölzern von Szene zu Szene, während sie unentwegt von einem Logikloch ins nächste taumeln. So verfolgt etwa der Killer-Roboter sein Opfer zu Beginn noch unbarmherzig, verbündet sich dann aber mit ihm, weil er plötzlich herausfinden will, wieso er zum Attentäter programmiert worden ist – einfach mal so. Der Zuschauer fühlt sich stets hin- und hergerissen zwischen grölendem Auflachen und verbittertem Aufweinen, wenn sich die Logik immer wieder auf hanebüchene Weise verabschiedet, um dämlichen Dialogen, ach so coolen Sprüchen ("Das ist dein Ende, Blondie!" – "Für dich immer noch Doktor Blondie!") und nicht immer ganz nachvollziehbaren Handlungen Platz zu machen. Hinzu kommen noch pseudo-philosophische Ergüsse – können Killermaschinen Menschlichkeit entwickeln? yes, they can!, hätte Barack Obama gesagt – sowie eine Handvoll zweideutiger Sprüche, die einfach nur lahm und krampfhaft aufgesetzt wirken. Beispiel gefällig? Der Attentäter-Androide spielt den gesamten Film hindurch mit zwei Kugeln herum, die er in seiner Hand kreisen lässt. Als er sie in einem Scharmützel verliert, schreit er aufgeregt: "My balls!" Der Protagonist kann sie retten, woraufhin der Killer trocken entgegnet: "You're the first man who's ever touched my balls." Haha, wie originell!

Einen Spannungsbogen gibt es nicht, nur eine Aneinanderreihung von Szenen, die mit viel Fantasie entfernt so etwas wie Unterhaltung erahnen lassen. Daran kann auch der beste Action-Part nichts ändern – und schon gar nicht, wenn man ihn abwürgt: Die Actionszenen, mit denen "Robotworld" in regelmäßigen Intervallen aufwartet, kränkeln an einfallslosen Kampfchoreografien und teils unkoordiniert anmutenden Schnitten, so dass auch dieser Rettungsring schnell absäuft; die Kampfeinlagen mutieren zu eintönigen Kloppereien und verschenken die Möglichkeit, aus "Robotworld" wenigstens mittelprächtiges Futter für nicht wählerische Martial-Arts-Freunde zu machen. Sinnlose Schießereien – um eine mickrige Holztür aufzubekommen, verballert der Chef des Sicherheitsdienstes gut und gerne ein Dutzend Magazine – und unspektakuläre Stunts runden das langweilige Actionpaket ab. Gerade hier offenbart sich die größte Schwäche, der einschneidendsten Makel des Films: "Robotworld" hat keinen einzigen erinnerungswürdigen Moment, nicht einmal einen gravierend negativen, über den man noch ein Monat später zensurreif lästern könnte. "Robotworld" ist ein durch und durch belangloser Streifen, den man rasch aus dem Gedächtnis verbannt hat, ohne ihn auch nur ansatzweise zu vermissen. Und seien wir einmal ehrlich: Muss man einen Film gesehen haben, den man schneller vergisst als Politiker ihre Wahlversprechen?

Die Kaufversion der DVD beinhaltet den deutschen Ton in DD 5.1 sowie in DD 2.0, ferner den Originalton in Stereo; Untertitel sind nicht vorhanden. An Extras hat die Scheibe lediglich den Originaltrailer sowie eine Trailershow zu bieten. Laut Epix liegt der Kaufversion der DVD ein Wendecover bei.

Fazit: Lahmer, uninspirierter "Westworld"-Klon, der sich in einen Leerlauf eintöniger Actioneinlagen und dämlich-pseudophilosophischer Gedankengänge ergeht. Ein billiger theme park purer Langeweile und unverfälschter Belanglosigkeit.

Bild- und Tonqualität können nicht beurteilt werden, da es sich um eine Presse-DVD handelt, die von der Kaufversion abweichen kann.

Michael Höfel



DVD | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 4047879401053 | Erschienen: 16. April 2010 | FSK: 18 | Laufzeit: 88 Minuten | Originaltitel: Gangsterworld / The Outsider / Semi Automatic | Preis: 9,99 Euro | Untertitel verfügbar in: - | Verfügbare Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)

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