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 Schattenauge


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Zoë ist sechzehn und gerade ist ihre Beziehung mit David in die Brüche gegangen. Ausgerechnet ihre beste Freundin ist jetzt mit ihm zusammen und Zoë fühlt sich furchtbar gekränkt und sauer. Als sie abends im Club auf den gut aussehenden Albino Irves trifft, kann sie ihre Wut ein wenig vergessen. Aber wer ist dieser dunkle Typ, der Zoë seit dem ersten Treffen mit Irves zu verfolgen scheint? Um sich abzureagieren und den Kopf so richtig frei zu bekommen, läuft Zoë, auch in der Schule gehört sie zu den besten Läuferinnen. Häufig läuft sie sogar noch nachts und neuerdings scheint sie dabei in einen echten Rausch zu verfallen. Eines Nachts aber fühlt sie sich auch dabei verfolgt und dieses Mal scheint sie vor einer echten Bedrohung davon zu laufen. Zoë läuft und läuft und wird schneller und schneller, bis sie schließlich alles um sich herum zu vergessen scheint ... Dann findet sie sich auf dem Dach ihres Hauses wieder. Wie nur ist sie dorthin gekommen und warum hat sie keine Schuhe mehr an?

Gil ist noch nicht lange in der Stadt. Als er entdeckt hat, dass er zu den Panthera gehört - dass eine Raubkatze in ihm schlummert und immer wieder mal seine Sinne übernimmt -, verlässt er Paris und kommt an diesen neuen Ort. Er hält sich an die Regeln, betritt fremde Reviere nur zu den erlaubten Zeiten und vermeidet so Konflikte mit den anderen seiner Art. Bis er dieses Mädchen im Club sieht - er weiß es, sie ist eine Läuferin, eine Panthera zu Beginn ihrer Wandlung, und er versucht sie zu schützen. Läufer werden von allen gejagt und müssen im ersten Kampf gegen ihre Artgenossen bestehen. Und was will nur Irves von ihr? Gil hängt sich an die Fersen des Mädchens und gerät dabei in fremde Reviere. Er weiß, dass er sich damit selbst in Gefahr bringt, das Mädchen aber kann ja nicht ahnen, dass es praktisch als Freiwild gilt und wirklich bedroht ist, und das trotz des Kodex, der besagt, dass die Panthera zwar kämpfen, aber nicht töten dürfen. Dann passiert es doch: Eine der Panthera, die schon lange in der Stadt lebt, wird ermordet ...

Es gibt sie noch - gute urbane Fantasy für Jugendliche ohne eine im Vordergrund stehende Liebesgeschichte. Zwar spielt auch die Liebe eine Rolle in diesem Roman, jedoch handelt es sich hauptsächlich um einen spannenden Fantasy-Thriller mit paranormalem Touch. Nina Blazon schafft es mit einfachen Mitteln und einem geradlinigen, schnörkelfreien Schreibstil die Charaktere schon auf den ersten Seiten plastisch erscheinen zu lassen. Die Geschichte ist aus zwei Perspektiven erzählt, der von Zoë, die bisher nichts von ihrem Schicksal als Panthera ahnt, und der von Gil, der seit einiger Zeit von seinem Dasein als Wandelwesen weiß und damit lebt. Die Sichtweisenwechsel tragen sehr dazu bei, dass man beim Lesen mitfiebert und am Ball bleiben möchte. Dass die zwei Erzählstränge in unterschiedlichen Schriftschnitten gehalten sind, hilft dabei den Überblick zu behalten und macht den Wechsel auf die jeweils andere Person auch optisch deutlich.

Die Geschichte ist in einem aktuellen städtischen Setting untergebracht, mit dem sich besonders Jugendliche sicher sehr gut identifizieren können, kommunizieren die Protagonisten doch mit modernen Medien wie SMS und E-Mail und mp3-Player oder iPod sind übliche Begleiter.
Der Mythos der Panthera wird von Nina Blazon auf ganz eigene Art angegangen. Die Wesen verwandeln sich für andere nicht sichtbar in Raubkatzen, unterscheiden sich also von den sonst häufig in Literatur und Film vorkommenden Gestaltwandlern. Die Panthera selbst erleiden dabei sogar meist einen Blackout und nur sehr wenige können die Katzen - die Schatten der Menschen - wirklich sehen und alles bewusst erleben. Im Mittelpunkt des Buches stehen die Geschichte der Panthera und die Suche derselben nach ihrer eigenen Identität und Herkunft. Es geschehen Morde an solchen wie ihnen und durch diese plötzlich aufgetretene Bedrohung rücken die Identitätsfrage und die Selbstzweifel der einzelnen in den Vordergrund. Als Jugendlicher befindet man sich selbst in einer ähnlichen Situation - man verändert sich, wie auch die Panthera dies bei ihrer ersten Erfahrung mit ihrem Schatten tun. Sicher auch ein Grund, warum dieser Roman derart fesseln kann, steht doch jeder immer wieder mal vor größeren Veränderungen - auch seiner selbst.

Ein toller Roman, spannend, mitreißend, auch mal romantisch und voller Gefühl, dabei aber nie kitschig oder klischeehaft und mit einem gelungenen Ende. Jüngere Leser ab 13 Jahren und auch Leser, die schon lange keine Jugendlichen mehr sind, werden sich kaum losreißen können von diesem fantastischen Werk aus der Feder von Nina Blazon. Man mag sich dieses Mal sogar eine Fortsetzung wünschen, auch wenn die Autorin hauptsächlich für in sich abgeschlossene Romane bekannt ist.

Sandra Wiegratz



Hardcover | Erschienen: 1. Februar 2010 | ISBN: 9783473353149 | Preis: 16,95 Euro | 480 Seiten | Sprache: Deutsch

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