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In "Mr. Monster" erzählt uns John Cleaver seine Geschichte. Er ist erst sechzehn Jahre alt, weiß aber bereits seit langem, dass etwas mit ihm nicht stimmt. John ist nicht nur ein Soziopath, kann also die Gefühle von anderen Menschen nicht wahrnehmen, er weiß auch von sich selbst, dass er alle Grundvoraussetzungen aufweist, um zu einem Serienkiller zu werden. Dabei hat er bereits selbst einen solchen zur Strecke gebracht. Allerdings handelte es sich dabei um einen Dämon mit Reißzähnen und Klauen und keinen normalen Menschen.
Sich selbst hält er mit bestimmten Regeln im Zaum und versucht in jeder Lebenslage ein guter Mensch zu sein. Doch nun scheint es, als wolle ihn die Welt verhöhnen. Eben noch fühlte er sich sicher, da er einen echten Dämon besiegt hat, doch schon bricht die nächste Mordserie über die kleine Stadt, in der er lebt, herein. John weiß, dass es extrem unwahrscheinlich ist, dass zwei verschiedene Serienkiller in so kurzer Zeit in der gleichen Gegend morden und erkennt schnell, dass Botschaften dahinter stecken. Botschaften an ihn! Doch wer schickt sie ihm? Ein weiterer Dämon? Warum unterscheiden sich die gefundenen Leichen dann so sehr von den anderen? Sind Dämonen so verschieden oder hat er es doch mit einem Menschen zu tun?
Doch nicht nur die neuen Morde machen John zu schaffen, es muss sich auch immer wieder mit seiner eigenen Identität auseinander setzen. Den Teil von ihm, der morden und quälen will, nennt er "Mr. Monster", was ihm hilft, damit umzugehen und ihn von seinem wahren Ich fernzuhalten. Doch das fällt ihm immer dann besonders schwer, wenn das menschliche Verhalten um ihn herum ihn verwirrt oder schockiert. Da sind zum einen seine Schwester und ihr gewaltbereiter Freund und zum anderen Brooke, seine attraktive Mitschülerin und Nachbarin. Einerseits findet er sie wunderschön und begehrenswert, andererseits muss er die Emotionen, die Mr. Monster ihr gegenüber entwickelt, im Zaum halten. Diese große Fülle an Gefühlschaos und die grausamen Morde stürzen John geradewegs in ein so nicht gewolltes Abenteuer.
"Mr. Monster" ist bereits der zweite Roman von Dan Wells, der John Wayne Cleaver zum Protagonisten hat. Der Autor lässt seine Hauptfigur die Dinge aus seiner Sicht schildern, wodurch sie besonders intensiv wirken. Dadurch weiß man aber auch nie genau, ob etwas "wirklich so ist" oder ob es sich einfach nur um Johns sehr außergewöhnliche Art handelt, die Dinge wahrzunehmen. Dadurch, dass es sich bei ihm um einen Soziopathen handelt, wirkt die Erzählung an vielen Stellen natürlich sehr sachlich, obwohl im Leser selbst starke Emotionen ausgelöst werden.
Man muss "
Ich bin kein Serienkiller" nicht gelesen haben, um Mr. Monster zu verstehen, es gibt genügend Rückblicke, die das vergangene Geschehen beleuchten. Jedem, der die Serie komplett kennen will, kann man aber nur schwer empfehlen, mit dem ersten Band zu beginnen, um nicht vorweg Fragen beantwortet zu bekommen, die sich eigentlich erst am Ende des Romans beantworten - der Spoiler wäre enorm. Das Ende von "Mr. Monster" lässt außerdem darauf schließen, dass noch weitere Bände folgen.
Dan Wells räumt der Entwicklung von John und seiner Psyche einen außergewöhnlich großen Platz ein, was aber die besondere Spannung ausmacht und einen so besonders stark in den Roman eintauchen lässt. Man hat vom ersten Augenblick an das Gefühl, mit John zu fühlen und seinen greifbaren Mangel an Intensität auf diesem Gebiet nachvollziehen zu können. Gerade dadurch, dass man selbst eben nicht so empfindet, entstehen diese besondere Verbundenheit mit dem Protagonisten und die Spannung der Geschichte.
Die Handlung stellt eine gelungene Mischung aus einem knallharten Thriller und einem Horrorroman dar, der zusätzlich fantastische Elemente enthält. Die Spannung reißt nicht ab und zieht den Leser bis zur letzten Minute mit. Allzu zart besaitet darf man allerdings nicht sein, denn diverse Folterszenen werden hier ungeschönt geschildert, bewahren aber den nötigen Abstand durch die emotionslose Schilderung aus Johns Sicht.
Besonders hervorstechend ist außerdem die Gestaltung des Buches. Es ist so aufgemacht, dass es wie ein altes, benutztes und mit Blut beschriebenes Taschenbuch aussieht. Der alte Look wird durch den außergewöhnlichen Schnitt verstärkt. Es sieht an den Rändern tatsächlich wie ein gebrauchter, zerfledderter und oft durchgeblätterter Band aus.
Die "John Wayne Cleaver"-Reihe ist eine echte Empfehlung. Diese Art von Held ist ebenso neu wie die Idee der Geschichte. Die Spannung ist enorm, man frisst sich quasi atemlos durch die Seiten.
Eine Leseprobe von "Mr. Monster" gibt es auf der Verlagswebsite als PDF:
http://www.piper-verlag.de/media/0000461361.pdf