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Die Kölner Kriminalpolizei ist mehr als erleichtert, als sich eine in Höhe des Rheinauhafens treibende Wasserleiche als Teil einer Holzpuppe herausstellt. Es scheint sich um einen geschmack-, aber harmlosen Scherz zu handeln. Doch dann geschieht ein echter Mord: Eine Prostituierte wurde in ihrer Wohnung umgebracht. Hauptkommissar Jan Schiller traut seinen Augen nicht, als er unweit vom Tatort eine Frau sieht, die der Toten bis aufs Haar gleicht. Des Rätsels Lösung: Die junge Prostituierte Eva Engels hatte eine Zwillingsschwester. Jan, dessen Ehe gerade den Bach hinunter geht, fühlt sich stark zu der faszinierend schönen Frau hingezogen und hat bald Probleme, Beruf und Privates auseinander zu halten. Die Mordermittlung hingegen kommt nicht wirklich voran – bis der beste Freund der Toten erhängt in seiner Wohnung aufgefunden wird. Hat der junge Tanzlehrer Selbstmord begangen, weil ihm nach dem Mord an Eva Engels das schlechte Gewissen plagte? Zunächst deutet alles darauf, doch dann wird der Fall immer undurchsichtiger. Da hilft es auch nicht, dass immer mehr Körperteile der Holzpuppe über ganz Köln verteilt gefunden werden …
Nach "Falsche Herzen" ist "Kölnisch Wasser" der zweite Kölnkrimi von Reinhard Rohn, in dem Hauptkommissar Jan Schiller die Hauptrolle spielt. Erneut konzentriert sich der Autor nicht nur auf die Mordermittlung, sondern sehr intensiv auch auf das Privatleben seiner Figuren. Rohn beweist ein gutes Händchen bei der Mischung aus spannendem und dabei logischem Kriminalfall mit einigen unerwarteten Wendungen auf der einen und Tiefgang bei der Beschreibung seiner Charaktere auf der anderen Seite. Nicht nur Schiller und sein Privatleben werden eingehend betrachtet, auch seine Kollegin Birte Jessen hat eine schwere Zeit. Nicht nur, dass sie immer noch heftig um ihren verstorbenen Lebensgefährten trauert, auch der Pressesprecher der Kölner Polizei macht ihr das Leben gerade zur Hölle: Nach einem harmlosen One Night Stand sieht er in Birte die Liebe seines Lebens und verfolgt sie auf Schritt und Tritt, wobei er sich wie ein Stalker benimmt. Fans von Reinhard Rohn werden sich freuen, da es in diesem Krimi auch ein Wiedersehen mit Matthias Brasch gibt, der in Romanen wie "Die Weiße Sängerin" und "Der glückliche Tote" die Hauptrolle spielte – allerdings sind die Zeiten als erfolgreicher Kommissar für Brasch inzwischen vorbei. Natürlich gibt es wieder eine Menge Lokalkolorit und vieles aus den Kölner Veedeln zu entdecken, unter anderem auch Bezüge zum Einsturz des Stadtarchivs und vieles mehr.
Rohns Sprachstil ist, wie das für deutsche Lokalkrimis typisch ist, eher nüchtern und schmucklos, was der Spannung aber keinen Abbruch tut und gut zur nüchternen deutschen Ermittlungsarbeit passt. Nach einigen kleinen Längen und stilistischen Holperigkeiten am Anfang, findet Rohn zusehends mehr Sicherheit und der Leser dadurch immer mehr in die Handlung hinein, die mit einigen Überraschungen aufwartet und bei der die Spannung zum Ende hin deutlich zunimmt.