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Der letzte Revolvermann Mittwelts ist nicht mehr allein auf seiner Suche. Ihm zur Seite stehen nunmehr zwei Gefährten, die langsam ebenso in den Bann des Turms gezogen werden, wie Roland es schon erlebt hat.
Der Weg hat Roland, Eddie und Susannah vom Meer fort und in die Wälder Mittwelts geführt. Die beiden lernen vom Revolvermann, zu schießen und zu jagen. Nicht zufällig sind genau diese zwei Menschen ausgewählt worden, Roland auf der Suche beizustehen; sie lernen schnell und scheinen in ihren Herzen wahre Revolvermänner zu sein - besser gesagt, werden zu können.
Die Wälder halten jedoch Gefahren für sie bereit, und die erste lässt nicht lange auf sich warten. Ein gigantischer Bär, baumgroß und aggressiv, greift das Lager der Gefährten an. Zu dritt gelingt es ihnen zwar, das offensichtlich kranke Tier niederzustrecken, doch die Entdeckung, die sie am und im Kopf des Bären machen, ist schauerlich und seltsam: Nicht nur ragt etwas ähnliches wie eine Radarantenne aus dem Haupt des Untiers, nein, auch Stahlbänder, Metall und einen erlöschenden blinkenden Funken entdecken die Gefährten im Inneren. Am Oberschenkel des toten Bären finden sie eine Metallplatte angebracht, die den Verdacht nahe legt, es handle sich um einen Roboter, oder zumindest um kein gänzlich natürliches Tier. Wie sich später herausstellt, war der Bär der Wächter eines der zwölf Portale, die ringförmig um den Turm angelegt sind, der in ihrer Mitte liegt. Ein weiterer Schritt scheint getan, dem Ziel näher zu kommen.
Rolands Gesundheit, die nach den Medikamenten aus der fremden Welt wiederhergestellt war, verschlechtert sich plötzlich wieder, aber diesmal ist es sein Geist, der leidet. Etwas scheint ihn zu zerreißen, seinen Verstand anzugreifen und in zwei Teile brechen zu wollen. Er redet von Jake, dem Jungen, den er an der Poststation kennen gelernt hatte. Ist er tot, ist er nicht tot? Seinen Gefährten erzählt Roland von seiner Begegnung mit Jake und wie es mit dem Jungen weiterging.
Jake, der in seiner eigenen Welt ähnlich zerrissen wie Roland ist - ist er gestorben, ist er nicht gestorben? -, fühlt, dass er die fremde Welt mit diesem seltsamen Revolvermann finden muss oder wahnsinnig wird.
Eddie hat derweil eine Offenbarung, die ihr Schicksal entscheiden wird: Im Lagerfeuer sieht er einen Schlüssel und eine Rose, und Eddie weiß plötzlich, dass diese beiden Dinge ihnen den Weg zum Turm ebnen werden. Doch muss der Schlüssel erst geschnitzt und die Rose gefunden werden.
Die Suche nach dem Turm nimmt konkrete Formen an: Endlich haben Roland und seine Gefährten die ersten fassbaren Spuren mit dem Portal und seinem Wächter, der Rose und dem Schlüssel entdeckt. Doch der Weg ist noch weit, und die Gefährten werden auf schwierige Proben gestellt.
Die Charaktere, die in "Drei" bereits eingeführt und vorgestellt wurden, nehmen in "tot." immer deutlichere Konturen an und wachsen dem Leser noch mehr ans Herz. Gespannt verfolgt man ihre Entwicklung zu Revolvermännern unter Rolands lenkender Hand; den Lehrmeister selbst hasst und vergöttert man gleichermaßen. Liebevoll widmet sich King intensiv der Entwicklung seiner Figuren und schenkt ihnen eine beeindruckende Aufmerksamkeit, ohne sich in Langatmigkeit zu verlieren. Die Charaktere sind natürlich, frei von Klischees und auch nicht typisiert. Die Nebenfiguren bekommen wieder ihre Individualität und ihre Eigenarten, die ihnen Leben verleihen.
Auch die Handlung selbst gewinnt an Intensität und Dichte. Spuren werden gelegt, die nicht in diesem Band zum Ziel führen, Worte gesprochen, deren Bedeutung man nach dem Lesen dieses Buchs noch nicht abschätzen kann. Von Mittwelt entdeckt der Leser immer mehr, und er erfährt auch Neues, das das Verständnis erleichtert, ob in Landschaftsbeschreibungen, die mehr von Rolands Welt offenbaren, oder in Gesprächen, die die Gefährten mit Bewohnern Mittwelts führen.
Inhaltlich wie stilistisch übertrifft "tot." seine beiden Vorgänger, denn nun befindet sich der Leser gänzlich im reißenden Strom der Geschichte, deren epische Ausmaße sich immer mehr herauskristallisieren. Das Ende dieses Bandes, das natürlich nicht verraten werden soll, lädt dazu ein, sofort mit der Lektüre von "Glas", dem vierten Band, weiterzumachen, da King erstmalig in der Reihe ein konkret offenes Ende mit Fortsetzungscharakter lässt.