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Endlich hat die junge Archäologin Sonja die Gelegenheit, ihren Traum in Erfüllung gehen zu lassen: Sie soll nach dem Grab der Nofretete suchen. Der Ausgrabungsleiter Paul Lehmann, der vor ihr das Team geleitet hat, ist spurlos verschwunden und niemand weiß, ob er überhaupt noch lebt. Dank der guten Beziehungen Sonjas besten Freundes verschafft ihr Lehmanns Verschwinden den begehrten Job. Sonjas Freund Claus ist zwar gar nicht begeistert davon, dass sie mehrere Monate Hamburg verlassen will, gerade wo sie doch zusammenziehen wollten, doch die junge Frau erkennt, dass es ihm dabei mehr um sich selbst geht und er sie unbedingt um sich haben will, als dass er sich wirklich um sie sorgt. Deswegen fliegt sie in das Land ihrer Träume und widmet sich dort ganz der neuen Herausforderung.
In einer mit Passwort gesicherten Datei, die Sonja nur mit der Hilfe von Jonas, einen Physiker, knacken kann, finden sich Informationen des alten Ausgrabungsleiters. Er schreibt, dass er selbst nicht mehr an einen Grabfund glaubt. Auch Jonas selbst, den Sonja langsam näher kennenlernt, hat so eine Ahnung, dass Nofretete nie begraben wurde. Er glaubt an Zeitreisen und Sonja lässt sich nach und nach auf seine Theorie ein und begleitet ihn schließlich sogar in die Wüste, um dort nach einem sagenumwobenen Isis-Tor zu suchen. Und tatsächlich gelingt es ihnen, ein solches zu finden und selbst in die Vergangenheit zu reisen. Direkt in die Stadt, in der Nofretete lebte.
Natürlich hofft Sonja, das Thema ihrer Arbeit persönlich zu sehen, allerdings ist es für sie und Jonas in der Vergangenheit nicht so einfach zu überleben. Sie werden für Mitglieder einer Organisation gehalten, die den Pharao Echnaton töten will, der hat nämlich befohlen, einzig den Sonnengott Aton zu verehren und schimpft jeden anderen Glauben Ketzerei. Da wundert es nicht, dass er viele Feinde hat, die ihn lieber tot sehen wollen. Sonja und Jonas werden in die politischen Intrigen verwickelt, ohne es zu wollen. Für die beiden beginnt das größte Abenteuer, das sie sich vorstellen können.
Der Zeitreise-Roman "Das Isis-Tor" von Marlies Arold ist eine kurzweilige Unterhaltung für Zwischendurch. Die Autorin entführt den Leser in das alte Ägypten, um das sich viele Sagen ranken und das immer wieder Rätsel aufgibt. Besonders bekannt ist Nofretete, die hier die Verbindung zwischen unserer Zeit und der Vergangenheit darstellt. Aber auch die alten Götter spielen eine große Rolle und sorgen für eine gute Prise Fantasy in der Geschichte.
Zwar merkt man, dass Marlies Arold sich mit der Vergangenheit und der ägyptischen Geschichte beschäftigt hat, trotzdem bleibt der Roman auf eine gewisse Weise oberflächlich. Man hat nie wirklich das Gefühl, mit Sonja gemeinsam in die Vergangenheit einzutauchen, sondern sieht vor seinem inneren Auge eher die Kulisse eines durchschnittlich aufgezogenen Fernsehfilms. Dieser Eindruck wird leider durch die teilweise fehlende Tiefe in der Geschichte verstärkt. So wird die Reise in die Vergangenheit zum Beispiel in keinster Weise erklärt. Die Protagonisten kommen zu einem magischen Ort, es leuchtet ein geheimnisvolles Licht auf, und schwupp befinden sie sich in der Vergangenheit. Man vermisst die Erklärung, wie das denn bitte funktionieren soll und warum diesen doch so einfach funktionierenden Zeitreise-Ort vor ihnen niemand entdeckt hat. Oberflächlichkeiten dieser Art, die auch an anderen Stellen vorkommen, lassen leider eine gewisse Unglaubwürdigkeit entstehen, dem Roman fehlt es deutlich an Tiefe.
Die einzelnen Figuren sind gut erdacht und die Autorin geht erfreulich oft auf Einzelschicksale ein, auch wenn diese nur sehr lose mit der Haupthandlung verknüpft sind. Hier traut sie sich auch mal, einen lieb gewordenen Charakter sterben zu lassen, wodurch es spannend bleibt.
Wer sich für das alte Ägypten interessiert, aber eher eine geschönte und unterhaltsame Variante bevorzugt, wird mit dem "Isis-Tor" sicherlich seinen Spaß haben. Allen, die etwas tiefgreifendere Unterhaltung suchen, die nicht nur eine spannende Geschichte, sondern auch echte Substanz im Hintergrund bietet, sollten hier eher die Finger von lassen.