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Pilates ist ein ganzheitliches Körpertraining, das der Kräftigung der Muskulatur, vor allem der Beckenboden-, Bauch- und Rückenmuskulatur, dient. Sowohl auf der Matte als auch an speziellen Geräten lässt sich diese Methode praktizieren. Dabei werden gerade die tiefer liegenden, oft schwächeren Muskelgruppen gekräftigt, welche die Wirbelsäule stützen. Damit sorgt Pilates für eine gute Körperhaltung und gleicht Dysbalancen der beiden Körperhälften aus. Das Training regt den Kreislauf an und erhöht die Körperwahrnehmung. Neben der Stärkung der Muskulatur verbessern sich Kondition und Bewegungskoordination. Kraftübungen, Stretching und bewusste Atmung spielen in idealer Weise zusammen.
Entwickelt wurde die Pilates-Methode von dem in Mönchengladbach geborenen Joseph Hubert Pilates. Pilates nannte seine Methode zunächst Contrology, da es gilt, die Muskeln mit Hilfe des Geistes zu steuern. Der Autor des vorliegenden Buches, Paul Massey, ist als Pilates-Instrukteur und Physiotherapeut tätig. Er betreute bereits mehrfach verschiedene Mannschaften bei den Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften. Im Jahr 2000 erhielt er den BBC Sports Personality of the Year Team Award. Dazu schrieb er mehrere Bücher über Sportverletzungen und Pilates.
In "Pilates Anatomie" gibt Massey zunächst eine Einführung in Pilates. Er erklärt die Methode, stellt verschiedene Konzepte vor und nennt die Elemente eines Trainings. Daneben sind Haltungs- und Bewegungsanalysen Gegenstand des Buches. Dabei geht es um die folgenden Fragen: Welche Körperhaltungen und Haltungstypen gibt es? Wie können Haltung und Bewegung analysiert werden? Was ist bei der Körperhaltung während des Trainings zu beachten? Die Muskeln spielen dann die Hauptrolle im Kapitel "Anwendung der Pilates-Methode". Hier findet der Leser ein komplettes typisches Trainingsprogramm. Die Übungen dazu - vierzig klassische Übungen sind es im Ganzen, in Wort und Bild erklärt - folgen. Das über hundertfünfzig Seiten umfassende Buch schließt mit einem Glossar, anatomischen Richtungsbezeichnungen, einer Übersicht der Muskelgruppen und Muskeln des Bewegungsapparates und einer Bibliografie.
"Pilates Anatomie" richtet sich an Trainer, Therapeuten und Einsteiger. Es gilt als Standardwerk des Pilates und gibt eine sehr ausführliche Einführung in die Methode. Paul Massey erklärt, worauf es bei der Ausübung von Pilates ankommt und geht auf die zentrale Funktion des "Powerhouse" (Muskeln in der Lendengegend) und die Atmung ein.
Die Haltungs- und Bewegungsanalyse dürfte wohl vor allem für Therapeuten und Trainer von Bedeutung sein. Anhand verschiedener Haltungstypen werden Fehlhaltungen erklärt und eine Tabelle listet die häufigsten Haltungsfehler auf und nennt Übungen, um diese zu korrigieren.
Interessant ist auch der Abschnitt über die Pilates-Methode selbst, der sehr ins Detail geht und selbst die Bewegungskomponenten einer Pilates-Übung erklärt. Eine Orientierung bietet das Trainingsprogramm. Hilfreich ist es, dass die Übungen mit den Schwierigkeitsgraden von A für Anfänger über M wie Mittelstufe bis F für Fortgeschrittene gekennzeichnet sind.
Den größten Teil des Buches nehmen die Pilates-Übungen ein. Nachdem das Übungsziel genannt ist, etwa "die Flexibilität der Hüfte verbessern", gibt der Autor sehr spezifische und ausführliche Hinweise zur Ausführung der Übung. Er nennt Tipps, welche die Stellung erleichtern, und Punkte, die es zu beachten oder zu vermeiden gilt. Zuletzt wird der trainierte Muskel genannt - in diesem Beispiel der Hüftstrecker. Die Anleitungen sind sehr präzise und auch ohne Vorkenntnisse gut zu verstehen und nachvollziehbar. Dies gilt für den Text des gesamten Buches.
Die ganze rechte Seite gehört den anatomischen Zeichnungen. Die farbigen Pastellzeichnungen sind sehr ansprechend und ästhetisch. Sie zeigen den ganzen Körper oder Körperteile, etwa die innenliegenden Muskelstränge, den Beckenbereich oder die Beine. Neben den Muskeln werden Teile des Skeletts abgebildet und verdeutlichen die inneren Vorgänge während der Pilates-Übung. Es wird sehr schön deutlich, welche Muskeln trainiert werden und wie sich die Stellung, etwa des Oberschenkelknochens, verändert. Die Zeichnungen tragen zu einem besseren Verständnis der Übungen bei und helfen, sie fehlerfrei zu praktizieren. Sie zeigen, dass Pilates nicht nur isolierte Muskeln trainiert, sondern ganze Muskelgruppen, den ganzen Körper, Ober- oder Unterkörper, was wiederum für die Methode spricht. Die Muskeln sind dazu mit ihren lateinischen Bezeichnungen benannt.
"Pilates Anatomie" bietet genau die richtige Mischung von Theorie und Praxis und ein ausgewogenes Verhältnis von Text und Abbildungen. Es genügt professionellen Ansprüchen und ist selbst dem ambitionierten Anfänger, der sich genau informieren möchte, zu empfehlen. Wobei anzumerken ist, dass Pilates nicht so ohne weiteres im Selbststudium per Buch erlernbar ist, da die Atmung und die andauernde Kontraktion der Bauchmuskeln eine zentrale Rolle spielen. Auch dauert es oft eine Weile, bis einzelne Muskeln genügend ausgebildet sind, um selbst fortgeschrittenere Übungen korrekt auszuführen. Es ist jedoch allemal interessant und motivierend, sich die Muskelzeichnungen anzusehen und zu erkennen, welche Muskeln im Einzelnen bei den Übungen trainiert werden. Das Buch ist übersichtlich und strukturiert aufgebaut. Das handliche, gut verarbeitete und ansprechend gestaltete Softcoverbuch im DIN-A5-Format lässt sich auch gut mal mit zum Training nehmen ohne Schaden zu erleiden.
In gleicher Aufmachung beim Riva Verlag erschienen sind "Anatomie des Stretchings" und "Yoga-Anatomie".
Eine Leseprobe von "Pilates Anatomie" gibt es auf der Website des Verlags.