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Ein Mann ohne Vergangenheit, ein Mann ohne Namen, der überall anders heißt, trägt einen Koffer voller Geld mit sich. Viele Leute scheinen ihn zu kennen, doch er selbst kennt sich nicht. Ohne Kleidung, weggeworfen wie ein Stück Dreck, erwachte er auf einer Müllkippe. Weder wusste er, woher seine blutenden Wunden stammten, noch wusste er, wem der Koffer Geld gehörte, den er neben sich fand. Allein wandert er in einer trostlosen Welt unter einem grauen Himmel. Und von eben diesem Himmel fällt ihm eines Tages Tito in die Arme
Tito ist ein kleiner Junge. Seine Haare sind strahlend golden wie Weizen und seine großen blauen Augen leuchten voll Hoffnung. Er ist es, der dem Mann ohne Namen einen Namen gibt. Er nennt ihn Stork, das bedeutet Storch. Vögel sind nämlich Titos liebster Zeitvertreib. Obwohl es heißt, dass sie jetzt, nach dem Krieg, der auch die Sonne verdunkelt hat, ausgestorben sind, sucht er verzweifelt einen lebenden Vogel. Bevor seine Mutter starb, wünschte sie sich, irgendwohin zu gelangen, wo es einen blauen Himmel gibt. Tito ist der Meinung, wenn es Vögel gibt, dann gibt es irgendwo auch einen blauen Himmel. Und dorthin will er für seine Mutter gehen.
Stork indes kümmert sich um Tito, so gut es geht. Beide finden jeweils beim anderen Geborgenheit und Wärme. Und beide sind mit den Narben ihrer Vergangenheit gezeichnet, die sie bis in alle Ewigkeit tragen werden. Doch in ihre Gemeinschaft bricht bald die Vergangenheit Storks ein. Denn er erinnert sich wieder daran, wer er ist und wer er war. Aber nichts, was gewesen ist, erscheint ihm so stark wie die Freundschaft, die ihn mit Tito verbindet. Gemeinsam stellen sie sich den Gespenstern der Vergangenheit.
Dieser Manga ist nichts für Menschen, die einfache und simple Geschichten bevorzugen. Hier werden alle Stärken dieses Genres ausgelotet. Nicht nur die Worte der Figuren, vielmehr die einzelnen Zeichnungen, erzählen die Geschichte weiter und bilden somit ein umfassendes Kunstwerk. Die Beziehung zwischen Stork und Tito ist nicht ungetrübt. Beide tragen Trauer in sich und halten deswegen an dem fest, was sie nun besitzen. Ihre Gemeinschaft ist das Einzige, was sie von der Einsamkeit trennt. Jeder von ihnen hat sein eigenes Stigma, doch noch haben sie die Hoffnung nicht aufgegeben. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem Ort, an dem es einen blauen Himmel gibt, so blau wie die Augen von Tito.
Es ist schwer zu beschreiben was an diesem Manga so besonders ist. Er ist in vieler Hinsicht anders als das, was man in diesem Genre gewohnt ist. Die komplette Geschichte ist auf farbige Seiten gebannt. Dadurch kommt die Trostlosigkeit der Umgebung und das anklagende Blut, das auf vielen Seiten prangt, besonders gut zur Geltung. Die Geschichte ist traurig und berührt den Leser zutiefst. Die faszinierenden Bilder brennen sich in das Auge des Betrachters ein und vermitteln ihm eine tiefere Sicht der Erzählung. Es wird in den Bildern nicht nur die Geschichte erzählt. Eine Vielzahl an Abbildungen vermittelt lediglich ein bestimmtes Gefühl und versinnbildlicht die Situation. Die Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren geht tiefer als jede Freundschaft und sogar tiefer als jede sexuelle Verbindung. Durch die innige Bindung, die zwischen den beiden herrscht, an der sie unerschütterlich und verzweifelt festhalten, zeigt sich dem Leser das ganze Bild der Hoffnungslosigkeit und Trostlosigkeit, das sie verbindet.
Dieser Manga ist nichts, was man nach wenigen Minuten durchgelesen und in die Ecke geworfen hat. Die traurige Geschichte nimmt den Leser ziemlich mit. Auch wenn am Ende ein Stück Hoffnung sich breit machen kann, wird gleichzeitig doch die Sinnlosigkeit dessen gezeigt. Die Bilder sind einfach faszinierend. Viele muss man längere Zeit betrachten, da sie so intensiv und stimmungsvoll sind. Natürlich ist die Gestaltung des Mangas, da er komplett in Farbe ist, etwas besonderes. Diese opulente Ausstattung rechtfertigt auch den Preis, der höher als bei anderen Mangas liegt. Denn dies ist nicht nur ein Comic, sondern vielmehr ein regelrechtes Kunstwerk. Mich hat es sofort angesprochen. Stigma war der erste Manga, den ich in Händen hielt und er ist auch von allen, die ich bislang gelesen habe, der beste. Es würde mich wundern, wenn irgendetwas diese Geschichte toppen könnte.