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Eigentlich wollte Émile Poiret, der scharfsinnige belgische Meisterdetektiv, in Paris nur Urlaub machen, hat die Stadt doch vieles, was seine englische Exil-Heimat London nicht bietet – kulinarische Genüsse zum Beispiel. Aber, wie könnte es anders sein, schon bald ist der Detektiv in eine Reihe neuer Mordfälle verwickelt. Die Opfer sind sehr unterschiedlich und scheinen auf den ersten Blick nichts gemeinsam zu haben: ein Clochard, der auf der Straße lebte, eine Varieté-Tänzerin, ein erfolgreicher Bankier.
Doch dann findet die Polizei, immer tatkräftig unterstützt von Poiret, bei allen drei Mordopfern einen Brief, den sie offenbar kurz vor ihrem gewaltsamen Tod erhalten haben. In jedem der Schriftstücke steht nur eine einzige Zeile: "Den Sünden der Väter." Rätselhaft? An und für sich schon, aber natürlich ist kein Rätsel für Poiret zu schwer …
"Vanisia" ist die fünfte Folge der Hörspielserie "Die Morde des Émile Poiret" und punktet am Anfang durch eine sehr spannende Ausgangssituation: drei ganz verschiedene Menschen erhalten seltsame Drohungen per Brief. Die Spannung spitzt sich zu, bis alle drei einem geheimnisvollen, grausam vorgehenden Mörder zum Opfer fallen. Autor Ascan von Bargen hat sich relativ viel Zeit genommen, alle drei Akteure erst mal in Ruhe vorzustellen, was dem Hörspiel gut tut. Es dauert einige Zeit, bis die Hauptfigur in Gestalt des schrulligen, gemütlichen Detektivs Poiret die Bühne betritt. Selbstredend, dass der ermittelnde Pariser Kriminalinspektor bereits von Poirets meisterlichem Verstand gehört hat und ihn gerne in die Ermittlungen mit einbezieht.
Leider verliert sich das Hörspiel danach mehr und mehr in unglaubwürdigen Entwicklungen und Ermittlungen, die ziemlich laienhaft wirken. Im Gegensatz zum langsamen Einstieg wird der Fall gegen Ende sehr schnell und verdammt unlogisch gelöst. Die Auflösung, wer denn nun der Täter ist und warum, ist lachhaft unrealistisch; die Schlussszene hanebüchen und offenbar dazu gedacht, das Wahrzeichen von Paris, den Eiffelturm, noch schnell mit einzubinden und den Mörder in einer kurzen und unbefriedigenden Szene zumindest für einen Satz zu Wort kommen zu lassen.
Auch Poiret handelt teilweise recht dilettantisch und emotionslos, bringt eine Zeugin ohne große Sorge in Lebensgefahr (um danach im Schneckentempo einzugreifen) und wirkt insgesamt eher selbstherrlich als brillant - die Lösung fällt ihm, wie so oft, geradezu in den Schoß, nachdem er zufällig eine einzige Querverbindung hergestellt hat.
So verschenkt "Vanisia" leider Tonnen von Potenzial, das sich aus der gelungenen Kombination "Drohbriefe" und "Verbindungsglied zwischen den so unterschiedlichen Opfern" sicherlich ergeben hätte. Den Sprechern kann man aber keinen Vorwurf machen; sie agieren in dieser Inszenierung allesamt souverän und überzeugend, allen voran Donald Arthur, der der Figur Émile Poiret die charakteristische tiefe Stimme und den stark übertriebenen belgischen Akzent verleiht.
Die Reihe "Die Morde des Émile Poiret" ist nicht immer mit den besten Einfällen gesegnet, was Script und Logik angeht, aber weiß durch die sympathisch-überzeichnete Figur des ermittelnden Detektivs und das generell gute Niveau der Sprecher dennoch gut zu unterhalten. Bei "Vanisia" stört allerdings des Rätsels Lösung doch sehr, denn alles wirkt ziemlich an den Haaren herbeigezogen und nach einem sorgfältigen Einstieg zu schnell abgehandelt.