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Eve, Tochter eines englischen Geschäftmannes und einer Deutschen, wird von ihrem Vater als Teenager aus dem quirligen London in die Einöde Norddeutschlands verfrachtet. Ihre Mutter verabschiedete sich lieber nach Spanien. Seitdem fühlt sich Eve entwurzelt, weiß nicht, wo sie hingehört. Da kommt ihr die Stelle beim altehrwürdigen Londoner Hotel Rochester gerade recht, um einen Neuanfang zu wagen. Eve packt die Koffer, trennt sich am Flughafen von ihrem langjährigen Lebensgefährten Mark und versucht in der alten Heimat wieder dazu zu gehören.
Aber so ganz klappt das nicht. Eve bleibt seltsam fremd in London. Sie findet keine echten Freunde, lebt in dem Haus von Bekannten wie in einem Hotel und weiß auch in Sachen Liebe nicht, was sie will. Einzig ihre Arbeit lenkt sie ab – die Frage ist nur, wie lange?
Wie schwer es bei "Ein einziges Jahr" ist, nicht zu viel von der Handlung zu verraten, zeigen die Texte vom Buchrücken und der Klappentext. Hier werden teilweise Ereignisse angesprochen, die erst im letzten Viertel des Buches geschehen. Dazwischen ist erstaunlich viel Leere. Immer wieder werden Handlungen angeschnitten, die auch im Klappentext erwähnt werden, aber die alle im Nichts verlaufen. Sei es die Beziehung zu dem Künstler Hope, die zu Eves Chef oder ihre Arbeit – alles wird viel zu sehr nebenbei behandelt, um wirklich Tiefe zu entwickeln. Auch das Andeuten von Ereignissen, wie Eves Beziehung zu ihrem Chef, ist nicht gerade eine Stärke der Autorin. Zudem springt die Handlung viel zu sehr, so dass sich kaum eine kontinuierliche Geschichte entwickeln kann. Lediglich die Beziehung von Eve zu dem Queendouble Elisabeth zeugt von etwas Tiefe. Aber im Grunde ist man mit den Gedankengängen der Hauptfigur allein gelassen – eine wirkliche Schwachstelle des Buches.
Louise Brown ist eine erfolgreiche Journalistin. Dass sie nicht schreiben kann, sollte man daher wirklich nicht annehmen. Zu vermuten ist also, dass Eve und ihr Gefühlschaos zu sehr ans Leben der Autorin angelehnt sind. Es ist eben eine besondere Kunst, widersprüchliche, teilweise konträre Gefühle auf wenige hundert Seiten zu bannen. Louise Brown gelingt es nicht. Ihre Eve wirkt quengelig, unentschlossen, pessimistisch. Hier hätte man vielleicht noch etwas retten können, wenn man den Roman Eve aus der Ich-Perspektive hätte erzählen lassen. So hat man aber eine Romanfigur, der ständig noch etwas Negatives einfällt, nur um sich danach zu sehnen und es dann im nächsten Moment zu verdammen.
Eine wirkliche Handlung oder faszinierende Nebencharaktere, die das Buch hätten retten können, fehlen auch. Dabei blitzt durchaus das Talent der Autorin durch, sie kann gut beschreiben. Nur bleiben ihre Charaktere seltsam blass. Vielleicht hätte man hier nicht krampfhaft versuchen sollen, die Realität einzufangen, sondern Charaktere in einem Buch eben einfach nur Romanfiguren sein lassen können.
So lässt einem das Buch seltsam kalt und die Frage kommt auf, was das eigentlich sein sollte? Eine Liebesgeschichte? Ein Drama? Am ehesten ist "Ein einziges Jahr" ein "Coming of age"-Roman mit einer Heldin, die dafür allerdings etwas zu alt ist.