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Die Welt der kleinen Sallie ist ein recht überschaubarer Fleck. Mit vielen anderen Bediensteten lebt und arbeitet sie zu einem Herrenhaus, umgeben von einer riesigen Hecke. Keiner hat je das Gelände verlassen. Doch selbst mit seinen dreizehn Jahren ist es dem Küchenmädchen nicht gelungen, alle Winkel des weitläufigen Hauses zu ergründen.
Wenn Sallie nicht arbeitet hat sie einen Zufluchtsort, der sie weit über die Grenzen ihrer Welt hinaus führt: die Bibliothek. Dort versinkt sie in den Geschichten, die ihr der Bibliothekar Uhl zum Lesen gibt. Dort erfährt sie, was Länder, Meere, Seen und Berge sind und erlebt an der Seite der Protagonisten wundervolle Abenteuer. Die Geschichten über den bösen Nebelkönig, einen mächtigen Magier, dessen Schreckensherrschaft sich nur die sogenannte Katzenkönigin entgegenstellte, fasziniert sie besonders.
Sallies eigenes Leben ist wesentlich beschaulicher und doch soll sich durch ein einziges Ereignis ihr ganzes Leben verändern. Dabei soll sie nur einmal als Serviermädchen bei der Herrschaft aushelfen. Doch was wie ein gewöhnliches Diner beginnt, endet in einem sinnlosen Gemetzel, bei dem Sallie nur mit viel Glück davon kommt. Aber noch viel merkwürdiger ist, dass am nächsten Morgen alle Opfer wieder quicklebendig ihrer Arbeit nachgehen, als wäre nichts geschehen. Mit diesem Tag fängt Sallies an, immer mehr Ungereimtheiten und Merkwürdiges zu entdecken. Sallie ist nicht mehr die Selbe und ihr geht auf, dass die Welt in ihren Büchern vielleicht realer sein könnte als sie es sich hätte ausmalen können ...
Mit "Der Nebelkönig" entführt Autorin Susanne Gerdom den jugendlichen Leser in eine Geschichte in einer Geschichte. Doch für die Hauptfigur Sallie ist dies lange noch nicht klar. Anfangs wird der Leser erst in eine etwas märchenhafte anmutende Welt eingeführt, in der die einzige Abwechslung des Alltags für Sallie die Flucht zu ihren geliebten Büchern darstellt. Dort gerät der Leser dann auch zum ersten Mal mit der anderen Geschichte in dieser Geschichte in Berührung: der des Nebelkönigs. Seine Geschichte wird beinahe zufällig in die Haupthandlung eingeflochten. Langsam aber sicher baut sich allerdings im Leser die Vermutung auf, dass an dieser Erzählung mehr dran sein könnte, auch wenn er dadurch Sallie ein Stück voraus ist. Erst als sich die Ereignisse überschlagen, wird auch ihr klar, was der Leser schon längst ahnt.
Hierin ist auch das große Manko dieser Geschichte zu finden: Nach einem idyllischen Anfang wird die Story plötzlich brutal und dann zunehmend mysteriöser. Zum Schluß scheint kaum Zeit geblieben zu sein, dem Ende genug Raum zu geben. Alles passiert Knall auf Fall und wirkt dadurch nur noch wenig harmonisch oder plausibel.
Damit liegt dem "Nebelkönig" zwar eine schöne Idee zu Grunde, das Buch verliert aber am Ende zu viel, was sehr bedauerlich ist.