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 Max Manus - Man of War


Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Norwegen 1940: Das Deutsche Reich hat das Land ohne großen Widerstand besetzt. Doch Max Manus (Aksel Hennie), der als Freiwilliger im Winterkrieg gegen die Sowjets gekämpft hat, will sich nicht damit abfinden, dass auf dem norwegischen Parlament die Hakenkreuzfahne flattert. Zusammen mit seinem Freund Gunnar Sønsteby (Knut Joner) schließt er sich dem in Oslo aufkeimenden Widerstand an und verbreitet Flugschriften und Plakate. Doch voller Tatendrang unterlaufen der Gruppe Fehler, so dass die Gestapo den Widerständlern schnell auf die Spur kommt. Max kann sich mit einer spektakulären Flucht der Verhaftung entziehen und entkommt nach Schottland, wo er zusammen mit anderen Landsleuten vom britischen Geheimdienst zum professionellen Saboteur ausgebildet wird. Als er 1943 in seine Heimat zurückkehrt, führt Max mit Gunnar und den anderen Freiheitskämpfern Attentate auf deutsche Schiffe in norwegischen Häfen durch und avanciert schnell zur Ikone des norwegischen Widerstands. Doch jeder Erfolg hat seine Schattenseite: Der gewissenlose Gestapo-Offizier Siegfried Fehmer (Ken Duken) versucht die Saboteure mit Vergeltungsaktionen aus ihren Verstecken zu locken und scheut nicht davor zurück, Unschuldige zu foltern und zu ermorden.

Nationalhelden und Patrioten, die sich gegen das menschenverachtende System der Nationalsozialisten auflehnten, haben in der Filmbranche Hochkonjunktur – nicht zuletzt dank des Booms, den der cineastische Mahnruf gegen das Vergessen in den letzten Jahren erfahren hat. Marc Rothemund warf mit "Sophie Scholl – Die letzten Tage" einen emotionalen wie auch authentischen Blick auf die Weiße Rose, Bryan Singer bewies mit "Operation Walküre" die Blockbuster-Tauglichkeit der Figur Stauffenberg und dem dänischen Widerstand gegen die deutschen Besatzer setzte Ole Christian Madsen 2008 mit "Tage des Zorns" ein vorzüglich gespieltes Denkmal. Im selben Jahr wurde auch dem Widerstand in Norwegen filmisch Rechnung getragen und mit dem Kriegsdrama "Max Manus" das Leben des titelgebenden Widerstandskämpfer verfilmt. In seiner Heimat eine Legende, ist der 1996 verstorbene Freiheitskämpfer und Saboteur hierzulande ein weißer Fleck auf der Landkarte des antifaschistischen Widerstandes. Umso wichtiger nimmt sich daher die Tatsache aus, dass der Streifen nun auch seinen Weg in die deutschsprachigen Gefilde gefunden hat.

Der Ruhm vom schillernden Widerstandskämpfer verpflichtet zu einem kritischen Blick auf diese historische Figur, birgt aber auch die Gefahr verblendender Idealisierung. Das Regie-Duo Joachim Rønning und Espen Sandberg, das auch für die Westernkomödie "Bandidas" verantwortlich zeichnet, wollte mit seinem Biopic keine Verklärungsarbeit leisten und bemühte sich um vorbildliche Geschichtstreue, die nicht zuletzt dem Drehbuchautor zu verdanken ist: Thomas Nordseth-Tiller, der schon während seines Studiums in San Francisco an einem Drehbuchentwurf zu einem Film über den norwegischen Widerstand schrieb, hat auf der Basis von Manus' Erinnerungen sein Skript zu "Max Manus" verfasst und verbrachte mehrere Jahre mit intensiver Spurensuche in diversen Archiven. Das Ergebnis ist eine anschauliche Zeichnung vom Oslo der Vierziger Jahre. Mit einer Hakenkreuzflagge auf dem Parlament und einem verstaubten Posten Wehrmachtsuniformen aus der Requisitenkammer begnügt sich "Max Manus" nicht, stattdessen wird mustergültige Detailverliebtheit zelebriert: Die Gestapo-Akten zu Manus und den anderen Mitgliedern der so genannten "Oslobande" sind in deutscher Sprache verfasst, in der schottischen Akademie unterhalten sich britische Offiziere im Hintergrund auf Englisch – eine Liebe zum Detail, die jede Hollywood-Produktion vermissen lässt. Auch Manus' Werdegang vom naiven Rebellen zum professionellen Saboteur wird eindringlich geschildert und vorbildlich recherchiert erzählt: Sein halsbrecherischer Sprung aus dem Fenster seiner Wohnung im zweiten Stock, der ihn vor dem Zugriff durch die Gestapo bewahrte, seine Ausbildung in Schottland, seine Sabotageaktionen gegen deutsche Versorgungsschiffe, die Sprengung des Archivs des Arbeidskontorets in Oslo 1943 – alle wichtigen Stationen seines Lebens wurden pflichtbewusst abgegangen.

Bemerkenswert ist das Bestreben der Filmemacher, der unreflektierten Glorifizierung der Figur Max Manus' eine Abfuhr zu erteilen und die schillernde Ikone des norwegischen Widerstands als das zu entlarven, was sie ist: ein Mensch mit Stärken, aber auch mit Schwächen, ein Mensch, der alles andere ist als der fehlerlose Freiheitskämpfer, zu dem er immer wieder hochstilisiert wurde und wird. So druckt und verbreitet Manus mit Gleichgesinnten voller Tatendrang Flugblätter gegen die verhassten Besatzer, ohne jedoch nur einen Gedanken an die möglichen Konsequenzen zu verschwenden – die in Form von Folter und Verhören durch die Gestapo auf dem Fuß folgen sollten. Mit seiner spektakulären Flucht vor der Geheimen Staatspolizei avanciert er zum Helden der norwegischen Widerstandsbewegung, sogar eine Anerkennung durch den im englischen Exil lebenden König erfährt Manus. Doch dieser Ruhm lässt ihn Fehlentscheidungen fällen, die einige seiner Freunde mit dem Leben bezahlen.

Die Krönung dieser berührenden Zeichnung des Menschen Manus ist das gelungene Filmende: Wer braucht einen Widerstandskämpfer, der sich voll und ganz dem Kampf gegen die Besatzer verschrieben hat, wenn das Land erst einmal seine Freiheit wiedererlangt hat? Doch Max Manus ist eine Lichtgestalt im finstersten Kapitel der norwegischen Zeitgeschichte, und so scheint ein Film über Manus nicht gänzlich ohne glorifizierende Zugeständnisse auszukommen. Auch wenn er diese gar nicht notwendig gehabt hätte, zeigt "Max Manus" doch auch die Kehrseite der Widerstandsmedaille und hinterfragt die moralische Rechtfertigung des norwegischen Freiheitskampfes: Jede erfolgreiche Sabotageaktion wird von deutscher Seite mit Vergeltung beantwortet. Unschuldige Menschen werden in den Konflikt zwischen Widerstand und Besatzungsmacht hineingezogen, verhaftet, gefoltert und ermordet.

Doch nicht nur als Biopic funktioniert "Max Manus", auch als eindringliches Porträt eines besetzten Norwegens, das die Ketten des Hakenkreuzes nicht dulden will, weiß der Streifen zu unterhalten. Die Sabotageaktionen sind spannend inszeniert, die wenigen CGI-Einlagen können sich sehen lassen und das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Manus und Fehmer wird schnörkellos und angenehm kühl vorangetrieben. Neben dem hervorragenden Drehbuch tragen auch die Schauspieler ihr Scherflein zum Gelingen des Films bei, allen voran Aksel Hennie mit seiner menschlichen Darstellung des Max Manus und Knut Joner als Gunnar Sønsteby. Bedauerlicherweise bleibt im Gegenzug Ken Duken ("Zweiohrküken") als charismatischer wie skrupelloser Gestapo-Offizier auf der Strecke. Er kommt nie über raue Skizzierungen hinaus, die Vielschichtigkeit seines Charakters bleibt angedeutet, er geht als gesichtsloser Henker in dem Meer deutscher Uniformität unter.

Hinsichtlich der DVD-Auswertung hat Capelight Pictures gute Arbeit geleistet: Der Streifen gelangt als 2-Disc-Collector's-Edition im schmucken Steelbock auf den DVD-Markt. Das Bild geht im Großen und Ganzen in Ordnung, nur in manchen Aufnahmen rauscht das Bild oder hat mit schwachen Schärfewerten zu kämpfen. Der 5.1-Ton kommt vor allem in den Kampfszenen zur Geltung, wenn gut verortbares sowjetisches MG-Feuer die norwegischen Freiwilligen aufreibt.
Das Bonusmaterial kann sich sehen lassen: Die beiden Discs bieten ein 46-minütiges informatives Feature über die historische Figur Max Manus, eine rund 70-minütige Doku über die Entstehung des Films, ein Interview mit Gunnar Sønsteby und Max Manus' Frau Tikken, die Aufzeichnung einer Podiumsdiskussion mit Gunnar Sønsteby und ein unkommentiertes Featurette über die Spezialeffekte, daneben noch Outtakes und entfallene Szenen, eine Bildergalerie, Originaltrailer und -teaser sowie die obligatorische Trailershow. Außerdem kann man den Film mit einer Einleitung von Tikken Manus starten. Sehr löblich: Capelight kommt den Sammlern unter der Käuferschaft entgegen, indem das FSK-Logo das Steelbook lediglich als Sticker verunziert; wem das Logo ein Dorn im Auge ist, der nimmt es einfach herunter.

Fazit:
"Max Manus" bemüht sich Szene für Szene um eine authentische Zeichnung der norwegischen Widerstandsikone und eine minutiös recherchierte Schilderung des antifaschistischen Kampfes, die dem außergewöhnlichen Nimbus Manus' gerecht wird. Jedoch schwankt der Film stellenweise zu sehr zwischen Glorifizierung und menschlicher Zeichnung - was ihm als Ganzes jedoch erstaunlicherweise kaum einen Abbruch tut, denn als Kriegsdrama funktioniert "Max Manus" in jeder Minute. Ein spannend inszenierter Sabotagethriller mit souverän spielendem Ensemble und der Beweis, dass sich Geschichtstreue und Unterhaltungskino wunderbar miteinander verbinden lassen.

Mehr Infos und Bilder auf www.maxmanus-film.de

Michael Höfel



DVD | Disc-Anzahl: 2 | EAN: 4042564122725 | Erschienen: 23. Juli 2010 | FSK: 16 | Laufzeit: 113 Minuten | Originaltitel: Max Manus | Preis: 16,99 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Norwegisch (Dolby Digital 5.1)

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