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Auf beachtlichem Umfang von 527 Seiten widmet sich der Autor einem Thema, das die Menschheit schon seit Jahrhunderten beschäftigt - dem Voynich-Manuskript. Das eigentliche Manuskript steht hierbei nicht im Vordergrund, sondern vielmehr nicht zu entziffernde Sprache und deren Aufkommen in einem mystischen Kontext.
Eine Gruppe deutscher Archäologen befindet sich 1965 im Iran, um Ausgrabungen vorzunehmen. Einer von ihnen, Michael Gruhn, hat jedoch seine eigenen Pläne. Er will die Hinweise auf das mysteriöse Verschwinden einer Armee Alexanders des Großen und dessen wahre Hintergründe in der Wüste aufdecken. Tatsächlich gelingt ihm auch der Fund einer alten Tempelanlage, doch kurz nach dieser Entdeckung verschüttet ein Sturm die noch nicht gesicherte Anlage und der Fundort scheint nicht mehr auffindbar. Michael Gruhn und der iranische Führer verhalten sich jedoch sehr seltsam, nachdem sie die Tempelanlage besichtigt haben, und schließlich findet die archäologische Gruppe den iranischen Führer ermordet mit ausgestochenen Augen, alle einheimischen Arbeiter sind verschwunden und die örtliche Polizei taucht im Lager auf. Allerdings nicht wegen des Mordfalles, sondern um die Gruppe des Landes zu verweisen, und dies auf der Stelle. Bei den Auseinandersetzungen mit der Polizei wird Michael Gruhn erschossen.
Sandra Neubert, eine der Archäologinnen, ist entsetzt von dem offensichtlichen Gebahren und den bestimmten und von Erfolg gekrönten Versuchen, sowohl die Todesfälle, als auch die Entdeckung zu vertuschen. Zurück in Deutschland erfährt sie, schwanger zu sein - Resultat einer einzigen Liebesnacht mit dem verheirateten Michael Gruhn. Da man ihrem Ruf ohnehin schon zu schaden versucht, flieht sie mittels eines erschlichenen Stipendiums nach Amerika, um dort neu anzufangen. Die Ereignisse lassen sie jedoch nie wirklich los und noch viele Jahre später befasst sie sich mit den geheimnisvollen Aufzeichnungen, die sie noch von Michael Gruhn besitzt und den möglichen Hintergründen zur Verschleierung der Expedition und der Morde.
In der Gegenwart dann begegnet der Leser Peter Gruhn, dem ehelichen Sohn des Michael Gruhn, seiner Freundin Monika, Peters guter Freundin Gabi, deren Mann Thomas und der neugeborenen Ilona-Maria.
Während zunächst beide Beziehungen sehr intakt zu sein scheinen, schleichen sich mit der Zeit immer mehr Schwierigkeiten ein. Als Gabi, Peter und Monika anonyme Anrufe erhalten, in denen man sie vor dem Durchschreiten geheimer Türen warnt, spitzt sich die Situation zu.
Peter und Gabi sind versessen darauf zu erfahren, was Hintergrund dieser Anrufe ist. Dies wird dadurch verstärkt, dass Peters Mutter ermordet wird, Gabi seltsame Auffälligkeiten an ihrer Tochter feststellt, und dass Peter und Gabi erkennen, dass sie beide Kinder von Expeditionsteilnehmern aus dem Jahre 1965 im Iran sind.
Was steckt hinter den Anrufen, den Morden, den seltsamen Schriften, die die einzelnen Personen als Hinterlassenschaft besitzen?
Das Buch arbeitet in den einzelnen Kapiteln mit Zeitsprüngen, die zum Kapitelanfang jeweils angegeben sind. Auf der einen Seite beginnt das Buch 1965 bei den Ausgrabungen und zeichnet Sandra Neuberts Leben und Erleben bis in die Gegenwart nach, auf der anderen Seite steht die Geschichte von Peter, Gabi und ihren Nächsten, die bereits in der Gegenwart einsetzt.
Es dauert lange, bis für den Leser die einzelnen Handlungsstränge und vor allem deren Sinn etwas offenbar wird, entsprechend verwirrend liest sich das Buch zunächst. Dass die Schrift extrem klein ist, erschwert das Lesen zusätzlich.
Später werden Visionen direkt in den eigentlichen Text eingebracht, ohne dass auch nur ein kleiner Absatz, eine Kursivstellung oder ähnliches den Leser darauf hinweisen würde, dass nun ein Sprung zu einer Vision erfolgt. Seitenweise fragt man sich, ob eine falsche Anordnung der Seiten vorliegt, ein Druckfehler oder ähnliches, bis man erkennt, dass dies tatsächlich so beabsichtigt war - allerdings nicht gut gelöst wurde.
Die Sprache des Autors ist sehr ausgeprägt, obwohl sich auch häufige Wiederholungen gerade in Dialogen finden. Doch unbestreitbar weiß Herr Marzin, was und wohin er schreiben will, doch mit der Umsetzung hapert es ein wenig, scheint der Autor doch zu gern zuviel erzählen zu wollen.
Das Wohin ist demnach das erste Problem des Buches. Mit Leichtigkeit hätte man es um zweihundert Seiten kürzen können, ohne der Geschichte die Spannung zu nehmen. Im Gegenteil hätte es den Spannungsbogen sicherlich verstärkt, denn in der Fassung, wie sie nun gedruckt wurde, befasst man sich ausschweifend mit Barbecues, unwichtigen Bekanntschaften und sexuellem Erleben, was in dieser immensen Form für die Handlung absolut unwichtig ist und nur eine gewisse Zähigkeit fördert.
Gerade die sexuellen Beschreibungen sind sehr stilvoll geschrieben worden, allerdings steht ihre Häufigkeit in deutlichem Kontrast zu einer Handlung, bei der es primär um nicht zu entziffernde Schriften geht.
Ebenso kritikwürdig sind neben den wenigen Rechtschreib- oder Druckfehlern auch diverse Ausarbeitungen des Autors. Das beste Beispiel für solche Dinge ist der auf englisch geführte Dialog zwischen einem Deutschen und einer Amerikanerin, in dessen Verlauf der Autor erzählt, der Deutsche biete das weniger förmliche Du an - "You can say you to me"?
Insgesamt ein gutes Buch mit wenigen Schwächen, dessen Spannungs- und Unterhaltungswert in erster Linie an unnötig ausschweifenden Erzählungen krankt. Wer genügend Zeit und Muße an kalten Wintertagen hat, um zu lesen, der erhält eine recht interessante Geschichte, die zwar die Mystik streift, die Wissenschaft jedoch in den Vordergrund stellt.
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