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 Berlin für junge Leute


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Extras
Preis - Leistungs - Verhältnis
Der Berlinguide für junge Leute will, wie der Name schon sagt, vor allem jungen Reisenden und Zugezogenen ein Führer und Kompass durch die Hauptstadt sein. Mit seinem jährlichen Erscheinen versucht er aktuell und mit seinem günstigen Preis von 6,80 Euro und seinem kompakten Format praktisch zu sein.

Der Führer ist in 7 Abschnitte und einen Index unterteilt: Im ersten Abschnitt bekommt man auf 15 Seiten einen groben Überblick über die Geschichte und die gegenwärtige Situation Berlins. Dem folgt das Kapitel „Stadterkundungen“, in dem es vor allem um Sightseeing geht. Es werden drei Citytouren vorgeschlagen, um die drei Zentren Berlins kennen zu lernen: den Ku-Damm, den Potsdamer Platz und den Alex. Anschließend werden auf knapp 40 Seiten kurz und knapp alle wichtigen - und vielleicht auch viele unbedeutende - Sehenswürdigkeiten der Stadt in ein bis zwei Sätzen dargestellt. Vom Reichstag oder der Siegessäule bis zum jüdischen Friedhof Heerstraße findet man dort alles, was man kennt oder auch (noch) nicht kennt.

Im dritten Abschnitt wird auf 50 Seiten das Kulturleben der Stadt vorgestellt. Dabei werden in einem längeren Einführungstext alle großen Theater, Museen und Kulturinstitutionen der Stadt angesprochen. Dem folgt eine systematisch geordnete Kurzvorstellung aller Museen und Bühnen. Der vierte Abschnitt, im Grunde der Hauptteil des Guides, stellt kurz die „wichtigsten“ Stadtteile mit ihren Kneipen und Clubs vor. Dem folgen kürzere Abschnitte zum Shoppen, zu Potsdam als Ausflugsziel und wichtige Adressen und Kontaktdaten. Hinten im Buch findet man noch einen kleinen Faltplan, der nur einen kleinen Streifen der Stadt von Charlottenburg bis Friedrichshain zeigt und den Süden und Norden komplett ausspart. Ein Plan des öffentlichen Personennahverkehrs ist ebenfalls abgedruckt.

Die Idee des Guides ist im Grunde nicht schlecht. Eine erste Orientierung speziell für junge Menschen, um Berlin kennen zu lernen, um Anregungen zu bekommen, wo und wie man anfangen könnte die Stadt zu erleben. Er krankt dabei allerdings an seiner Oberflächlichkeit, die sich schon aus der Auswahl der vorgestellten Bezirke und Locations ergibt. Im Abschnitt Kieze werden nur Teile vom Prenzlauer Berg, Charlottenburg/Wilmersdorf, Friedrichshain, Alt-Mitte und Schöneberg vorgestellt. Neukölln und der „Rest Berlins“ bekommen dann noch einige wenige Seiten am Schluss des Abschnittes. Der Guide konzentriert sich also auf die Kieze der Stadt, die als Szenekieze gelten und bekannt sind. Er stellt jeweils ihre bekanntesten und beliebtesten Locations vor und bietet dabei kaum wirkliche Insidertipps. Das ist an sich nicht unbedingt falsch, nur lässt er dabei einen Großteil der Stadt außen vor, ignoriert ihn praktisch komplett.

Viele Bezirke am Rand Berlins, aber auch durchaus zentrale Bezirke kommen nicht vor, obwohl sie auch eine Szene vorweisen können und ihre In-Locations haben. Ein Beispiel: Wedding. Der Stadtteil wird im Guide kaum erwähnt, obwohl er zentral liegt, seit einigen Jahren zunehmend Studenten und junge Leute aufgrund seiner Lage und seines günstigen Wohnraumes anzieht und sich dort folglich mehr und mehr eine interessante Kneipenszene und beispielsweise auch eine Künstlerszene etabliert. Natürlich ist der Wedding nicht so „szenisch“ wie Prenzelberg oder Friedrichshain, aber Entwicklungen wie diese zu ignorieren führt zu einem sehr lückenhaften Bild von Berlin, das sich allein am Mainstream orientiert.

Die Auswahl im Kapitel zum Shoppen ist ebenfalls teilweise zu stark am Mainstream ausgerichtet. Einige Shoppingtipps sind einfach uninteressant bis sinnlos. So wird beispielsweise auf die vielen H & M- oder Footlocker– Filialen in Berlin hingewiesen. Niemand muss auf die Existenz solch verbreiteter Ketten hingewiesen werden, die man auch ohne Guide in jeder Einkaufsstraße Berlins sofort findet. Ein erhöhter Fokus auf kleine, interessante Geschäfte abseits des Mainstreams wäre deutlich sinnvoller gewesen.

Insgesamt ist „Berlin für junge Leute“ aber dennoch empfehlenswert, wenn man das Mainstream-Berlin erleben will. Man erhält einen guten Überblick über alle Kieze, die gerade angesagt sind, und bekommt genug Anregungen, um auch einen längeren Aufenthalt ohne Langeweile zu überstehen – und das zu einem günstigen Preis. Die jährliche Neuauflage sollte außerdem für genügend Aktualität sorgen, dass Fehler so gut wie ausgeschlossen sind. Den Anspruch, wirklich ganz Berlin in der Tasche zu haben, sollte man aber nicht stellen, wenn man sich nur auf diesen Guide verlassen will.

Andreas Schmidt



| Erschienen: 1. Januar [Value3] | ISBN: 978-3981096569 | Preis: 6,80 Euro

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