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"Komm und hol mich, Tall Jack!" sind die Worte, die Luke sechs Mal wiederholt, um sein Ritual zu beenden. Und kurz darauf ist er verschwunden. Seine Freunde haben keine Ahnung, wo der Junge sein könnte, aber das er weggelaufen ist, scheint ihnen unwahrscheinlich, es würde einfach nicht zu ihm passen. Seth und Kady versuchen der Sache auf den Grund zu gehen und entdecken seltsame Dinge. Nur einen Tag bevor Luke spurlos verschwunden ist, hat er den Namen "Malice" erwähnt. Dabei handelt es sich um einen Comic, um den sich gruselige Geschichten ranken. Tatsächlich finden die beiden sogar einen solchen Comic bei Luke, allerdings enthält er nichts als leere Seiten, was ihr unbehagliches Gefühl nur noch verstärkt. In einem Comicladen in London, einem der letzten Orte, die Luke scheinbar besucht hat, verstricken sie sich dann endgültig in die seltsamen Umstände, die Lukes Verschwinden umgeben. Es gelingt den beiden Jugendlichen nämlich selbst, einen der Comics zu ergattern. Was sie nun entdecken, bestätigt ihre Ängste: Eine der Figuren im Comic ist Luke!
Sie wissen, was zu tun ist. Alle Kinder, die "Malice" in den Händen halten, wissen das. Was man hört ist, dass man bestimmte Dinge bei einem Ritual verbrennen und dabei sechs mal die magischen Worte sprechen muss. Um Kady nicht zu gefährden, tut Seth das allerdings ohne sie. Irgendwie weiß er, dass alles, was man sich erzählt, wahr ist, trotzdem ist er überwältigt, als er die Augen aufschlägt und sich plötzlich in einem Monster-Zug wiederfindet, der ihn in eine ebenso magische wie gefährliche Welt entführt. Seth muss sich gegen mechanische Wesen wehren, die ihm seine Lebenskraft aussaugen können, er trifft auf riesige Monster, die ihm nach dem Leben trachten, findet aber auch einen Freund: Justin, der einzige Junge, der sich nicht seinem Schicksal ergeben hat und ihn auf der Suche nach einem Ausweg begleitet.
Auf den ersten Blick erscheint "Malice" wie ein ganz normales Jugendbuch, aber dieser Eindruck täuscht. Das Besondere an der Geschichte ist, dass man teilweise ebenso in den Comic eintauchen kann, wie die Protagonisten selbst das auch tun, ein Teil der Geschichte ist nämlich in Bildern wiedergegeben. Damit geht der Autor Chris Wooding einen neuen Weg, der mehrere Medien miteinander verknüpft. Leider muss man sagen, dass der Ansatz zwar gelungen ist, die Ausführung aber qualitativ leider nicht sehr hochwertig geraten ist. Der Comicteil ist in Schwarzweiß gehalten und die einzelnen Bilder sind nicht sehr detailreich. Sie wirken eher grob gezeichnet und oberflächlich. Das stört vor allen Dingen deswegen, weil es oft die großen Kämpfe oder wichtige Schlüsselszenen sind, die in Bildern gezeigt werden. Das ist zwar ein großer Minuspunkt, aber zum Glück auch der einzige. Alles andere an diesem Buch ist großartig gelungen, von der Welt bis zu den Charakteren ist die Geschichte dramatisch, ergreifend und absolut spannend. Und was den Comicteilen an Qualität fehlt, machen sie an Originalität wieder wett.
Das Besondere ist, dass sich die Medien Roman und Comic nicht wahllos abwechseln, sondern dieser Wandel tatsächlich in Zusammenhang mit der Geschichte steht. Der Comic "Malice" kommt einerseits in der Handlung vor, andererseits hält man ihn als Leser selbst in der Hand, was das Gefühl der Spannung deutlich verstärkt. Kady und Seth sind außerdem zwei Figuren mit denen sich jugendliche Leser schnell identifizieren können. Des Weiteren macht es Spaß, die Welt von "Malice" zu entdecken. Sie zeigt deutliche Einflüsse von Steampunk, entwickelt sich aber gerade zum Ende hin deutlich zu einem ganz eigenen Universum, dessen gesamten Umfang man nach diesem Band noch längst nicht erfassen kann. Es bleibt einem also nicht viel anderes übrig, als bis zur Fortsetzung zu warten, die hoffentlich bald erscheint, da man mitten in einer der spannendsten Szenen wieder in die Realität entlassen wird.