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Die Schwestern Sarah und Erin fliegen nach Tokio, um eine Amateur-Doku über die globale Erwärmung zu drehen; sogar ein Interview mit dem japanischen Umweltminister konnten die beiden an Land ziehen. Doch das Meeting fällt kürzer aus als geplant, denn Tokio wird urplötzlich von einem massiven Erdbeben erschüttert. Ein Blick auf den Camcorder offenbart den Schwestern jedoch die wahre Natur der Katastrophe, die die Stadt heimsucht: Ein gigantisches oktopusähnliches Monster bahnt sich seinen Weg aus dem Untergrund und macht Tokio dem Erdboden gleich. Sarah und Erin versuchen durch das Krisengebiet zur amerikanischen Botschaft zu gelangen, doch der Weg durch das Inferno wird zu einem Survival-Trip durch die Hölle …
Matt Reeves' "Cloverfield" gehört zweifelsohne zu den interessantesten Ausformungen des jüngeren Creature-Feature-Kinos, nicht zuletzt aufgrund seines Handkamerastils und der viralen Marketingkampagne, die einen bemerkenswerten Internet-Hype auslöste. Trotz einiger Schwächen hat der Streifen das Publikum packen, 9/11 auf Godzilla schieben und die Kinokassen zum Klingeln bringen können. Grund genug also für die berüchtigte US-amerikanische Plagiatsschmiede The Asylum, die Menschheit mit einer weiteren trashigen Fehlgeburt zu belästigen. "Monster" heißt der Shaky-Cam-Unfall und ist der neue Versuch von Asylum, den Zuschauer in eben dieses zu verfrachten. Denn: Der Film mutet an, als ob Ed Wood als Hebamme die Zwillinge "Cloverfield" und
"The Host" entbunden hat, nachdem Uwe Boll deren Abtreibung misslungen ist, nicht aber ohne Folgeschäden ausschließen zu können.
Spielte "Blair Witch Project" mit dem Zuschauer, indem es den Horror in dessen Kopf abspielen ließ, und lotete "Cloverfield" die stilistischen Möglichkeiten einer Fake-Doku gekonnt aus, etwa durch gezielt gesetzte Schnitte und das Abspulen des aufgezeichneten Materials, so trampelt "Monster" als scham- und ideenlose 1-Euro-Antithese durch die billige Kulissenlandschaft und macht alles falsch, was eine Mockumentary auch nur im Entferntesten falsch machen kann. Vor einem halben Dutzend Settings mit Studiooptik-Mief heulen die beiden Schwestern abwechselnd in die Kamera hinein, kreischen hysterisch um die Wette und geben stumpfsinnige Dialoge auf "Dschungelcamp"-Niveau zum Besten, für die man ihnen am liebsten Freddy und Jason an den Hals wünscht. Statisten sind angesichts der 3,50 Dollar Budget nur selten drinnen, selbiges gilt auch für Explosionen oder Second-Hand-CGI. Stattdessen wird ununterbrochen ein Playback mit Sirenen, Schreien und Schüssen abgespielt, das sich schon nach zwei Minuten zu wiederholen beginnt; irgendwie hat man angesichts dieser Geräuschkulisse ein wenig das Gefühl, als hätte sich ein Boll-Zögling an eine No-Budget-Verfilmung von "Grand Theft Auto" im "Blair Witch"-Look gewagt, nur halt ohne Bandenkriege und Prostituierte, dafür aber mit miesen SFX-Tentakeln. Drohen die Schwestern auf eine größere Straße zu gelangen und damit auf Menschen zu treffen – Menschen, die ohne Lohntüten keinen müden Finger rühren –, heißt es "Cut!" bis zur nächsten Hinterhof-Szene oder die Kamera wird heftiger geschüttelt als eine Dose Cola mit Mentos-Kaubonbons, die zum Mond fliegen soll. Hier und da laufen Sarah und Erin aber tatsächlich japanischen Jugendlichen auf dem Weg zum alltäglichen Karaoke-Ritual über denselben und die können den beiden natürlich sagen, wo es zur amerikanischen Botschaft geht.
Haben "Blair Witch Project" und Konsorten die Sehgewohnheiten des Publikums effektiv und unvermittelt mit ihrem kuriosen Stil unterminiert, so ist das Einzige, das Asylums degeneriertem "Monster" gelingt, die Förderung von Augenkrebs: Die Schwestern verwechseln ihre Kamera mit einem Cocktailshaker, das CGI ist unter aller Kanone und der Cutter orientiert sich sichtlich an "Cloverfield", wenn er mit plötzlich einsetzenden Schnitten das Aus- und Anschalten der Kamera simulieren will, im Endeffekt aber doch nur Zeit und Raum sinnfrei verhackstückt. Und um dem Desaster, das der große Vetter von Orakelkrake Paul veranstaltet, auch noch den letzten Schliff an Pseudo-Authentizität zu verpassen, wurden in der Postproduktion allerlei Bild- und Tonfehler eingefügt, die künstlicher wirken als jedes botoxschwangere Gesicht. Keine Spur von einer "echten" Mockumentary; die Doku ist gefaked, die Stümperei jedoch echt. Der Gipfel der Peinlichkeit: Auf den Aufnahmen vom Tokioter (?) Flughafen ist klar und deutlich zu erkennen, dass das Gesicht eines Passanten nachträglich unkenntlich gemacht worden ist; etwa auf dessen Wunsch hin? Der Mann weiß es bestimmt nicht, aber im Nachhinein betrachtet hatte er enormes Glück …
Die Kaufversion der DVD wartet mit dem deutschen Ton in Dolby Digital 5.1 und dem Originalton in Dolby Digital 2.0 auf. Untertitel sucht man ebenso vergebens wie brauchbares Bonusmaterial: eine Handvoll Trailer und ein belangloses "Behind the Scenes", daneben bietet die DVD noch ein Wendecover.
Fazit:
Mit "Monster" haben die unterhaltungsabtreibenden Kreativköpfe von The Asylum sich selbst übertroffen und den absoluten Bodensatz erreicht; egal, was sie nun auf die Menschheit loslassen, es kann eigentlich nur noch bergauf gehen. Definitiv einer der schlechtesten Filme der letzten zwanzig Jahre und das traurigste Kapitel in der Geschichte der Mockumentary.
Bild- und Tonqualität können nicht beurteilt werden, da es sich um eine Presse-DVD handelt, die von der Kaufversion abweichen kann.