Als der deutsche Schriftsteller Max Kruse im Jahr 1969 aus dem Gedanken an tiefgefrorene Forellen heraus die Idee zu seinem ersten Roman über das Urmel entwickelte, löste er damit eine Begeisterung aus, die selbst heute, bald vierzig Jahre später, noch deutlich zu spüren ist. Die Abenteuer des Urmel - das sind Geschichten, die in keinem Kinderregal fehlen dürfen; Geschichten, die Kinder gerne durchschmökern und miterleben; Geschichten, die Erwachsene liebend gerne vorlesen (oder in denen sie sich, nachdem der Nachwuchs sanft entschlummert ist, selbst verlieren); und nicht zuletzt Geschichten, die ihren Leser in seine Kindheitstage zurückversetzen können.

Gemeinsam mit seiner Schweinehaushälterin Wutz und dem Waisenjungen Tim Tintenklecks lebt Professor Habakuk Tibatong auf der einsamen Insel Titiwu. Dort betreibt er neben seinen Urmel-Forschungen - seiner Meinung nach handelt es sich dabei um ein Urzeittier, das früher auf der Erde gelebt haben muss - eine Tiersprachschule. In dieser - Unterricht freiwillig, nach Vereinbarung - versucht der Professor Ping Pinguin, der das "sch" nicht sprechen kann und immer "Mupfel" statt "Muschel" sagt, dem Waran Wawa - seine Sprachbarriere sind "z"-Laute, die er zischend "tsch" ausspricht -, dem Schuhschnabel Schusch, der zu gern "äch fläge" statt "ich fliege" konjugiert, und dem Seeelefant Seele-Fant, der mit brummigem "ö" immer "traurögö Lödör" singt, die richtige Aussprache beizubringen. Eines Tages jedoch herrscht Aufregung auf der kleinen Insel - ein Eisberg wurde an ihren Strand gespült! Und auf diesem liegt, umgeben von einer dicken Eisschicht, ein eingefrorenes Ei. In Gemeinschaftsarbeit wird das Ei sofort ausgebrütet und heraus schlüpft - Professor Habakuk Tibatong kann es kaum glauben - ein Urmel, das die Schweinedame Wutz künftig als seine Mama betrachtet.
Unglücklicherweise schreibt Tibatong daraufhin einen unbedachten Brief an seinen Widersacher Direktor Doktor Zwengelmann und während das Urmel auf Titiwu groß gezogen wird, schmiedet der König von Pumpolonien, König Pumponell, der ebenfalls von dem seltenen Tier Wind bekommen hat, Pläne, das Urmel zu fangen. So steigt der König schon bald in seinen Hubschrauber und fliegt gemeinsam mit seinem Diener Sami nach Titiwu - und geht auf Jagd auf das Urmel. Nun heißt es schnell handeln: Das Urmel muss versteckt und der König abgelenkt werden - doch wird das ausreichen, um das lieb gewonnene Urzeittier zu schützen?

Unter dem Motto "Abenteuer Hören - Die schönsten Hörbücher" veröffentlicht der Hörbuchverlag "Starke Stimmen", ein Verlag der Random House-Gruppe, derzeit zwölf von den Zeitschriften "ELTERN" und "ELTERN for family" ausgewählte Hörbuchproduktionen der letzten Jahre, die besonders kindgerecht sein sollen. Neben Hörbüchern wie "Eine Woche voller Samstage", "Pu der Bär" oder "Kleiner König Kalle Wirsch" für Kinder von drei bis sieben Jahren und "Reise zum Mittelpunkt der Erde" oder "Das Gespenst von Canterville" für Kinder von sechs bis zwölf Jahren, die in den kommenden Monaten veröffentlicht werden sollen, ist im September 2005 die durch ihre Verfilmung durch die Augsburger Puppenkiste bekannt gewordene Geschichte "Urmel aus dem Eis" in dieser Reihe erschienen.

Bei der vorliegenden Lesung handelt es sich um eine Neuauflage der Patmos-Produktion von 2002, die ihrerzeit den Auftakt zu den wunderbaren "Urmel"-Lesungen von Dirk Bach bildete. Obwohl der Hörbuchproduktion ein neues Gewand verliehen wurde, blieb die eigentliche Lesung unangetastet - so erlebt der Hörer hier einen Dirk Bach, der sein Können mit Begeisterung, Liebe und Hingabe zeigt und der es versteht, durch zahlreiche Stimmmodulationen Abwechslung in die Erzählung zu bringen und die verschiedenen Tiere individuell zu gestalten. Bereits in der Buchvorlage haben Ping Pinguin, der Waran Wawa, der Seeelefant Seele-Fant, der Schuhschnabel Schusch, die Schweinedame Wutz oder das Urmel selbst jeder eine eigene und charakterisierende Art zu sprechen - denn sie alle haben Sprachfehler. Dirk Bach übernimmt diese Redeweise hervorragend in seinen Vortrag und erheitert seinen Hörer durch Pings "Mupfeln", Wawas Probleme mit dem "Tschett", Schuschs Konjugation "Äch fläge, du flägst, er flägt" oder Seele-Fants "traurögö Lödör". Dennoch fehlt dem Hörbuch zu Beginn ein wenig Spannung und Tempo, bevor Dirk Bach - und auch die Geschichte - schließlich in Fahrt kommen und dem Hörer eine witzige, humorvolle und schön vorgetragene Erzählung präsentieren.
Dabei wird der Sprecher kräftig durch wunderschöne, sehr kindgerechte musikalische Motive aus der Verfilmung der Augsburger Puppenkiste unterstützt, die zwischen jedem Kapitel eingespielt werden. Allerdings wiederholt sich dabei anfangs stets das gleiche Motiv und erst nach einer Weile liefert die Hörbuchproduktion auch musikalisch mehr Abwechslung.

Im Gegensatz zur Qualität der Lesung kann die Aufmachung dieser neuen Auflage des ersten "Urmel"-Hörbuchs jedoch leider überhaupt nicht überzeugen. Die Papphülle, die durch zwei Plasikeinsätze verstärkt wird, ist zwar sehr stabil, doch die blassblaue Farbe, das für das Cover verwendete Bild sowie die Gestaltung der Hülle wirken nicht sonderlich verlockend. Auch hat die Pappbox dem Käufer des Hörbuchs nicht viel zu bieten - zwei kurze Texte über Autor und Sprecher sind auf der Innenseite der Pappklappen abgedruckt, ansonsten wird der - durchaus verfügbare - Platz dazu verwendet, alle zwölf Titel der Reihe "Abenteuer Hören - Die schönsten Hörbücher" großzügig abzudrucken und Werbung für weitere Produktionen zu machen.

Fazit:
Auf zwei CDs bekommt der Hörer mit "Urmel aus dem Eis" eine wunderschöne Kindergeschichte geboten, die von Sprecher Dirk Bach humorvoll und gekonnt vorgetragen wird. Die Aufmachung dieser Neuauflage kann hingegen nicht überzeugen.