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Ein neues Leben anzufangen hatte sich Andy ganz sicher anders vorgestellt. Kurz vor seiner eigenen Beerdigung war er vom Präparationstisch aufgestanden und wollte nach Hause. Erst als er unterwegs auf der Straße ein Mädchen traf, das schrie, als sie ihn sah, überlegte er sich, dass irgendetwas falsch gelaufen sein könnte. Nach dem schrecklichen Autounfall, bei dem er starb, traf Andy das Los der wenigen Untoten: Er ist wieder erwacht. Niemand weiß, welche Faktoren dieses Wiedererwachen begünstigen, doch es ist ein weltweites Phänomen.
Für Andy stellt sich seine Existenz nun ziemlich trist dar. Ein Arm und ein Bein sind von dem Unfall fast nutzlos und seine Stimmbänder wurden verletzt, so dass er lediglich durch eine Tafel mit Kreide kommunizieren kann. Zwar lässt sich mit Formaldehyd aus Kosmetika der Zerfallsprozess etwas verlangsamen, doch gesünder sieht ein Unfallopfer dadurch nicht aus. Momentan fristet er im Keller seiner Eltern sein Dasein, umgeben von Fernsehen und Weinflaschen. Sein einziger Lichtblick sind die Treffen der Selbsthilfegruppe für Untote, denn hier versteht man seine Probleme.
Es ist wohl der Tag, an dem nach einem dieser Treffen Walter von einer Gruppe besoffener Verbindungsstudenten zerstückelt wird, als sich Andys Einstellung ändert. Als Untoter hat man keine Rechte, keine Sozialversicherungsnummer, sondern Ausgangssperre, muss mit Anfeindungen auskommen und akzeptieren, dass jeder Idiot einen verbrennen, zerstückeln oder für Experimente missbrauchen kann. Andy hat genug und beschließt, zu protestieren, doch seine Aktionen mit Pappschildern führen nur dazu, dass entsetzte Bürger die Tierschutzorganisation rufen und ihn einsperren lassen. Außer dass sein Vater sauer ist, weil er ihn auslösen muss, bringen diese Aktionen nichts. Erst als Andy Ray Cooper kennenlernt, ist dies der Beginn eines neuen Lebens.
"Anonyme Untote" ist ein Roman, den man anhand des Umschlags schwer einschätzen kann. Die Aufschrift "Liebesgeschichte" macht es dem Leser hier nicht leichter, denn diese ist lediglich ein Teil des Romans und bei weitem nicht der bedeutendste. Sicher, das Buch ist lustig, aber wer mit schwarzem Humor nicht klarkommt und einen schwachen Magen hat, der sollte es nicht in die Hand nehmen.
S. G. Browne gelingt es in seiner Geschichte, die Erlebnisse eines Zombies der Neuzeit plausibel, spannend und makaber mit gleichzeitig humorvollem Unterton aufs Papier zu bringen. Seine Hauptfigur Andy mit ihren Selbstzweifeln und der Frustration ist dem Leser sofort sympathisch, auch wenn die erste Situation, in der wir ihn kennenlernen, etwas vom normalen Erfahrungshorizont abweicht. Aus seiner Sicht erleben wir, wie das alltägliche Leben als Zombie sich so abspielt und wie man ohne Rechte und Sozialversicherungsnummer klarkommen kann.
Abgerissene Gliedmaßen, Smalltalk über den eigenen Unfalltod, Sex und langweilige Fernsehshows sind die Mischung, die diesen Roman zu einem einzigartigen und intelligenten Lesestoff machen. Selten wurde das Thema Untote und Zombies so modern, so realistisch und prägnant aufgefasst wie hier. Humorvoll, unterhaltsam und packend für alle Leser, die wissen möchten, wie es sich anfühlt, aufzuwachen und tot zu sein.
Schräg, abgefahren, blutig und voller Humor!