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Atlanta bereitet sich auf die Olympischen Spiele vor, als der Worst Case eintritt: Terroristen unter der Führung des skrupellosen Omodo (Andrew Divoff) dringen in das Stadion ein, nehmen die US-Schwimmerinnen als Geiseln und riegeln das gesamte Sportgelände mit Sprengstoff ab. Ihre Forderung: Die Freilassung politischer Gefangener, andernfalls wird alle fünf Minuten eine Geisel vor laufender Kamera hingerichtet. Während Polizei und FBI auf Zeit spielen, nimmt Jack Bryant (Linden Ashby), der sich ebenfalls im Stadion befindet, die Sache selbst in die Hand. Im Alleingang nimmt es der Hauswart und ehemalige Kampfsportchampion mit den Terroristen auf, um seine Ex-Frau Diane (Kimberly Warren), die Trainerin des Damenteams, zu retten und mit den Schurken kurzen Prozess zu machen …
Ein brutales Terrorkommando, ein von der Außenwelt abgeriegelter Schauplatz und ein Normalo-Held zur falschen Zeit am falschen Ort: Wer hier an John McTiernans Action-Überflieger
"Stirb langsam" denken muss, braucht sich nicht zu wundern. Mit seinem kernigen Ein-Mann-gegen-den-Rest-der-Welt-Trip brachte es John McClane nicht nur auf bislang drei Fortsetzungen – eine vierte ist bereits unter dem Arbeitstitel "Die Hard 24/7" in Planung –, sondern trat nebenbei auch noch eine Lawine an Nachahmern los, die besonders in den Neunzigern die Kinos überfluteten – "Alarmstufe: Rot" mit Action-Routinier Steven Seagal oder "The Rock – Fels der Entscheidung" von Pentagon-Spezi Michael Bay, um nur zwei der bekanntesten zu nennen. Auch B-Filmer Albert Pyun, der Action-Schoten wie "Cyborg", "Nemesis" oder "Ultimate Chase" abgedreht hat, sprang auf den
Die-Hard-Zug auf und schickte 1997 in "Blast – Das Atlanta-Massaker" einen Martial-Arts-kundigen Hauswart aus, um die Todessehnsucht einer Handvoll böser Buben zu befriedigen und seiner Ex zu zeigen, was sie eigentlich an ihm hatte. Dass dieser auszuteilen versteht, verwundert nicht, immerhin wurde für die Rolle der furchtlosen Ein-Mann-Armee Linden Ashby gecastet, der schon zwei Jahre zuvor als Johnny Cage in "Mortal Kombat" ach so coole Sprüche klopfen durfte.
Hinsichtlich Handlung und Figuren greift "Blast" ohne Bedenken auf sein langsam sterbendes Vorbild zurück, leider aber, ohne auch nur annähernd dessen Niveau zu erreichen. Der Einfallsreichtum des Drehbuchs erschöpft sich im uninspirierten Abspulen altbekannter Plotideen und gängiger Action-Standardszenarien, die routiniert –
zu routiniert – aneinandergereiht werden. In den Gängen des verminten Schwimmstadions wird geschossen, gekickt und geprügelt, alles jedoch in einem faden 08/15-Aufguss, dem es nicht so recht gelingen will, kernige Action zu entfachen und den Zuschauer wirklich zu unterhalten. Dem Film fehlen einfach die lockeren Sprüche, die knackigen Explosionen und die erstklassige Actiondichte seiner großen Genre-Brüder. Gerade letzteres liegt zu brach dar, ein paar nette Stunts und der eine oder andere solide Shootout machen aus einem B-Terroristenthriller noch lange keine harte Actiongranate mit Aussicht auf einen Motherfucker-Award. Die Idee mit der buchstäblich ins Wasser fallenden Olympiade mag zwar interessant klingen, ist aber ebenfalls kein großes Kind eigener Kreativität, gab es im Action-Kracher "Sudden Death" mit Jean-Claude Van Damme doch ein ähnliches Szenario, in dem Terroristen sich nicht lumpen ließen und gleich ein ganzes Eishockeystadion als Geisel nahmen.
"Blast" hat grundsätzlich mit einem Zuwenig zu kämpfen: zu wenig Action, zu wenig Härte und Blut – und zu wenig an Held und Schurken. Als großmäuliger Johnny Cage mag Linden Ashby gerade noch so durchgegangen sein, doch für einen Martial-Arts-Hauswart am Rande des persönlichen Abgrunds ist er einfach zu schmächtig. Hier gehören einfach kultige Halbstars wie Dolph Lundgren, Chuck Norris oder eben Jean-Claude Van Damme her, die als Hausmeister in der Ehekrise an der Schwelle zwischen karikaturhaft und lächerlich stehen und gerade deshalb einfach passen wie der Bogen zu Rambo. Nicht anders verhält es sich mit dem Gegenspieler: Man vermisst einen Schurken mit Ausstrahlung, einen
bad guy mit markanten Zügen, einen Bösewicht, der dem Zuschauer im Gedächtnis bleibt und den einfach jeder knackige Actioner um bitterböse Terroristen bieten sollte – so wie etwa Alan Rickman als Hans Gruber ("Stirb langsam") oder Gary Oldman als Ivan Korshunov ("Air Force One"), wie Tommy Lee Jones als William Stranix ("Alarmstufe: Rot") oder Ed Harris als General Hummel ("The Rock – Fels der Entscheidung"). Andrew Divoff hingegen, der mit Regisseur Pyun schon in "Ultimate Chase" zusammengearbeitet hat, bleibt als Terroristenführer farblos und austauschbar und flüchtet sich ins Overacting, das wohl nicht zuletzt von den hölzernen Dialogen herrührt. Und Rutger Hauer (
"Blade Runner",
"Sin City") als gelähmter Interpol-Agent hält sich bis zum Finale dezent im Hintergrund, füttert Ashby per Funk sporadisch mit Informationen und darf am Schluss mit seinem hochexplosiven Rollstuhl sogar die Stadt retten. Als attraktivste Besetzung entpuppen sich schlussendlich die Schwimmerinnen in ihren roten Badeanzügen, die aber verständlicherweise kaum über die Schwächen des Films hinwegtrösten können.
Ein paar Worte zur DVD: Das Bild hat altersbedingt mit einigen Schwächen zu kämpfen, so macht sich etwa besonders in den halbdunklen Szenen ein Rauschen bemerkbar und auch die Bildschärfe gibt sich stellenweise die Blöße; in Anbetracht seines Alters und der Produktionsumstände ist das Bild aber durchaus solide. Der Stereo-Ton wartet mit einer guten Dialogverständlichkeit und einer soliden Wiedergabe der Soundeffekte auf, wirkt stellenweise aber etwas dumpf und flach. Untertitel sucht man vergebens, ebenso wie brauchbares Bonusmaterial: Die Disc hat lediglich eine Trailershow zu bieten, ferner liegt ihr ein Wendecover bei.
Fazit:
Yippie ya yay – das war wohl nichts! Ein mauer B-Actioner, zu routiniert und ohne nennenswerte Höhepunkte, die man immer wieder gerne im Kopf abspult. Daran können weder ein Mortal-Kombat-Hauswart noch ein C4-Rollstuhl etwas ändern. Obwohl letzterer das Zeug zur wohl kultigsten Anti-Terror-Waffe des B-Kinos gehabt hätte …