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Eine Metzgerin geht ihrem Tagwerk nach. Sie verarbeitet Fleisch in allen erdenklichen Formen. Dabei gibt sie breitwillig Auskunft, dass diverse Verwandte, die alle viel Geld hatten, verschwunden sind.
Ein Papagei lässt den innerlich zerbrochenen arbeitslosen Eduard aufleben. Er unterhält sich Stunden mit dem Vogel. Endlich wiederholt der Ara einige Worte, später ganze Sätze. Seiner Frau ist das ganz recht, sie hat ihre Ruhe und wird nicht von ihrem feigen und langweiligen Gatten genervt. Doch eines Tages fängt der Papagei an zu stöhnen und verrät ein wohl gehütetes Geheimnis.
Hoss ist fertig. Fix und fertig. Seine angebetete Babsi spricht und stöhnt im Schlaf von einem "Boris". Er kennt aber niemanden dieses Namens und wird misstrauisch. Seine Wut steigert sich zur Raserei. Er könnte einen Mord begehen, wenn er nur diesen Boris finden würde.
Er hatte nur noch eine halbe Lunge. Und als Frührentner liebt er den See und kann stundenlang mit der Angel in seinem kleinen Boot dasitzen und ins Nichts starren.
Seine hässliche und riesenhafte Frau lässt ihm diesen Spaß. Ihr unglaublicher Geiz freut sich über jeden Fisch, den sie nicht kaufen muss. Doch eines Tages verliert er die Nerven.
Er ist ein Profi. Nur Sekunden braucht er für die Hintertür des Geschäftes. Unzählige Dessous und reizvolle Pappkörper lächeln ihn im dämmrigen Laden an. Fast vergisst er darüber sein Ziel, die volle Registrierkasse. Da trifft ihn ein fürchterlicher Schlag am Hinterkopf und ein Alptraum nimmt Gestalt an.
Bewundernd betrachtet er ihren Körper, lässt alle Einzelheiten vor seinem inneren Auge Revue passieren, fasst sie aber nicht an.
Sechs Kriminalpossen hat der Autor Ralf Kamp für diese CD ausgesucht und selbst vertont. Normalerweise sollte man einem Autor davon abraten, eigenen Texte Stimme zu verleihen, aber Kamp macht seine Sache gut, sogar sehr gut. Eventuell durchbrechendes Idiom ist in den Geschichten nicht störend, sondern betont den regionalen Charakter der "Helden" dieser Stücke.
Das erste und das letzte Gedicht sind ganz amüsant, aber als Rahmen für die mittleren Kriminalstücke unangebracht. Sie sind stilistisch und inhaltlich nicht vergleichbar mit dem Rest und fallen von Niveau her leider ab.
Doch die Fälle Zwei, Drei und Vier haben es in sich: Sie sind spannend, inhaltlich sehr sauber auf das Medium Hörbuch zugeschnitten und schlicht köstlich. Denn Sinn der Stücke ist nicht die Aufklärung oder Schilderung eines Mordes, sondern der Aberwitz der Tat und der göttlichen Pointe am Schluss.
Ohne zuviel zu verraten sei nur so viel gesagt: Die jeweils letzten Sätze dieser drei Stücke sind brillant, lassen laut und herzlich auflachen und lange noch ist ein Schmunzeln über diese Schlüsse nicht aus dem Gesicht zu kriegen. Allerdings setzen ich und vor allem der Autor eine gehörige Portion schwarzen Humor voraus. "Political correctness" ist nicht zu erwarten, der Mörder ist nicht unbedingt am Ende der Böse oder das Opfer zu bedauern.
Fazit: Dies ist meine erste Berührung mit Ralf Kamp, und sicher nicht die letzte. Diese Stücke machen - vor allem ob ihrer Kürze - Lust auf mehr. Ob als Hörbuch oder Buch ist wohl Geschmacksache - es lohnt sich mit Sicherheit. Allerdings halte ich den Autor nicht für einen begnadeten Dichter, die Stücke Eins und Sechs sind allenfalls eine Zugabe.