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 Lost Horizon

Verlag: Koch Media

Cover
Gesamt +++++
Action
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Das Adventure-Jahr 2010 war bisher leider eher mau. Mit "Lost Horizon" hat Deep Silver zu fortgeschrittener Stunde – aufs Jahr bezogen – nun aber einen echten Adventure-Kracher vorgelegt, der das Zeug zum Klassiker hat.

Brisanter Auftrag auf dem Dach der Welt

[imgleft]http://www.media-mania.de/images/UploadGrafiken/1283766127Lost_Horizon_PC_Screen_01_Himalaya.jpg [/imgleft]Hongkong, 1936: Fenton Paddock, gutaussehender Charmeur und Schmuggler, hatte nicht immer Glück im Leben – zuletzt wurde er nach einem schlimmen Zwischenfall unehrenhaft aus der britischen Armee entlassen. Er schlägt sich mit kleinen Betrügereien und dem Schmuggel verbotener Waren durch und macht dabei die chinesischen Triaden auf sich aufmerksam, die es nicht gerne sehen, wenn jemand sich in ihrem Bereich ebenfalls "geschäftlich" betätigt.

Dann erreicht ein brisanter Auftrag Fenton: Sein bester Freund Richard ist auf einer Tibet-Expedition mitsamt seinem Team spurlos verschwunden. Richards Vater, ein hochrangiger General des britischen Empires, beauftragt Fenton, nach Tibet zu reisen und in Erfahrung zu bringen, was Richard zugestoßen ist und ob er noch am Leben ist. Die Reise entpuppt sich als weitaus gefährlicher, als Fenton es sich je hätte träumen lassen. Zusammen mit der hübschen Kim Wuang trifft er auf eine Nazi-Armee, mysteriöse Artefakte und ein geheimnisvolles Tal, das ein ungeheuerliches Geheimnis birgt …

[imgright]http://www.media-mania.de/images/UploadGrafiken/1283766148Lost_Horizon_PC_Screen_Berberzelt.JPG [/imgright]Tiefe Verbeugung vor Dr. Jones und dem Abenteuerkino

Moment mal: Nazis, uralte Artefakte, schlagkräftige Abenteurer auf Reisen - war da nicht mal was? Wer schon immer ein Faible für die legendären Games aus der LucasArts-Schmiede hatte und speziell in die Indiana-Jones-Reihe für Stunden versinken konnte, der wird sich über Lost Horizon besonders freuen. Das Game ist eine tiefe Verbeugung vor dem absoluten Genre-Klassiker und macht auch keinen Hehl daraus. Es gibt haufenweise Anspielungen und den einen oder anderen kleinen Insider-Scherz, etwa wenn Fenton versucht eine Peitsche à la Dr. Jones einzusetzen. Natürlich gibt es wieder einige Begegnungen mit klischeehaften Nazi-Bösenwichtern, die ebenfalls sehr amüsant sind – etwa wenn ein Soldat mit deutscher Marschmusik gefoltert wird.

Der Held des Point-and-Klick-Abenteuers, Fenton Paddock, ist zwar kein Archäologe, aber ansonsten weist er doch die eine oder andere Gemeinsamkeit mit Indie auf – er sieht gut aus, ist charmant und frech, hat Schlag bei den Frauen sowie eine Menge trockenen Humor, ebenso viel Abenteuerlust und einen unfehlbaren Hang zu Pleiten, Pech und Pannen. Neben Indiana Jones standen offenkundig auch alte Abenteuer-Haudegen wie Richard Quartermain oder Patrick O'Malley Pate – ein großartiger Spaß für die Fans des klassischen Abenteuerkinos, die sich mit diesem Spiel bald wie in einem Film fühlen werden!

Grafik, Steuerung, Musik, Stimmen - hier stimmt alles

Von der ersten Sekunde an fühlt man sich wunderbar heimisch in Lost Horizon. Schon die Verpackung punktet mit aufwändigem Design, etwa einem Pop-Up-Flugzeug im aufklappbaren Cover, und das liebevoll im Stil eines alten Lichtspielhauses aufgemachte Startmenü macht sofort Lust darauf, mit Fenton und Kim zahlreiche Abenteuer zu bestehen. Das Geheimnis um den verschollenen Expeditionstrupp und das mysteriöse Tal Shambala führt die beiden von Hongkong zum Dach der Welt, nach Tibet, außerdem auch nach Indien, Berlin und Marrakesch.

Das Entwicklerteam Animation Arts hat sich bereits mit "Geheimakte Tunguska" und "Geheimakte 2: Puritas Cordis" einen ausgezeichneten Ruf unter Adventure-Fans erworben, und tatsächlich macht auch Lost Horizon alles richtig: Die gefällige Steuerung erfolgt ausschließlich per Maus – per Linksklick kann man Dinge betrachten, mit der rechten Maustaste wird interagiert; wie mittlerweile üblich, kann man sich die Hotspots mittels Leertaste anzeigen lassen, falls man doch einmal etwas übersehen haben sollte. Das Inventar befindet sich wie gewohnt am unteren Bildschirmrand und funktioniert einwandfrei; überhaupt gibt es eigentlich keine Bugs oder sonstigen Frust-Momente zu entdecken.

Grafisch sind die exotischen Settings wunderbar liebevoll gestaltet, ganz gleich, ob Fenton sich auf dem Basar von Marrakesch durchschlagen oder ob er Kim im Himalaya aus einem gerade geschrotteten Flugzeug befreien muss. Die Nahaufnahmen der Figuren sind nicht ganz so gelungen wie die einzelnen Orte des Geschehens, denn die Gesichter sind arg glatt geraten und sehr flächig, aber auch das ist zu verschmerzen.
Die Zwischensequenzen können sich dann wieder wirklich sehen lassen und machen viel Spaß. Positiv: Alle Dialoge können nach Lust und Laune vorgeklickt werden, ebenfalls die Zwischensequenzen (was aber schade wäre, denn die actionreichen Zwischenspiele sind alle super animiert und bringen die Story gehörig vorwärts). Die Dialoge selbst sind ein angenehmer Kontrast zum häufig eher belanglosen oder langweiligen Blabla, das man in vielen Spielen vorfindet, und werden von hochkarätigen Stimmen vorgetragen, die man sofort wiedererkennt - so wird Fenton Paddoch von Stefan Günther gesprochen, Farina Brock leiht der attraktiven Chinesin Kim Wuang ihre Stimme. Auch der dynamische Soundtrack kann sich unbedingt hören lassen.

Rätselspaß: definitiv - nur ein bisschen schwieriger hätte es ruhig sein können

Die Rätsel, das Herzstück aller Point-and-Click-Adventures, sind alle logisch aufgebaut und gut zu bewältigen, es gibt nur sehr wenige Minispiele – was ein Pluspunkt ist, haben die kleinen Spielchen doch einen recht hohen Nervfaktor, da sie im Prinzip immer gleich sind – und nirgendwo hat man das Gefühl, man könnte nur durch wahlloses Kombinieren und Klicken weiterkommen. Insgesamt hätte der Schwierigkeitsgrad aber ruhig etwas knackiger sein können; auch absolute Anfänger werden die Rätsel relativ schnell lösen können.

Vor allem zu Beginn sind die einzelnen Aufgaben noch recht simpel, später wird es dann komplexer. So steht Fenton irgendwann vor dem Hindernis, dass er dringend ins Olympia-Stadion in Berlin muss - doch dummerweise kommt er nur mit einem Presseausweis hinein, und das Pressebüro hat geschlossen. Wie also einen fremden Ausweis ergattern und dann auch noch der Person auf dem Foto möglichst ähnlich sehen? Hier muss natürlich erst mal eine Reihe von Gegenständen besorgt werden, damit Fenton als falscher Pressefotograf durchgeht. Und kurz vor dem Finale des Spiels gibt es ein ausgesprochen gelungenes Rätselszenario: Dann befindet sich Fenton in der Gegenwart und eine andere spielbare Figur in der Vergangenheit. Gemeinsam müssen sie den Lauf der Zeit verändern, um ein Rätsel zu lösen - das erinnert ein wenig an das geniale Day of the Tentacle, bei dem ebenfalls mit mehreren Zeitebenen gespielt wurde.

Mit Bonuszugaben haben sich die Entwickler nicht lumpen lassen: Hat man Lost Horizon einmal erfolgreich durchgespielt, werden die Boni freigeschaltet, unter anderem hat man dann die Möglichkeit, eine frühere Version des Spiels aus der Entwicklungsphase zu spielen – eine sehr gelungene Idee!

Mit Lost Horizon haben die Entwickler wirklich alles richtig gemacht: Eine spannende, atmosphärische Story voller Witz und überraschenden Wendungen, logische und sehr unterhaltsame Rätsel, tolle Charaktere, hochkarätige Sprecher und eine sehr angenehme Grafik machen dieses Spiel zum absoluten Adventure-Tipp. Da müssen die anderen für 2010 angekündigten Titel wie "Haunted" oder "Gray Matter" erstmal nachziehen – bisher gehört Lost Horizon eindeutig zu den Point-and-Click-Favoriten des Jahres!

Christina Liebeck



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 20. August 2010 | FSK: 12 | PC | Preis: 32,95 Euro | Sprache: Deutsch | Systemanforderungen: Minimum:
* Windows® XP/Vista/7
* Pentium® IV mit 2 GHz Single Core oder 100 % kompatibler Prozessor mit 512 MB RAM; ca. 4,5 GB freier Festplattenspeicher
* DirectX® 9-kompatible Grafikkarte mit mind. 64 MB Speicher
* DirectX® 9-kompatible 16 Bit-Soundkarte (optional)
* DVD-ROM-Laufwerk, Maus | Untertitel verfügbar in: Deutsch

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