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"Der König der Diebe", die "Tintenwelt"-Trilogie und die Reihe um die "Wilden Hühner" sind nur einige von Cornelia Funkes Werken. Eines haben sie alle gemeinsam: die Zielgruppe. Bisher richtete die Autorin ihre Werke vornehmlich an jüngere Leser. Dies soll sich mit "Reckless: Steinernes Fleisch" ändern.
Es ist nur ein Zufall, der Jacob Reckless eines der wunderbarsten und erschreckendsten Geheimnisse offenbart. Im Arbeitszimmer seines Vaters - der die Familie vor vielen Jahren verließ - entdeckt er eine kryptische Notiz. Der Junge kann sie entschlüsseln und tritt durch den alten Spiegel an der Wand in eine andere Welt. Hier sind Märchen lebendig - auf meist düstere und verstörende Weise. Jahre vergehen, in denen Jacob die reale Welt kaum noch aufsucht. Viel zu sehr ist er gefangen von seinem neuen Leben und der immerwährenden Suche nach seinem Vater. Dann geschieht jedoch Schreckliches.
Will, der kleine Bruder von Jacob, folgt diesem auf die andere Seite. Dort tobt mittlerweile ein Krieg zwischen Goyles, Wesen aus verschiedenen Steinarten, und den Menschen. Der Bruder wird angegriffen und von der Klaue eines Steinwesens schwer verletzt. Im droht das gleiche Schicksal wie unzähligen vor ihm: Sein Körper, sein Fleisch, verwandelt sich in Stein. Jacob versucht alles, den grausamen Zauber zu stoppen und dringt dabei tiefer in die Welt hinter dem Spiegel vor, als er es je zuvor tat. Doch er muss sich beeilen, denn das Fleisch stirbt schnell.
Es ist eine düstere Welt, in die Cornelia Funke den Leser in "Reckless: Steinernes Fleisch" entführt. Märchen sind auf der anderen Seite, hinter dem Spiegel, lebendig und es wird schnell klar, dass diese kaum noch etwas Kindliches an sich haben. Ein Krieg spaltet das magische Land, Menschen kämpfen gegen Goyles. Und dies alles vor der Kulisse einer sich beständig ausbreitenden Technik. Gepflasterte Straßen und tiefer Wald, Handfeuerwaffen und altertümliche Schwerter, Flugzeuge und Drachen - die Welt hinter dem Spiegel ist zerrissen. Das Wissen, das Jacobs Vater brachte, hat seine Spuren hinterlassen. Cornelia Funke versteht es, den Leser sehr schnell in ihren Bann zu ziehen und die Geschichte wird sehr rasant vorangetrieben.
Die Kapitel sind sehr kurz gehalten, was das Gefühl der Rasanz zusätzlich bekräftigt. Die Protagonisten sind recht einfache Charaktere und handeln in jedem Punkt vorausschaubar. So faszinierend die "Welt hinter dem Spiegel" auch ist, so linear und berechenbar ist die Geschichte um Jacob Reckless und seinen Bruder. So gibt es keinen Twist oder Überraschungen und die Erzählsprache trieft vor Metaphern. Hier wäre weniger eindeutig mehr gewesen, denn wenn die Nacht zum unzähligen Mal atmet wie ein Tier und Motten wie Herbstlaub verwehen, das vom Wind vor sich hergetrieben wird, liest sich dies irgendwann einfach nicht mehr gut - es nutzt sich ab. Hier hätte die Autorin, das erwachsenere Publikum im Blick, doch auf weniger blumige Metaphern setzen können. Das Ende lässt den Leser zudem etwas unbefriedigt zurück - wie von der Autorin vermutlich beabsichtigt. Zwar wird die Haupthandlung aufgelöst, doch verbleiben noch etliche offene Fragen für die folgenden Bände der Reihe. "Reckless: Steinernes Fleisch" war nur der Auftakt, es sollen noch weitere Romane folgen, die den Leser in die "Welt hinter dem Spiegel" entführen.
Fazit:
Cornelia Funke baut die Geschichte schnell auf, versteht es zu fesseln und zeichnet eine düstere, verstörende Welt hinter dem Spiegel. Es macht Spaß, Jacob Reckless in diese zu folgen. Trotzdem ist die Handlung zu vorhersehbar und die Charaktere agieren zu sehr nach Klischees. Spannung will hier kaum aufkommen.
Eine Leseprobe und weitere Infos zu "Reckless" gibt es auf dieser Website: www.funke-reckless.de