Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Janie, ein amerikanischer Teenager, besitzt eine besondere Gabe: Wenn ein Mensch in ihrer unmittelbaren Umgebung einschläft und träumt, dann wird sie in seinen Traum gezogen und erlebt jedes Detail gemeinsam mit dem Träumenden. Dass ihre Gabe kein Geschenk Gottes ist, sondern eine einzige Quälerei, erklärt sich durch die Krampfanfälle, die Janie erleidet, wenn sie mit jemandem träumt.
Um ihren Alltag erträglich zu gestalten und ihre Anfälle und damit ihre Gabe zu verheimlichen, muss Janie einiges auf sich nehmen. Es fällt ihr in der Schule schwer, sich zu konzentrieren, weil sie immer darauf achten muss, ob nicht ein gelangweilter Schüler am Nebentisch einschläft. In diesen Fällen verlässt Janie fluchtartig das Klassenzimmer. Auch der Umgang mit ihrer alkoholkranken Mutter ist schwierig. Dass sie sich nicht um Janie kümmert und für sie sorgt, das kann Janie schon eher ertragen als die Tatsache, dass Janies Mutter im Suff manchmal vergisst, die Schlafzimmertür zu schließen und Janie damit unweigerlich von ihren Träumen erfährt.
Soweit so gut, Janie hat also diverse Probleme, die sie fast automatisch zu einer Außenseiterin an ihrer Schule machen. Auch wenn das nicht schon genug Trouble im Leben eines Teenagers wäre, lernt sie auch noch den geheimnisvollen Carl kennen und lieben, dem sie von ihrer Gabe erzählt. Mit seiner Unterstützung und der einer Bewohnerin aus dem Altenheim, in dem Janie arbeitet, lernt das Mädchen, mit den Träumen der anderen Menschen umzugehen und diese sogar positiv zu beeinflussen.
Nette Idee für ein fantasievolles Jugendbuch abseits von Vampiren, Gestaltenwandlern und Co. - die Umsetzung lässt jedoch arg zu wünschen übrig.
Der Schreibstil der Autorin ist äußerst gewöhnungsbedürftig. Abgehackte, kurze Sätze, die einzelnen Szenen sind oft nur eine halbe Seite lang und nicht sehr ausführlich beschrieben.
Beim Aufschlagen des Buches fällt außerdem sofort das extrem große Schriftbild ins Auge, gepaart mit unzähligen Absätzen und Zwischenüberschriften. Das ganze auf nur 221 Seiten für 15,95 Euro - das lässt inhaltlich nicht ganz so viel erwarten. Dieser erste Eindruck bestätigt sich nach nur wenigen Seiten. Die Schauplätze - oft die, von denen ein Mensch in Janies Umgebung träumt - wechseln auf nahezu jeder Seite, viele Träume werden einfach unkommentiert als reines Erlebnis der Protagonistin stehen gelassen. Spätestens nach der dritten Traumsequenz hat der Leser das Prinzip verstanden. Janie kann anscheinend die Träume, in die sie integriert wird, nicht beeinflussen. Erst als Janie im Altenheim eine alte Dame kennenlernt und sich ihre Einstellung zu ihrer Gabe wandelt, wird es etwas spannender und die Geschichte nimmt ein bisschen Fahrt auf. Die Frage, warum Janie eine solche Begabung hat und wie die Hintergründe der sogenannten "Traumfänger" sind, das bleibt im ersten Teil der Reihe jedoch im Verborgenem.
Weniger spannend ist auch die Gestaltung der Charaktere. Janie ist ein Außenseiter-Typ, ihre Gefühle gegenüber ihrer verwahrlosten Mutter sind authentisch dargestellt. Die Identifikation mit ihr fällt durch ihr merkwürdiges Verhalten dennoch schwer. Fraglich ist auch, was genau Janie an Carl liebt. Er kommt doch sehr farblos daher, bei der Gestaltung dieses Charakters liegt ein deutlich ungenutztes Potenzial.
Vielleicht überrascht ja der zweite Teil "Dream – Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast" mit der Entwicklung einer spannenden Story und der Charaktere, denn, wie schon gesagt, Potenzial hat die Idee der Autorin Lisa McMann schon.