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In der kältesten Nacht des Winters wird Adara geboren. Der schlimmste Winter seit Menschengedenken fordert das Leben ihrer Mutter und scheint auch das Neugeborene berührt zu haben. Denn Adara ist blond, blauäugig, ähnelt nicht im geringsten ihren Geschwistern, und ihre Haut bleibt auch im heißesten Sommer seltsam kühl. Und obwohl der Bauer John sein drittes Kind liebt, dringt er doch niemals zu ihrem Herz vor. Still, ernst und von allen anderen isoliert wächst die kleine Adara auf. Ihre einzige Leidenschaft gilt dem Winter, dem Eis und Schnee, der unerbittlichen Kälte. Jeden Winter baut Adara sich ein Schloss und beherbergt die seltenen Wesen des Winters in ihm. Inmitten des kristallklaren Eises begegnet sie zum ersten Mal einem Eisdrachen. Einem sehr seltenen, unnahbaren, furchtbaren Wesen, das nicht Feuer und Hitze, sondern tiefste Kälte ausatmet. Doch Adara vermag den Eisdrachen nicht nur zu berühren, mit nur vier Jahren lässt er sie gar aufsteigen. Bald darauf fliegen sie durch Schneestürme und Eisregen und die beiden Seelenverwandten vergessen die Menschen und ihre im tiefsten Winter und den Schneemassen isoliert in der Landschaft verteilten Häuser. Nur hier ist Adara glücklich und der Eisdrache, obschon er stumm bleibt, ist ihr einziger Freund.
Doch in den immer kürzer werdenden Sommern rückt die Bedrohung durch fremde Krieger und ihre Feuerdrachen immer näher. Adaras Onkel, einer der besten Drachenreiter des Königs, versucht John und die Kinder dazu zu bewegen, Haus und Hof zu verlassen und im Süden ein neues Leben zu beginnen. Doch John will am Ort seiner Geburt und in der Nähe der Grabstätte seiner geliebten Frau ausharren, komme was da wolle. Doch inmitten des kurzen Sommers wendet sich das Schlachtenglück der Königskrieger und der Feind erobert mit seinen Bestien das Land. Wie nur soll Adara den Sommer überstehen, wie den Winter erreichen und ihren Eisdrachen wiedersehen?
Lange vor seinem größten Epos, dem Zyklus "Das Lied von Feuer und Eis", dessen Bände zwischen 1996 und 2005 erschienen sind, schrieb Georg R. R. Martin meisterhafte Kurzgeschichten. Eine davon, erstmals in einer Anthologie 1980 erschienen, ist in Deutschland unter dem Titel "Adara und der Eisdrache" 2009 bei cbj in Buchform herausgebracht worden.
Um die sehr kurze Geschichte - ein Erwachsener braucht etwa fünfundzwanzig Minuten zum Durchlesen - auf einundertfünfundzwanzig Seiten zu strecken, bedarf es einiger Maßnahmen. So ist die Schrift riesengroß, der Zeilenabstand extrem und die Seiten mit breitem Rand versehen.
Doch das tut dieser Geschichte keinen Abbruch. Von der ersten Seite an ist man fasziniert vom Schicksal Adaras. Dieses seltsame Winterkind, ihre Freundschaft mit dem Eisdrachen und die dramatischen Ereignisse am Ende der Geschichte lassen keine Kritik ob der Kürze oder Schlichtheit zu. Brillant die Idee, meisterhaft die Ausarbeitung durch Martin. Nicht nur Kinder - acht bis zehn Jahre sollten es schon sein, denn das Ende ist recht spannend und entspricht nicht dem gängigen Klischee eines Happy Ends - auch Jugendliche und Erwachsene werden Adara lieben und in dieser nur schlaglichtartig ausgeleuchteten, fremden Welt schwelgen.
"Adara und der Eisdrache" ist ein wunderschönes, zwischen Traurigkeit und Hoffnung pendelndes Kinder- und Jugendbuch, das man gelesen haben sollte. Die wundervolle Ausstattung mit Klapprahmen, die fantastische Umschlagillustration von Paolo Barbieri und nicht zuletzt die zarten, wunderschön anzuschauenden Innenillustrationen von Yvonne Gilbert machen dieses Buch zu einem wahren Kleinod.
Eine Leseprobe gibt es auf der Website des Verlags cbj.