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 Open Source Library: Ubuntu Linux

Installation, Anwendung und Tipps & Tricks


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis


Betriebssysteme sollten normalerweise selbsterklärend sein. Linux ist das fast nie. Es wurde nicht primär für Endnutzer entwickelt, sondern für Server - Rechner, die still irgendwo in der Ecke stehen und ihre Arbeit verrichten. Dabei kommt es auf Stabilität, Schnelligkeit und Konfigurierbarkeit an, nicht aber auf eine schöne bunte Nutzeroberfläche oder eine intuitive Bedienung.

Seit ein paar Jahren versuchen die Entwickler nun auch benutzerfreundliche Geschmacksrichtungen von Linux zu entwickeln, abzupacken und an die Nutzer weiterzuleiten. Die Distribution, die dabei momentan am erfolgreichsten ist, ist Ubuntu Linux. Mit nur einer kleinen Menge an mitgelieferten Programmen, nahezu komplett vorkonfiguriert, kann eigentlich jeder relativ problemlos Ubuntu Linux installieren.

Genau an diesem "eigentlich” und "relativ” setzt das Buch "Ubuntu Linux - Installation, Anwendung, Tipps & Tricks” von Michael Kofler an. Nach einer kurzen Einführung in die Idee hinter Ubuntu Linux wird man Schritt für Schritt durch die Installation von Ubuntu geführt, ab und an mit einer kurzen technischen Erklärung aufgelockert. Die meisten Personen werden kein Problem mit dem Installer haben. Fast jeder fühlt sich aber besser, wenn er ein Vertrauen erweckendes Buch in der Hand hat, wenn er entscheidet, eine Partition, auf der möglicherweise noch Daten liegen, zu formatieren.

Knapp die Hälfte des Buches widmet sich dann den wichtigsten mitgelieferten Programmen. Man erhält eine Einführung in OpenOffice, die kostenlose Office-Suite, Gimp, das Grafikprogramm, Firefox, Thunderbird und verschiedene andere, immer mit Tipps zur Einrichtung und Benutzung.

Diese Tipps zur Einrichtung sind es, die das Buch auch für Personen wie mich interessant machen, die die meisten dieser Programme bereits unter Windows verwendet haben. So komplett vorkonfiguriert Ubuntu auch aussieht, an verschiedensten Stellen ist es nach der Installation noch nicht wirklich betriebsbereit. So kann es nach der Installation keine MP3s wiedergeben, man kann keine CDs erstellen, es ist aus lizenzrechtlichen Gründen noch kein Flash Player installiert und verschiedenes anderes.

Natürlich findet man die Lösungen zu all diesen Problem mit ein bisschen Zeit und Google, aber die meisten Linux-Neulinge werfen vorher das Handtuch und starten wieder Windows. Dieses Buch dagegen kann man einfach auf der entsprechenden Seite aufschlagen und zwei Zeilen, mehr ist meistens nicht nötig, abtippen. Leider lernt man dabei nicht so viel über das, was man gerade getan hat.

Man kann auch darauf hoffen, dass die Ubuntu-Entwickler sich der Probleme, zu denen man die Lösung im Buch findet (zum Beispiel, dass NTFS-Partitionen zwar gemountet werden, nicht aber lesbar sind für den Nutzer), im nächsten Release annehmen. Bis dahin ist das Buch zumindest für die große Gruppe der Nicht-Frickler eine deutlich bessere Lösung als Google. Und falls man wirklich an einer der spezielleren Fragestellungen interessiert ist, bietet das Buch an entsprechender Stelle Links zur weiterführenden Information.

Natürlich kann das Buch leider nicht alle Fragen beantworten. So fehlt der Tipp, ein "restricted” hinzuzufügen, falls der Laptop akut nicht zum WEP-verschlüsselten WLan verbinden will. Das Problem Hardware-3D-Beschleunigung unter Linux zu aktivieren ist auch nicht behandelt, wobei dies nicht die Zielgruppe des Buches betrifft. Es gibt eben unendlich viele Gelegenheiten, noch etwas zu verbessern am eigenen Linuxsystem.

Jemand, der nur die Standardprogramme nutzen will, wird es schaffen, allein mit diesem Buch ein System aufzusetzen, das seine Bedürfnisse erfüllt, vielleicht jedoch nicht alle: Das Subkapitel über Videowiedergabe ist unerfreulich kurz ausgefallen und klingt ziemlich resigniert. Ich kann zwar verstehen, dass es sehr unzufriedenstellend sein muss, auf ein elementares Thema zu verzichten, weil die deutsche Rechtsprechung zum Thema Berichterstattung über die Umgehung von Kopierschutzmechanismen sehr restriktiv ist (siehe die Berichterstattung zum Thema "Verbot von Berichten über libDeCSS”). Allerdings hätte der Autor wenigstens erwähnen können, dass Mediaplayer wie VideoLanClient praktisch alle unverschlüsselten Videos wiedergeben können, anstatt nur zu sagen, dass jeder Anfänger mit einem Billig-DVD-Player am Fernseher schneller Erfolg haben wird.

Ansonsten bietet das Buch viele Schwarz-Weiß-Screenshots, ausführliche Schritt-für-Schritt-Anleitungen zu den Hauptprogrammen und 80% der Tipps, die ich mir noch mühsam zusammensuchen musste, als ich das erste Mal Ubuntu installiert habe - ohne dieses Buch.

Bei dem Buch ist auch eine Live/Installations-DVD dabei, mit der man zuerst gefahrlos Ubuntu ohne Installation ausprobieren kann und es dann bei Gefallen auf der Festplatte installiert - es fehlt also nichts für den Einstieg in die Linuxwelt. Für Linuxanhänger sind insbesondere die zusammengefassten Tipps und Tricks interessant und die Möglichkeit, damit andere zu "bekehren".

Daniel Herde



Taschenbuch | Erschienen: 01. November 2005 | ISBN: 3827323363 | Preis: 24,95 Euro | 360 Seiten | Sprache: Deutsch

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