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Es gibt Bücher, die sich einer Inhaltsangabe regelrecht verweigern. Dieses hier gehört dazu: "Signum", zweiter Teil des irrwitzigen Romans "Das Ewige Stundenbuch" von Hal Duncan, dessen erster Band ("Vellum") schon für mächtige Irritation und Kopfschütteln sorgte.
Es geht (irgendwie) um das geheimnisvolle Stundenbuch, auf Engelshaut geschrieben und von unglaublicher Macht, in dem sich Raum und Zeit falten, und um seine Bewohner, die Unkin - Engel, Dämonen, Halbgötter, zugleich aber auch Menschen, die sich auf immer neuen Schlachtfeldern epische Kriege liefern. Dabei wird die Protagonistin Phreedom Messenger zu einer Hauptfigur im titanischen Kampf der Schriften, Wahrheiten und Dimensionen, der auf mehreren Zeitebenen zwischen gefallenen und traditionstreuen Engeln tobt. Sie, die zugleich eine Verkörperung zahlloser Gottheiten ist, verweigert sich den Regeln des Stundenbuchs und gerät somit zwischen die Fronten, in denen man - wie im Stroboskoplicht aufblitzend - Figuren der Mythologie und der Literaturgeschichte wiederfindet, von Bachus über Puck bis zu einer ganzen Armada biblischer Gestalten in modernem Gewand.
Hal Duncan springt munter zwischen den Zeitebenen und Handlungssträngen hin und her, bedient sich aus der SF wie aus babylonischen Mythen, aus Horror, Pulp und Philosophie und lässt den Leser nicht selten ratlos zurück - aber stets fasziniert. Denn auch wenn man den roten Faden dieser Geschichte selbst suchen muss, begeistert Duncan immer wieder mit großartigen Ideen und Bildern, aber auch knackigen Actionszenen. Da wird mit Qi-Pistolen geballert und in zwielichtigen Bars gemoscht, in Laboren werden Zwergschimpansen als Lohnschreiber missbraucht, und psychedelische Mandalas weisen den Weg durch bizarre Labyrinthe.
Schlägt man "Signum" nach der letzten Zeile zu, ist man sich zwar nicht sicher, ob das Gelesene nun genial war oder doch nur ein schrilles Potpourri. Aber der Einfallsreichtum des Autors und viele eindrückliche Szenen machen diese Frage obsolet: Das Ewige Stundenbuch ist, wenn man sich darauf einlässt und auf klassische Erzählmuster pfeift, ein großer Spaß und Lesegenuss.
Eine Leseprobe im PDF-Format gibt es auf der Verlagswebsite.