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Nachdem
"Blut und Silber" für Fans der Hebammen-Reihe um Marthe, Christian, Lukas und die Stadt Freiberg eine Unterbrechung der Serie dargestellt hat – hier ging es um eine Nachfahrin von Marthe -, ist nun der wirkliche vierte Teil der auf fünf Bände ausgelegten Serie erschienen.
"Der Fluch der Hebamme" spielt fünf Jahre nach Christians Tod im dritten Band, im Jahr 1189. Für Marthe geht das Leben weiter, auch ohne ihre große Liebe. Sie und Lukas, Christians bester Freund und Marthes zweiter Ehemann, sorgen für die Kinder, sowohl aus der ersten, als auch aus der zweiten Ehe, und kümmern sich nach wie vor aufopferungsvoll um die Bewohner Freibergs.
Doch dunkle Wolken ziehen am Horizont auf. Markgraf Otto ist alt und alle fürchten den Tag, an dem er stirbt und sein ältester Sohn Albrecht die Mark übernehmen wird. Unter diesem litt die Stadt vor einigen Jahren bereits, eine Wiederholung dieser Schreckensherrschaft würde so mancher Freiberger nicht überleben. Auch Marthe und Lukas sehen diesem Tag angstvoll entgegen, denn dann hat ihr friedliches Leben endgültig ein Ende.
Der Tag von Albrechts Machtübernahme kommt schneller als gedacht – und anders als erwartet. Jetzt steht Marthes Familie unter erhöhtem Druck: Der Sohn Lukas muss das Land verlassen, um sein Leben zu retten, und schließt sich dem Kreuzzug nach Jerusalem an. Clara, die sechzehnjährige Tochter, muss heiraten, um geschützt zu werden, auch wenn sie heimlich den jüngeren Sohn des Markgrafen Otto liebt.
Doch mit Albrechts Herrschaft in der Mark Meißen versagen selbst die Fähigkeiten von Marthe und Lukas - weder können sie ihre Freunde, noch ihre Familie und schon gar nicht sich selbst schützen.
Endlich geht es wirklich weiter für die Liebhaber von
Sabine Eberts Romanen um die Hebamme Marthe. In neuem Design, aber innen altbekannt und -beliebt. Marthe hat sich von dem jungen Mädchen, das man im ersten Band (
"Das Geheimnis der Hebamme") kennen lernte, weiter entwickelt. Im vorliegenden Band ist sie eine starke Frau von rund 30 Jahren, die sich durchsetzen kann und die für ihre Familie und ihre Freunde kämpft, ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben. Nach den ganzen Schicksalsschlägen, bei denen der Leser sie begleitet hat, würde man ihr wirklich etwas Ruhe gönnen, doch das ist ihr auch in diesem Band nicht beschieden. Intrigen, höfische Verwirrungen, Gefangennahme, Bedrohungen, Tod und Folter sind auch hier die ständigen Begleiter.
Anders als in den vorigen Bänden liegen die Handlungsorte hier weiter auseinander und auch die Sichtweise ändert sich öfter. Mal begleitet man Thomas auf dem Kreuzzug Richtung Jerusalem, erlebt mit ihm die Schrecken des Krieges und die Sinnlosigkeit der Glaubenskriege. Dann wieder ist Clara der Hauptcharakter, mit ihrer Angst vor der erzwungenen Ehe und ihrer seherischen Begabung, aber auch mit ihrer heimlichen Liebe und ihren Hoffnungen. Markgraf Otto und seine Frau Hedwig erhalten Raum, sie ermöglichen den Blick in das höfische Leben und politische Intrigen in den höchsten Rängen. Weiterhin wird Einblick in den Klerus und die Machtspielchen in diesem Bereich gewährt. Trotz der vielen Erzählstränge und Handlungsorte wird Marthe nicht vernachlässigt, auch wenn sie dieses Mal weniger Raum erhält und mehr im Hintergrund agiert, als besorgte Mutter, kämpferische Ehefrau und begnadete Heilerin.
Doch dies tut dem Roman gut. Es wird spannender, es gibt mehr zu verfolgen und mitzufiebern und für jeden Geschmack ist etwas dabei. Vor allem wäre es schade, in diesen bewegten Zeiten nur eine einzige Stadt oder eine Gegend zu beleuchten, obwohl in der Welt so viel mehr passiert ist.
Die verstreute Handlung trägt zu erhöhter Spannung und schnellerem Tempo bei, was eine gute Abwechslung zu den anderen Romanen ist, die sich meistens eher langsam entwickelten. Hier ist die Spannung von Anfang an hoch, es gibt viele Überraschungen – wenn auch keine so schockierend ist wie die Ermordung Christians im vorhergehenden Band.
Historisch hält die Autorin sich wieder nah an die Fakten, was sich auch darin widerspiegelt, wie das Wohnen und Arbeiten beschrieben werden. In allen Gebieten gab es Neuerungen, sei es in der Mode, dem Hausbau oder der Kriegsmaschinerie. Diese werden unauffällig eingebracht, so dass "Der Fluch der Hebamme" ein Bild zeichnet, das nah am tatsächlichen Leben der damaligen Zeit sein dürfte.
Ein Pluspunkt des Romans ist, dass er, trotz seiner Handlungszeit im Mittelalter, nicht vor Blut und Gewalt strotzt. Natürlich gibt es auch brutale Szenen, es wird nichts beschönigt, aber auch nichts mit fast schon perverser Lust am Blutvergießen ausgemalt, wie es sich in vielen anderen, "historisch" genannten Romanen findet.
Nach dem Roman folgt wieder ein Kapitel der Autorin, in dem sie ihre Beweggründe und ihre historischen Nachforschungen erklärt. Hier steigt die Spannung auf den fünften – und letzten – Band der Reihe, denn in diesem werden sich Marthes Schicksal und das ihrer Familie und Freunde entscheiden.
Einen Trailer zum Buch sowie eine Leseprobe gibt es auf der Verlagswebsite: Der Fluch der Hebamme