Seit dem Kampf mit dem ausgestoßenen Drachen erfreut sich Kaylin zusehender Aufmerksamkeit, auf die sie gerne verzichten würde. Zum Beispiel ist man zu dem Schluss gekommen, Kaylin müsse das Magierhandwerk lernen. So muss sie sich mit öden Magiern der kaiserlichen Akademie herumschlagen, statt während der Feiertage ihren Dienst als Falke zu leisten. Kaylin bleibt nicht untätig: Mittlerweile hat sie drei Magier innerhalb von zehn Tagen dazu getrieben das Handtuch zu werfen. Ihr Verhalten zeigt jedoch keinen Erfolg. Der Falkenlord drängt auf ihre Ausbildung, nicht zuletzt, um sie vor dem Kaiser selbst zu schützen, der - sollten sie und ihre Magie nicht zu bändigen sein - auch zu anderen Mitteln greifen würde, um ihr Gefahrenpotential zu eliminieren.

Schließlich sind es ausgerechnet Kaylins magische Fähigkeiten, die sie erneut in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit bringen. Als einer der wenigen Menschen wird sie von der Barrani Tela, die wie Kaylin ein Falke ist, an den Hof der Barani gerufen. Dort trifft sie auf den Erben des höchsten Lord, der mit dem Tode ringt. Kaylin soll mit ihrer besonderen Magie versuchen, ihn zu retten. Als ihr diese Meisterleitung gelingt, stößt sie damit Ereignisse an, die sie ungewollt immer tiefer in eine Intrige hineinziehen, die sich um ein dunkles Geheimnis der Barrani spannt ...

"Kaylin und das Geheimnis des Turms" ist der zweite Roman von Autorin Michelle Sagaras "Elantra-Chroniken". Schon im ersten Band nahmen die geheimnisvollen Barrani einen wichtigen Platz in der Handlung ein, doch nun setzt die Autorin an, etwas mehr Licht in das Dunkel dieser Rasse zu bringen. Natürlich geschieht dies durch die Augen der bereits bewährte Hauptfigur Kaylin. Zum Glück muss sich die junge Frau ihren neuen Herausforderungen nicht allein stellen. Servus, ihr alter Freund aus Kindheitstagen, ist auch wieder an ihrer Seite.

Wie auch sein Vorgängerband lebt "Kaylin und das Geheimnis des Turmes" von der Undurchsichigkeit seiner Handlung. Michelle Sagara ist eine wahre Künstlerin der Geheimnisse. Ebenso wie die Hauptfigur dieser Reihe sieht sich der Leser einer ständigen Unwissenheit ausgesetzt, so dass alles, was passiert, immer mehr Bedeutung hat, als man zunächst erfassen kann. Unwissenheit schützt jedoch nicht vor Konsequenzen: ein bewehrtes Mantra dieses Buches.
Trotzdem würde die Autorin keinen Leser bei der Stange halten, würde sie ihn nicht mit kleinen Informationshäppchen interessiert halten mit der Hoffnung, vielleicht doch noch einen Einblick in die wahre Bedeutung der Geheimnisse zu bekommen.

Damit diese Schnitzeljagd auch auf keinen Fall langweilig wird, spart Michelle Sagara nicht mit einer guten Portion Action. Es wird wieder viel gekämpft, wenn auch vielleicht nicht so, wie man es nach dem sehr blutigen ersten Teil dieser Reihe erwarten würde.

"Kaylin und das Geheimnis des Turms" ist auf jeden Fall eine sehr gelungene Fortsetzung, die einem den Eindruck vermittelt, eigentlich erst am Anfang von etwas wirklich Großem zu stehen. Die Fortsetzung wird mit Spannung erwartet!