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Als Ig Perrish nach einer durchzechten Nacht, an deren Inhalte er sich kaum noch erinnern kann, aufwacht, sind ihm Hörner gewachsen, richtige, echte Teufelshörner. Nachdem Ig alle Möglichkeiten durchgespielt hat – ein Hirntumor, Halluzinationen, Restalkohol, ein böser Traum -, muss er erkennen, dass diese beiden Auswüchse auf seinem Schädel die Realität sind. Und auch sonst hat er sich verändert: Plötzlich fühlen sich alle Leute in seiner Nähe dazu berufen, ihm ihre düstersten, schmutzigsten Geheimnisse zu erzählen. Das ist viel weniger aufregend und spannend, als man meinen könnte; tatsächlich kommt es für Ig zu schmerzhaften Enthüllungen, beispielsweise zu der, dass seine Eltern ihn nicht lieben und ihn ganz, ganz weit weg wünschen.
Über Ig hängt ein dunkler Schatten, seit seine Freundin Merrin vor einem Jahr in einem Waldstück vergewaltigt und ermordet wurde. Wer der Täter war, wurde nie zweifelsfrei bewiesen, doch alle Welt geht wie selbstverständlich davon aus, dass Ig es war, der Merrin den Schädel einschlug und sie sterben ließ.
Dann macht Igs Bruder, angetrieben von der unheimlichen Macht der Teufelshörner, ein unerwartetes Geständnis: Igs ehemals bester Freund Lee Tourneau hat Merrin ermordet. Voll Hass und rasender Wut macht Ig sich auf, um mit Hilfe seiner neuen Gaben den Mörder zur Strecke zu bringen. Doch das stellt sich als viel schwieriger heraus, als er dachte …
"Teufelszeug" ist der zweite Roman von Joe Hill, dem Sohn von Stephen King. Im Vergleich zu seinem Erstling "
Blind" hat der Autor merklich zugelegt und kann sich in einigen Szenen durchaus mit seinem berühmten Vater messen. War "Blind" eigentlich nur ein unterhaltsames, blutig-unbekümmertes Horrorbuch, ist "Teufelszeug" wesentlich tiefgründiger und emotionaler. Ig Perrishs Odyssee, die er durchmachen muss, bis er den Mörder seiner Freundin stellen kann, ist schmerzlich und spannend zu lesen. Durch die ungewollte Gabe, dass ihm Personen in seinem unmittelbaren Umkreis zwanghaft ihre Geheimnisse ausplaudern, erfährt Ig einige sehr schmerzhafte und sehr hässliche Wahrheiten, an denen er fast zerbricht und die in einigen Fällen auch den Leser anekeln und schockieren.
Joe Hill schweift immer wieder ab in die Vergangenheit und enthüllt nicht nur Stück für Stück, was sich in der schicksalhaften Nacht von Merrins Ermordung zugetragen hat, sondern erzählt vor allem, wie Ig und sein bester Freund Lee aus Kindertagen sich kennenlernten und beide in Merrin verliebten. Ausgangspunkt für dieses Kennenlernen ist eine magische, lebendig geschilderte Sommerszene, die unter die Haut geht und schriftstellerisch zu den besten im Buch gehört. Angestachelt von der Idee, sich vor den anwesenden Mädchen zu beweisen, fährt der jugendliche Ig in einem Einkaufswagen einen steilen Abhang hinab – ein Vorhaben, das ihn fast das Leben kostet, das aber unvergleichlich geschildert ist und wirklich an die typischen Jugend-Szenen von Stephen King erinnert.
Es gibt aber nicht nur Erinnerungen und Gefühle in diesem Roman, sondern natürlich auch einige dramatische und äußerst brutale Szenen. Je weiter das Buch voranschreitet, umso mehr wandelt sich Ig, umso größer werden seine Hörner und umso mehr kann er sich mit seinem neuen Dasein und seiner Macht anfreunden.
"Teufelszeug" ist ein gelungener Horrorthriller mit einigen emotional sehr mitreißenden Szenen, stark geschrieben und sehr unterhaltsam! Wenn Joe Hill sich weiter so steigert, darf man auf seine zukünftigen Werke wirklich gespannt sein.