Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
"Matrioshki - Mädchenhändler" wird als eine realistische Serie, die schonungslos über Mädchenhandel aufklärt, gepriesen. Die Brisanz des sowohl wichtigen wie auch sensiblen Themas führt dazu, dass der Zuschauer diesen Selbstanspruch der Serie sehr ernst nimmt. Was bei einer harmlosen Krimiserie schnell als übliche überzogene Werbung abgetan werden würde, wird angesichts dieses Themas ein Versprechen, das eingehalten werden sollte, wenn der Zuschauer nicht enttäuscht werden soll. Realismus, schonungslose Kritik und Sensibilität für das Thema sollten mit einer handwerklich guten Umsetzung des Stoffes kombiniert sein.
Die erste Staffel der Serie wird in einer DVD-Hülle mit drei DVDs geliefert. Ein schmales Booklet mit kurzen Episodenbeschreibungen liegt ihnen bei. Auf der DVD finden sich nur die zehn Episoden der ersten Staffel. Es gibt kein Zusatzmaterial, nur die deutsche Tonspur, keine Untertitel.
Es geht in der ersten Staffel der Serie um Mädchenhändler, die Mädchen aus Osteuropa mit falschen Versprechungen nach Belgien locken und dort zur Arbeit in Stripclubs und zur Prostitution zwingen. Dabei wird im Kampf der Zuhälter und Mädchenhändler gegen die Polizei, gegen sich wehrende Mädchen oder auch mal gegeneinander ein hohes Maß an Brutalität dargestellt.
Inhaltlich erfüllt die Serie leider überhaupt nicht ihr Versprechen. Es werden zwar tatsächlich sehr schonungslos die Brutalität und Gewalt im Mädchenhändler- und Zwangsprostitutionsmilieu gezeigt, die Altersfreigabe ab 18 Jahren ist sehr berechtigt, aber realistisch oder glaubwürdig ist die Serie keineswegs. Die filmische Umsetzung des Stoffes ist handwerklich komplett misslungen.
Die Handlung wirkt in vielen Episoden konstruiert, die Protagonisten handeln völlig planlos und stets so, dass die Handlung irgendwie aufgeht. Mal sind die Bösen konsequent, zielstrebig und bringen Gegner oder Aufmüpfige auch aus nichtigen Gründen um, mal lassen sie alles Mögliche scheinbar machtlos geschehen, je nach dem wie es die konstruierte Handlung gerade braucht. Viele Figuren handeln völlig irrational, oft unerklärlich naiv und überhaupt nicht nachvollziehbar.
Dadurch wird das sehr wichtige und sensible Thema leider völlig wirklichkeitsfremd dargestellt. Einzig die rohe Gewalt wirkt tatsächlich etwas aufrüttelnd. Lernen sollte man aber nichts von der Serie. In der Werbung zu diesem DVD-Set wird gerne erwähnt, dass Amnesty International "Matrioshki" gerne auf Veranstaltungen zeige, um über Zwangsprostitution und Mädchenhandel aufzuklären. Ob dies eine didaktisch vernünftige Methode ist, ist mehr als zweifelhaft.
Dass die Serie völlig ohne Zusatzmaterial mit nur einer Tonspur geliefert wird fällt auch negativ in die Bewertung. Es ist heutzutage einfach Standard, dass auf DVDs zumindest ein bisschen Hintergrundmaterial zu finden ist. Die Bild- und Tonqualität ist akzeptabel, aber könnte auch besser sein.
Insgesamt muss von der Serie nachdrücklich abgeraten werden. Es ist äußerst schwer zu ertragen, sich durch alle zehn Folgen zu zwingen. Der Preis von 25,99 Euro für zehn Episoden einer Serie ohne jegliches Zusatzmaterial ist auch viel zu hoch.