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Die
New Orleans-Reihe geht nach
"Angels" in die nächste Runde. Für deutschsprachige Leser ist dies der fünfte Band der Serie, da zwei Bände nicht ins Deutsche übertragen wurden.
Nach dem dramatischen Ende von "Angels" gibt es jetzt ein Wiedersehen mit Rick Bentz. Er ist noch immer beurlaubt nach seinem Unfall, auch wenn er so schnell wie möglich zurück in den Dienst möchte. Vor allem hofft er, so die Erinnerung an seine erste Frau Jennifer loszuwerden. Er ist sich komplett sicher, sie nach seinem Erwachen im Krankenhaus wieder gesehen zu haben. Doch das kann nicht sein, schließlich starb sie vor zwölf Jahren bei einem Autounfall, Bentz selbst identifizierte sie damals.
Doch während er krank zuhause sitzt, häufen sich die merkwürdigen Ereignisse und immer wieder erscheint eine Frau, die genau so aussieht wie Jennifer damals. Aber Jennifer ist tot, und selbst, wenn sie noch leben würde, hätte sie doch zumindest gealtert sein müssen. Aber nein, diese Frau ist so schön wie Bentz' Frau damals. Diese Erscheinung treibt Bentz in den Wahnsinn, und als dann auch noch ein Umschlag bei ihm eintrifft, in dem Jennifers Sterbeurkunde mit einem großen Fragezeichen versehen ist, hält ihn nichts mehr in New Orleans. Er reist zurück nach Los Angeles, die Stadt, die er vor Jahren als gebrochener Mann mitten in einem ungelösten Fall verließ. Kaum in der Stadt der Engel eingetroffen, geschieht ein Mord, der wie die exakte Kopie des ungelösten Falles wirkt. Die Anzeichen mehren sich, dass alles zum Plan eines Psychopathen gehört, um Bentz zu vernichten.
"Mercy" verspricht schon auf den ersten Seiten einiges. Schnell steigt der Leser wieder in die Handlung ein, die sich diesmal voll und ganz Rick Bentz widmet, nachdem er in den letzten Bänden immer nur die Rolle des Ermittlers hatte, aber selten wirklich eine Hauptfigur war. Seine berufliche Vergangenheit wird näher beleuchtet, es gibt viele Rückblenden auf seine Zeit bei der Polizei in Los Angeles. Aber auch sein privates Leben wird hier näher aufgeklärt, spielt doch Jennifer – oder eine Doppelgängerin – eine wichtige Rolle im Buch. Das Geschehen wird größtenteils aus Bentz' Sicht beschrieben, einige Passagen widmen sich aber auch Olivia, Bentz' zweiter Frau, die ebenfalls eine sehr wichtige Rolle spielt, und sogar der Sicht der geheimnisvollen Frau, ohne dass zu viel über sie verraten wird.
So wird der Leser gequält: Er ist neugierig auf das weitere Geschehen, darauf, wie sich alles aufklären wird, erhält immer wieder kleine Häppchen, die ihn aber noch tiefer ins Dunkle tappen lassen. Zusammen mit Rick Bentz ist man dem Spiel der Autorin ausgeliefert, die diesmal zur Höchstform aufläuft und es wirklich schafft, den Leser gebannt die Seiten umblättern zu lassen.
Ein Manko des Buches ist lediglich, dass die doch sehr wichtige Beziehung zwischen Bentz und Olivia so sträflich vernachlässigt wird. Es kriselt in dieser Beziehung enorm, Bentz will es nicht wahrhaben, Olivia leidet. Und dennoch wird dieser Stoff, der Möglichkeiten für so viel mehr Tiefe geboten hätte, vernachlässigt und lieblos nebenher abgehandelt. Der Krimihandlung tut dies keinen Abbruch, sie ist nach wie vor spannend. Aber die Einschübe der Beziehung wirken so blass und können nicht mit dem gut erdachten Fall mithalten.
So ist "Mercy" wieder ein guter Vertreter seiner Reihe, der Fans weiter an die Serie fesseln wird. Leser, die die vorigen Bände noch nicht kennen, können dennoch zugreifen, das Wichtigste zum Verständnis wird unauffällig in die Handlung eingeflochten und erklärt. Doch der größte Genuss ergibt sich natürlich für die Leser, die die gesamte Serie kennen und mögen.
Eine Leseprobe aus "Mercy" gibt es auf der Verlags-Website.