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Die Kurzkrimi-Reihe "Mordlandschaften" gibt diesmal einen Einblick in den nordwestlichen Teil von Nordrhein-Westfalen, wo die Münsterländer zu Hause sind. Parkartige Landschaften und zahlreichen Wasserburgen prägen die Gegend, die vom Teutoburger Wald bis hin zur Lippe führt. Doch schaut der Leser genauer hin, merkt er auch hier, dass die landschaftliche Idylle trügt und tief im Inneren des grünen Landstriches nicht alles mit rechten Dingen zugeht.
"Zum Mörder kann jeder werden": Mit diesen erkenntnisreichen Worten beginnt der Polizeipräsident von Münster, Hubert Wimmer, sein Vorwort zur Krimianthologie "Mörderisches Münsterland", bevor er auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen literarischer Beschreibung und ernüchternder Realität eingeht. So sind ihm die Gegensätzlichkeiten zwischen seinen Mitarbeitern und den bekannteren, öffentlich-rechtlichen Ermittlern wie Georg Wilsberg oder Frank Thiel mehr als bewusst. Ein Umstand, der ihn aber nicht davon abhält, sich auch für die Zukunft eine Vielzahl an unterhaltsamer Kriminalliteratur zu wünschen. Ein Vorwort, das schmunzeln lässt und gleichzeitig eine gute Einleitung für die darauf folgenden 18 kriminalistischen Kurzgeschichten bietet.
Den Beginn macht eine ungewöhnliche Erzählung von Norbert Horst, der einen Münsterländer Dorfsheriff für Ordnung sorgen lässt. Buchstäblich in die eigene Hand nimmt dieser dabei die Sorgen und Nöte der Bewohner. Dumm ist eigentlich nur, dass ihm langsam der Platz in der Scheune ausgeht, um all die Übeltäter zu beseitigen, die seinen Schützlingen das Leben schwer machen. Nicht gerade sanfter, dafür aber wesentlich selbstloser geht ein junger Mann zur Sache, der sich in einer Geschichte von Regula Venske gleich selbst opfert, um Rache an seinem Vater zu üben. Da hat der als "Entenmann" engagierte Mitarbeiter einer Firma für Krimi-Events dann doch etwas mehr Spaß, bevor er ins Gras beißen muss. Mit seinem Job als Statist und Zeuge völlig unterfordert, beginnt er, die für ihn festgelegten Zeugenaussagen kurzerhand umzuschreiben und jeder der vorbeikommenden Gruppen andere Fakten zur Auflösung des Falles zu präsentieren. Eine Kreativität, die seinen Arbeitgebern gar nicht gefällt und dem Einfallspinsel zum Verhängnis wird.
Achtzehn ambitionierte Geschichten sind es insgesamt, die der Leser hier vorfindet. Herausgegeben von Sandra Lüpkes und Jürgen Kehrer, die selbstverständlich ebenfalls einen Kurzkrimi beisteuerten, begeistert gerade diese Anthologie mit einer Menge an kreativen Ideen, um Mord und Totschlag auf dem Papier salonfähig zu machen. Oder wie ist es zu erklären, dass die vielen Lesern bereits bekannte Krimiautorin Sabine Deitmer sich diesmal als Mörderin outet und sich nicht zu schade ist, ihre perfide Tat auf recht umfangreichen 11 Seiten zu verteidigen? Ein Skandal möchte man meinen, aber nicht der Einzige in diesem Buch. Denn auch der Krimiautor Stefan Holtkötter steht seiner Kollegin in nichts nach, als er am Ende seines letzten Trips nach Holland mit einem Totschläger vor der Wohnungstür seines Freundes steht. Oder wie ist es gemeint, wenn ein Schriftsteller seine Geschichte in der "Ich"-Form schreibt?
Fazit:
Bei soviel mörderisch guten Geschichten kann letztendlich nur eine absolute Kaufempfehlung an alle Freunde des kurzen Krimis ausgesprochen werden. Denn falls es doch einmal vorkommt, dass die eine oder andere Geschichte nicht den persönlichen Geschmack des Leser tifft, wird es die überwiegende Anzahl in diesem Buch bestimmt tun.