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Das Regiedebüt des Modeschöpfers Tom Ford zeigt einen Tag im Leben des Literaturprofessors George Falconer (Colin Firth), im Los Angeles der beginnenden 1960er-Jahre. Der etwa 50-jährige Brite muss über einen schweren Verlust hinwegkommen: Einige Monate zuvor ist sein langjähriger Lebenspartner Jim (Matthew Goode) bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Der perfekt durchgestylte George lebt in einem ebenfalls perfekt durchgestylten Bungalow und wirkt auf den ersten Blick so unangreifbar wie das Design seines Lebens in unauffälliger Zurückgezogenheit. Doch unter der schönen Oberfläche gähnt ein Abgrund der Traurigkeit und Leere. Strikt hat er die Intimität seiner homosexuellen Beziehung zu Jim hinter verschlossenen Türen gehalten, wie es wohl vor der sexuellen Revolution in vielerlei Hinsicht ratsam war. Nun findet auch seine Trauer keinen Weg des Ausdrucks, und er ist hinter der schönen Fassade allein. Eine emotionale Bindung hat er einzig zur gleichaltrigen und ebenfalls im Luxus vereinsamenden Charley (Julianne Moore), mit der ihn eine jahrzehntelange Freundschaft verbindet. Doch selbst sie kann die Liebe seines Lebens nicht ersetzen und letztlich nicht einmal in ihrer Tragweite verstehen, wundert sie sich doch trotz ihrer grundsätzlich liberalen Ansichten und ihrer Sympathien für den Verstorbenen darüber, dass George nie eine „richtige“, sprich: heterosexuelle Beziehung gehabt hat.
Der Zuschauer folgt dem Protagonisten durch die Episoden seines Alltags – morgendliches Aufstehen, eine Vorlesung an der Universität, Besuche im Fitnessstudio und bei Charley, ein Flirt mit einem Fremden. Und er erlebt mit George, was dieser mit keinem wirklich teilen kann: das Aufblitzen von Erinnerungsbildern an seine Kindheit und vor allem an seine glückliche und tiefgehende Zweisamkeit mit Jim. So taucht der Zuschauer tief ein in Georges verzweifelte Gefühlswelt, und ahnt, dass dessen nächtliches Zusammentreffen mit einem seiner Studenten am Meer, mit dem er endlich wieder Nähe erlebt, darüber entscheidet, ob es noch einmal einen Wendepunkt für sein Leben geben kann.
Mit seiner Adaption des Romans "Der Einzelgänger" von Christopher Isherwood brachte Tom Ford den Look auf die Kinoleinwand, mit dem er sonst bei seinen Haute Couture- Kreationen für Gucci und Yves Saint Laurent für Furore sorgte: eine kühle und doch glamouröse Eleganz. Sein Erstlingsfilm lebt nicht von der Handlung, sondern vor allem vom rauschhaften Fluss der stilisierten Bilder, dem Oscar-nominierten Soundtrack, dem feinsinnigen Schauspiel der Darsteller (auch Colin Firth war für den Oscar nominiert) und der intensiven Stimmung, die transportiert wird. Dieses Kinofest nach Hause zu bringen, ist eine wahre Herausforderung, die mit der nun erschienenen Blu-Ray gelingt, so gut es eben geht. Optimal zur Geltung kommt die besondere Ästhetik des Films wohl nur auf einer Kinoleinwand. Tom Ford entschied sich für die Verwendung einer alten Kodak-Filmkamera, um den Aufnahmen bewusst eine geringe Schärfentiefe, eine gewisse Mattigkeit und eine grobe Körnigkeit zu verleihen, und damit für eine Bildästhetik, die nicht unbedingt für eine Full-HD-Auflösung gemacht ist. Die Blu-Ray gibt die Filmbilder getreu wieder, überzeugt vor allem durch die Detailwiedergabe bei Nahaufnahmen sowie durch die Farbwiedergabe und liefert außerdem eine einwandfreie Tonqualität (DTS-HD Master Audio 5.1). Unter den Extras ist der sehr informative Audiokommentar des Regisseurs hervorzuheben, während das viertelstündige Making Of sowie die Interviews mit Julianne Moore, Colin Firth, Tom Ford, Nicholas Hoult und Matthew Goode genauso wie die beigefügten Werbetrailer für andere Filme nicht mehr als eine nette Beigabe sind. Ein bisschen ärgerlich wird es für manche sein, dass nur deutsche Untertitel vorhanden sind.
Insgesamt ist der Film aufgrund seiner Schauwerte und seiner intensiven Stimmung zu empfehlen, wobei beim Kauf zu überlegen ist, ob die DVD der teureren Bluray vorzuziehen sein könnte.