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Reporter Week vermittelt John Blacksad einen neuen Auftrag. Er soll einen drogenabhängigen Jazzmusiker finden. Der Auftraggeber ist der mächtige Chef der "Lachapelle Records", des erfolgreichsten Jazz-Labels in New Orleans, das mit den Platten von Sebastian "Little Hand" Fletcher viel Geld verdient hat. Faust Lachapelle, gezeichnet von seiner schweren Krebserkankung, möchte vor seinem Tod reinen Tisch machen und dem untergetauchten Musiker ein letztes Mal helfen.
Blacksad vermutet jedoch mehr hinter dem Ansinnen des alten Mannes, denn der Detektiv wird nicht nur von einem anderen Ermittler bedrängt, den Faust abserviert hat, er findet auch heraus, dass irgendjemand versucht, Fletcher einen Drogencocktail unterzujubeln, der ihn sofort ins Jenseits befördern würde.
Kaum hat Blacksad jedoch eine erste Spur des Verschwundenen, scheint auch er auf der Abschussliste des Unbekannten zu stehen. Und mehr als einmal braucht der gewiefte Privatdetektiv einen Schutzengel, um lebendig aus dieser Sache herauszukommen.
Nach dem im Jahre 2000 erschienenen genialen
"Irgendwo zwischen den Schatten", dem zweiten Comic
"Arctic Nation", der 2004 herauskam und dem dritten Teil der Reihe
"Rote Seele", der 2005 erschien, gibt es endlich den vierten Band der einzigartigen Abenteuer. Fünf Jahre mussten die Fans des grandiosen Duos Canales/Guarnido warten, bis "Die Stille der Hölle" in Deutschland veröffentlicht wurde. Fünf Jahre, in denen man nur immer wieder durch die drei wundervollen Comic-Kunstwerke blättern konnte - seufzend auf ein neues Abenteuer der bildgewordenen Essenz sämtlicher Film Noir Privatschnüffler hoffend.
Die einmalige Mischung aus Fabel - die Charaktere haben menschliche Körper mit Tierköpfen -, Detektivstory à la "Der Malteser Falke" oder "Tote schlafen fest" und Gesellschaftskritik - Rassismus, Kommunistenhass und organisiertes Verbrechen werden thematisiert - hat weltweit Erfolge gefeiert und Preise eingeheimst. Sowohl die Storys aus der Feder von Juan Diaz Canales als auch die grandiosen Zeichnungen von Juanjo Guarnido gelten als Wegbereiter eines neuen Comicstils und werden fast hymnisch verehrt.
Und nun "Die Stille der Hölle". Mit zitternden Fingern blättert der Adept dieser Comicheroen die Seiten um und vertieft sich in eine Story, die die himmelhohen Erwartungen möglichst übertreffen sollte.
Doch die Ernüchterung trifft den Leser wie ein harter Schlag in die Magengrube - unverhofft und unvermittelt. Die Story entpuppt sich als Hommage an New Orleans, den Jazz und Blacksad. Ja, als Hommage an Blacksad, denn zu alter Form läuft der harte Privatdetektiv zu keiner Zeit auf. Dafür tappt er zu sehr im Dunkeln, ist zu sehr Spielball und kann der Story nicht seinen Stempel aufdrücken. Unlogisch, bruchstückhaft, launig lässt der Autor die Geschichte vor dem enttäuschten Leser ablaufen - wenig Inspiration, seltene geniale Momente, die eher Wehmut, denn Begeisterung auslösen.
Und dann die Zeichnungen. Da gibt es Seiten, die hinreißend sind (man schlage nur die Seite zwanzig auf) und die Erwartungen tatsächlich übertreffen; Seiten, die den Charakter der genialen Alben eins bis drei widerspiegeln. Doch sie sind in der Minderheit. Viel mehr macht sich beim Leser der Eindruck breit, ein Skizzenbuch in der Hand zu haben. Endlos die Zahl der Seiten, die wie hingeschmiert wirken, wie nicht fertig, wie skizziert eben.
Nein, auch Guarnido kann nicht erfüllen, was sich der Fan erhoffte. Zumal fünf Jahre Wartezeit sehr lang sind und das Ergebnis dem absolut nicht entspricht.
Vielleicht sollte man eine Reihe, die zweifelsohne Kultcharakter genießt, nicht nach langer Zeit mit einer Fortsetzung beglücken - man lese nur die Bände vier und fünf, die dem genialen "Per Anhalter durch die Galaxis" folgten, wenn man diese Aussage verstehen will. Jedenfalls ist "Die Stille der Hölle" nicht der geniale Wurf, den viele Leser erwartet haben.
Schlecht ist dieser Comic zwar auch nicht, sogar viel besser als so manches Machwerk, das in letzter Zeit im boomenden Markt - man schaue sich nur an, was der Splitter-Verlag, Carlsen, Piredda, Tokyopop und Schreiber & Leser alles auf der Agenda haben - herausgekommen ist. Doch anknüpfen an seine drei Vorgänger kann "Die Stille der Hölle" zu keiner Zeit.