Napoleon Bonaparte – ein Name der auch nach Jahrhunderten nichts von seinem Klang verloren hat. Eine Person, die immer noch im Gedächtnis der Menschen ist und eine unwahrscheinliche Ausstrahlung ausübt. Doch wie so oft lässt sich auch dieser Mensch nicht auf solche Verallgemeinerungen reduzieren. Um über ihn etwas mehr zu wissen, bedarf es eines Einblickes in sein Leben und Wirken, gerade auch abseits der großen Feldzüge und Schlachten, die zuerst assoziiert werden, wenn man den Namen hört. Genau für solche Zwecke sind Biographien gut geeignet. Und Susanne Rebscher hat hier eine Napoleon-Biographie vorgelegt, die ihres Gleichen sucht. Auch wenn sie gemäß der Zielgruppe (Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren) einen spielerischen Zugang zu Leben und Werk Napoleons gewählt hat, sollten auch Erwachsene einmal einen Blick darauf werfen.

Rebscher hat für diese Biographie trotz der spielerischen Komponente einen konventionellen Aufbau gewählt: Sie erzählt Napoleons Lebensgeschichte chronologisch, von Kindheit, Jugend und Ausbildung über seinen militärischen Werdegang, der schließlich in der Kaiserkrönung gipfelt, bis hin zu seinem spektakulären Niedergang und seinen letzten Tagen auf der Felseninsel St. Helena. Dabei weckt die Autorin durch kurze, informative Texte das Interesse des Lesers. Sie streut Anekdoten mit ein und zeigt dem Leser auch einige erstaunliche und weniger bekannte Details aus dem Leben des großen Napoleon. So erfährt man, dass er es mitunter mit der Rechtschreibung nicht so genau nahm und als Schüler keineswegs mustergültig und in allen Belangen perfekt oder gar ein Wunderkind war. Genaugenommen konnte man den weiteren Werdegang nicht unbedingt so erwarten, obwohl ihm bereits einige Lehrer eine glänzende Zukunft vorausgesagt hatten. Neben vielen Details zur Person Napoleons erfährt man auch einiges Wissenswertes über die Lebensumstände zur damaligen Zeit. Auch den damaligen Neuerungen auf den Gebieten der Wissenschaft und Technik wird gebührender Platz eingeräumt. Alles das macht das Lesen kurzweilig. Man blättert gerne durch das Buch, und auch, wenn man eigentlich nur einen flüchtigen Blick darauf werfen wollte, ist man schneller als gedacht von dieser Biographie gefesselt.

Fast noch beeindruckender als die Texte ist die Aufmachung des Buches. Bereits der Einband ist ein kleines Kunstwerk. Die Nachbildung eines alten Folianten ist so gut gelungen, dass man unweigerlich mit den Fingern die angestoßenen Lederecken des Buches nachfühlen möchte. Auf dem Titel prangt ein Bild des kleinen Korsen, so wie ihn die meisten Menschen kennen: militärische Haltung, entsprechende Uniform und natürlich die Hand zwischen die Knopfreihen seines Frackes geschoben. Die hohe Qualität des äußeren Erscheinungsbildes setzt sich im Inneren des Buches fort. Da sind zunächst die vielen erläuternden Grafiken, die erheblich zum Verständnis der Texte beitragen. Jede Seite wartet mit einer Überraschung und kleinen Details auf - ob dies nun eine verbrannte Stelle ist, die ebenso perfekt gestaltet ist wie die vielen Klappen und Taschen, oder die Verschlüsselungsmaschine, mit der kleine Zusatztexte im Buch dekodiert werden können. Mal kann der Leser einfach einen Briefumschlag öffnen, ein andermal ist es eine alte Truhe, in der er stöbern darf. Durchsichtige Karten können auf einen Grundriss Europas gelegt werden und so die einzelnen Stationen besser nachvollzogen werden. Eine umfangreiche Zeitleiste sowie der Stammbaum der Bonapartes sind ebenso enthalten, müssen aber erst einmal entdeckt werden.

Fazit: Eine Biographie, wie sie nicht schöner und informativer gestaltet sein könnte. Nicht nur für Jugendliche ab 12. Auch interessierte Erwachsene haben hier einen guten Einstieg in das Leben und Wirken Napoleons.

Eine Leseprobe findet man auf der Homepage des Verlages.