Fast 200 Jahre sind vergangen, seit Anna Randal dem adligen Cezar begegnet ist. Damals war sie nur die arme Cousine auf einem rauschenden Fest, und trotzdem ist sie Cezar, dem Mann des Abends, aufgefallen. Und so lässt er sich nicht die Gelegenheit entgegen sich zu nehmen, was ihm gefällt. Hätte Cezar, ein unsterblicher Vampir, gewusst, was ihn diese Nacht kosten würde, hätte er es sich vielleicht anders überlegt. Anna Randal verlor in dieser Nacht mehr als nur ihre Unschuld, sondern auch ihre gesamte Familie. Allein hat sie sich durch die nächsten Jahre geschlagen, von der Zeit unberührt - und sie ist sich sicher, dies kann nur an Cezar liegen.
Nun, 200 Jahre später, hat Anna seine Spur wieder aufgenommen und sich deswegen nach New York begeben. Was sie nicht weiß: Cezar ist im Auftrag des Orakels aus der Versenkung gekommen. Seit er die Auserwählte genommen hat, lässt ihn das Orakel für seine Tat büßen und nun scheint jemand nach dem Leben von Anna zu trachten. Daher bestimmt das Orakel Cezar zu Annas Beschützer, doch diese denkt nicht daran, dem Verführer von einst noch einmal zu trauen, zumal sie ihm die Schuld an ihrem Zustand gibt. Doch selbst nach 200 Jahren können beide nicht leugnen, dass die Anziehungskraft von damals immer noch in ihnen brennt...

"Im Bann der Nacht" ist ein weiterer Roman der "Guardians of Eternity"-Reihe von Alexandra Ivy. Dieses Mal steht ein scheinbar gewöhnlicher Mensch im Fokus, nur dass Anna Randal seit 200 Jahren nicht mehr gealtert ist, ein Umstand, den sie einzig und allein der Vampirfigur Cezar anlastet. Nun, 200 Jahre später, lässt die Autorin die beiden wieder aufeinander treffen, denn Anna Randal soll, besonders durch ihr genetisches Erbe, in das Orakel aufgenommen werden.
Nach Göttinnen, Halbdämoninnen und Werwölfen überrascht den Leser dieser Reihe solch eine Wahl für eine Hauptfigur kaum noch, auch wenn Alexandra Ivy es damit schafft, immer neue Facetten in ihre Fantasywelt zu bringen, denn eine neue Gattung erhält ihre Aufmerksamkeit: die Elfen. Doch natürlich vergisst die Autorin auch nie ihre alten Figuren; jede Hauptfigur der bisherigen Bände findet auch in "Im Bann der Nacht" ihren Platz, wenn auch meist nur als Randfigur.
So hat der erfahrene Leser immer das Gefühl, es mit einem großen Ganzen zu tun zu haben. Trotzdem kann auch jeder Neueinsteiger mit "Im Bann der Nacht" zurechtkommen. Zwar wird erwähnt, dass auch die jetzigen Randfiguren scheinbar mehr sind als in diesem speziellen Buch, aber man benötigt nicht die Informationen der anderen Bücher, da man ja immer an der Seite einer Figur steht, die von den vorangegangenen Ereignissen ebenso unberührt ist.
Ansonsten bedient "Im Bann der Nacht" das Schema, das man aus "Guardians of Eternity" gewohnt ist: eine starke Frauenpersönlichkeit mit ungewöhnlichen Fähigkeiten und ihr besitzergreifender vampirischer Begleiter, deren Leidenschaft in diesem Buch entfacht wird. So vorhersehbar diese Handlung auch ist, so solide ist sie auch, man weiß, was man kriegt, und kann sich auf eine fantastisch-romantische Lesereise freuen.

Anspruchsvoll ist "Im Bann der Nacht" nicht, aber der Roman bietet die gewohnte Qualität der Reihe und seichte Unterhaltung in einer fantastischen, romantischen Welt.