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Die einen nennen sie Ökoterroristen, die anderen nennen sie Helden, die einen schier aussichtslosen Kampf auf den Weiten der Ozeane führen: Die Sea Shepherd Conservation Society, eine militante Umweltschutzorganisation, hat sich dem Schutz des Meeres verschrieben und kämpft an vorderster Front gegen Walfang, Robbenjagd und unverhältnismäßige Fischerei. Die Non-Profit-Organisation, die auch Prominente wie Pierce Brosnan, Richard Dean Anderson oder den Dalai Lama zu ihren Unterstützern zählt, wurde 1977 von dem Umweltaktivisten Paul Watson gegründet, nachdem sich dieser mit Greenpeace überworfen hat. Sea Shepherd versteht sich hierbei nicht als Protestorganisation, sondern übernimmt nach eigener Auffassung die Strafverfolgung auf den Meeren, die, so Watson, von den jeweilig zuständigen Regierungen nicht wahrgenommen werde.
In dem Dokumentationsfilm "Am Ende der Welt", der unter anderem auf dem Vancouver International Film Festival aufgeführt worden ist, begleitet ein Kamerateam zwei Schiffe der Sea Shepherd – die
Farley Mowat und die
Robert Hunter – auf ihrer "Dritten Antarktischen Kampagne" 2006/07, die sie ins antarktische Rossmeer führt. Das Ziel der internationalen Mannschaft ist es, japanische Walfänger zu stellen und ihre Aktivitäten zu sabotieren. Im Visier haben die "Seehirten" dabei besonders die
Nisshin Maru, das Flaggschiff der japanischen Walfangflotte. Doch Watson und seine Truppe haben mit zahlreichen Problemen zu kämpfen, technischer wie finanzieller Natur.
Dem Filmteam ging es vorrangig darum, die Fahrt der
Farley Mowat und der
Robert Hunter, die Suche nach den japanischen Walfängern in den Weiten des antarktischen Meeres und die direkten Aktionen der Sea Shepherd authentisch wiederzugeben: Die Kamera fängt das geschäftige Treiben auf den Brücken der beiden Schiffe ein, begleitet die Umweltaktivisten in die Kantine, dokumentiert die Vorbereitungen für die Sabotageakte und gibt Einblicke darin, wie die Crew die Zeit totschlägt, bis ein japanisches Fangschiff am Horizont gesichtet wird. Und die Doku zeigt auch, dass es nicht immer leicht ist, den brennenden Enthusiasmus, mit dem man an Bord gegangen ist, zu pflegen, wenn man Wochen auf hoher See mit Warten zubringt, Warten auf eine Konfrontation mit Walmördern und Robbenschlächter, deren Ausgang ungewiss ist – und dass die Zeit gegen die "Seehirten" spielt, denn jeder vergangene Tag ist ein verlorener im Kampf um die majestätischen Meeresriesen.
Der Zuschauer erhält ein konkretes Bild von der Arbeit der Sea Shepherds, die nicht aus "Ocean-posing", wie es Paul Watson Greenpeace vorwirft, besteht, sondern aus Aktionen, die einem Piratenfilm entlehnt sein könnten: Die Schrauben der japanischen Boote werden mittels Seilen sabotiert, illegale Fangschiffe gerammt und die Decks von Fabrikschiffen mit Buttersäure beschossen. Diese Protestaktionen kommen sehr realitätsnah herüber und zeigen anschaulich, wie sehr sich doch die Kriegsführung der "Seehirten", die von ihren Gegnern als Ökoterroristen und Piraten verurteilt werden, von jener von Greenpeace unterscheidet. Gleichzeitig dokumentiert der Film Watsons Grundsatz, dass bei keiner Aktion Gewalt gegen Menschen eingesetzt wird: Hilferufe und Notsignale japanischer Schiffe werden ernst genommen und mit Hilfeangeboten beantwortet – wie auch umgekehrt, wie an dieser Stellen fairerweise hinzugefügt werden muss. Als etwa ein Erkundungsboot mit zwei "Seehirten" verloren geht, wird das Kriegsbeil vorübergehend begraben und die Japaner unterstützen die Öko-Krieger bei ihrer Suche nach den abhanden gekommenen Kameraden.
Was der Doku doch einen Abbruch tut, ist der verschwindend geringe Informationsgehalt: Zu Beginn des Films wird kurz Bilanz zu den ersten beiden antarktischen Kampagnen der Sea Shepherd gezogen, danach werden knapp die gegenwärtigen Bestimmungen zum Walfang und die Lücken, die sich Walfangnationen wie Japan zunutze machen, paraphrasiert und ein halbes Dutzend Ausschnitte aus diversen Nachrichtensendungen gezeigt, die über den Start der "Dritten Antarktischen Kampagne" berichten. Was aber fehlt, sind Informationen etwa darüber, wie diese Expedition und ihr Ausgang in den Medien behandelt wurden, ebenso vermisst man Stellungnahmen von Befürwortern und Gegnern von Sea Shepherd. Hat diese Kampagne eine nachhaltige Wirkung gezeigt, etwa im öffentlichen Umgang mit Walfang und illegaler Hochseefischerei? Hat sie die Internationale Walfangkommission (IWC) zum Handeln bewegt? Deutete sich in Japan ein Umdenken hinsichtlich des Walfangs an? Solche und ähnliche Fragen, die mit der Expedition in Zusammenhang stehen, bleiben unbeantwortet. Die Doku weiß den Zuschauer mit Bildern von harpunierten Walfischen aufzurütteln und die Aktionen von Watsons Truppe zu befürworten, doch etwas mehr Rahmeninformationen hätten das Publikum gewiss nicht vergrault.
"Am Ende der Welt" wurde unter schwierigen Bedingungen und mit mobilem Equipment gedreht – das merkt man der Doku jederzeit an, darüber kann auch kein HD-Transfer hinwegtäuschen. Das Bild kämpft mit schwankenden Schärfewerten, Bildrauschen ist gelegentlich auszumachen und die Farbwiedergabe pendelt qualitativ hin und her. Wo sich der HD-Transfer bezahlt gemacht hat, sind die Panoramaaufnahmen der antarktischen Randmeere mit ihren mächtigen Eisbergen, hier liegt stellenweise sogar etwas Plastizität vor. Der Ton präsentiert sich produktionsbedingt ebenfalls ziemlich ernüchternd, der deutsche 5.1-Ton wirkt flach, dumpf und nicht besonders dynamisch. Zuweilen gehen die Originalstimmen – die deutschen Dialoge liegen als Voice-over vor – in der Flut an Hintergrund- und Nebengeräuschen (Schiffsmotoren, Gespräche im Hintergrund etc.) unter. Die Extras sind keinen zweiten Satz wert, neben Texttafeln (Synopsis, Festivalliste usw.) und einer Bildergalerie hat die Disc nichts zu bieten. Ferner liegt der Blu-ray ein Wendecover bei.
Fazit:
Eine gediegen-spannende Abenteuer-Doku vor beeindruckender Kulisse, leider nicht so packend, nicht so schockierend und nicht so provokant wie "Die Bucht" oder
"Sharkwater", zumal ein Mehr an Informationen dem Film gewiss nicht geschadet hätte. Was bleibt, ist ein Spagat zwischen Öko-Thriller und modernem Piratenfilm, der zum Nachdenken anregt. Ob es aber wirklich die Blu-ray sein muss, das muss jeder für sich entscheiden.
Mehr Infos und Fotos unter attheedgeoftheworld.com