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Mit "Purpurdrache" publiziert
Knaur das Romandebüt von Journalist Sven Koch. Den Leser erwartet ein packender Thriller, in dem Ritualmorde und wissenschaftliche Menschenversuche den Hauptfiguren das Leben schwer machen.
Alexandra von Stietencron kann es kaum fassen: Sie wurde für das neue Pilotprojekt des LKA ausgewählt und darf als Polizeipsychologin die örtliche Polizei unterstützen. Dies wird auch recht schnell notwendig, beginnt doch ein Unbekannter damit, Frauen auf rituelle - und sehr brutale - Weise umzubringen. Dabei scheinen die Opfer alle mit Journalist Marlon Kraft, einem guten Freund des Einsatzleiters, bekannt zu sein. Dieser zeigt sich jedoch störrisch und verweigert jede Unterstützung der Polizei. Die Morde gehen weiter und Alexandra von Stietencron gelingt es nur mit viel Glück, die Spur des Täters aufzunehmen. Eine Jagd beginnt, in deren Zentrum der Purpurdrache steht.
Ein gelungenes Romandebüt, das Sven Koch mit dem vorliegenden Werk abliefert. Er meistert das Kunststück, als Handlungsort des mörderischen Schauspiels Deutschland zu verwenden, dem Szenario gleichzeitig aber ein Gefühl von länderübergreifender Größe zu verleihen. Während zu Beginn der Geschichte Setting und Protagonisten noch ein wenig unter dem "Provinz"-Touch leiden, entwickelt sich die Jagd nach dem Serienmörder beständig weiter. Internationale Verbindungen, Seilschaften und ein ausgewachsener Medizinskandal heben das Szenario auf eine neue Ebene.
Zudem ist Alexandra von Stietencron als Protagonistin mehr als gelungen. Sven Koch zeichnet mit ihr einen tiefschichtigen, nachvollziehbaren Charakter mit etlichen Ecken und Kanten - sowie einer snobistischen Familie. Dabei sind die anderen Charaktere - die übrigen, ermittelnden Beamten - jedoch allesamt Klischees und ihr Verhalten vorhersehbar von der ersten bis zur letzten Seite. Das verdirbt zwar nicht den Lesespaß, schmälert ihn aber ein wenig. Gerade aus den Nebencharakteren lässt sich häufig eine Menge machen, im vorliegenden Fall leider verschenktes Potenzial.
Der Aufbau der Geschichte ist recht flüssig und die Handlung schreitet konsequent - und teilweise brutal - voran. Auch das Finale ist gelungen. Hier hat der Autor etwas gewagt und liefert eine Meisterleistung ab. Krimikenner werden natürlich schon deutlich vorher erkennen, wer der geheimnisvolle Gegner ist, der die Fäden in diesem Spiel in der Hand hält, gibt Sven Koch doch mehr als einen Hinweis. Trotzdem macht es Spaß zu lesen, wie alles aufgelöst wird und sich so manch ein Fingerzeig als falsche Fährte herausstellt.
Ein unterhaltsamer, spannender Roman mit einer tiefschichtigen Hauptfigur. Es bleibt zu hoffen, dass dies nicht die letzte Geschichte mit Alexandra von Stietencron gewesen ist. Die wenigen Patzer (klischeehafte Nebencharaktere, vorhersehbare Todesfälle) sind gerne zu verzeihen.