John Stephens' "Emerald: Die Chroniken von Anbeginn" bildet den Auftakt zu einer abenteuerlichen Fantasy-Trilogie aus dem Hause cbj. Den Leser erwarten drei Kinder, drei Bücher und eine gefährliche Suche, die in das Reich der Magie entführt.

Bereits als Kleinkinder wurden die Geschwister Kate, Michael und Emma von ihren Eltern getrennt und in ein Waisenhaus gegeben, doch ein ums andere Mal ecken sie mit ihrem Verhalten an und müssen weiterziehen. Schlussendlich gelangen sie nach Cambridge Falls, in das Haus von Doktor Pym. In einem geheimen Zimmer entdecken sie ein altes Buch, dem magische Kräfte innewohnen. Raum und Zeit sind plötzlich manipulierbar und eine abenteuerliche Reise in das Gestern beginnt. Dabei stellen sich den Kindern eine mörderische Gräfin, eine beachtliche Anzahl an Untoten und eine ganze Reihe weiterer Monster entgegen. Ein Kampf nimmt seinen Anfang, der fünfzehn Jahre zuvor bereits einen furchtbaren Ausgang nahm. Die Geschwister wollen die Vergangenheit ändern und dabei das Geheimnis ihrer Herkunft lüften.

Selten hat ein Buch so viel Spaß gemacht. Es ist faszinierend, mit welcher Leichtigkeit John Stephens einen spannenden Plot erzählt, das Ganze in ein interessantes Setting versetzt (ein kleines Dorf in der Vergangenheit) und absolut tiefgründige Charaktere entwirft. Die drei Hauptpersonen, Kate, Michael und Emma scheinen den Schmerz, den der Verlust ihrer Eltern ihnen zugefügt hat, durch die Handlung hindurch auszuatmen. Dies aber nicht, indem der Autor es profan erwähnt, sondern indem jedes der Geschwister eine eigene Art der Bewältigung entwickelt hat. Diese Darstellung gelingt so anschaulich und passend, dass es den Charakteren eine enorme Tiefe verleiht und genau wie Kate wird auch dem Leser erst nach und nach klar, was das eine oder andere Verhalten bedeutet.
Mit der Gräfin hat Stephens eine herrlich zickig-böse Antagonistin erschaffen, die, mit einem Lächeln auf den Lippen, über Leichen geht. Eine Prise Klischee ist in das kindliche Monster zwar geflossen, doch das stört keineswegs. Die grauenvollen Taten der Gegenspielerin werden ergreifend geschildert und immer wieder hält der Leser den Atem an.

Mit der magischen Welt und den mächtigen Büchern erhält die Story zudem einen fantastisch-mystischen und vor allem epischen Rahmen. Was in tiefster Vergangenheit begann, wird in der Gegenwart offenbar und die Ereignisse verbinden sich wiederum mit dem Gestern. Die persönliche Geschichte der drei Geschwister und ihrer Eltern ist mit dem großen Ganzen verknüpft und - so viel sei schon verraten - erfährt in diesem Buch keine Aufklärung. Das macht aber nichts, erhält der Leser doch bereits eine Menge Antworten. Die Art des Romans erinnert ein wenig an die "Die Geheimnisse des Nicholas Flamel"-Reihe, die ebenfalls im Hause cbj erscheint: gewöhnliche Kinder, die sich als im Verlauf der Handlung als absolut außergewöhnlich entpuppen und den Kampf gegen übermächtige Gegner aus alter Zeit aufnehmen. Stephens schafft dabei auch ein Kunststück, bei dem manch andere Autoren versagen. Er behält Gegenwart und Vergangenheit sowie die veränderten Zeitlinien genau im Auge und verstrickt sich an keiner Stelle.

Fazit:
Beeindruckend, was John Stephens hier abgeliefert hat. Das erste "Emerald"-Buch liest sich flüssig und ist viel zu schnell ausgelesen. Action, Spannung und eine Prise Humor sind garantiert und an keiner Stelle kommt Langeweile auf. Ein Muss für Fans von epischem Urban-Fantasy-Stoff.

Der Verlag cbj bietet eine Website zum Buch, auf der sich auch eine Leseprobe findet: Website zu Emerald - Die Chroniken vom Anbeginn.