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Miss Marple ist alt geworden. Sehr alt. Sie kann kaum noch spazieren gehen und als sie eines Tages in der neuen Siedlung, in der sie wohnt, einen leichten Schwächeanfall hat, hilft ihr eine nette Dame. Der Arzt verordnet ihr strenge Bettruhe und erlaubt ihr keine Ausflüge in die Nachbarschaft mehr. So konzentriert sich ihre Neugier auf die Berichte ihrer Haushälterin, Miss Knight.
Die erzählt ihr, wer Miss Marple geholfen hat: die berühmte Schauspielerin Marina Gregg, die seit kurzem in Mary Mead wohnt. Wenig später erzählt Miss Knight Miss Marple in allen Einzelheiten vom Großereignis des vergangenen Abends: Miss Gregg gab einen rauschenden Empfang. Viele Ehrengäste, aber auch Anwohner und Fans waren anwesend.
Wenig später ist einer der Gäste tot: eine völlig harmlose alte Frau, die niemanden zum Feind hatte und ein glühender Fan der Schauspielerin war. Nicht im entferntesten läßt sich ein Grund finden, der den Mord erklären könnte.
Und doch ist sie tot, und Miss Marple macht sich so ihre Gedanken über das Motiv. Auch Craddock, inzwischen bei Scotland Yard, besucht Miss Marple, denn er erhofft sich ihre Hilfe in dem Fall. Keine Spur findet sich, kein Motiv taucht auf und niemand scheint verdächtig. Nur Miss Marple hat einen schlimmen Verdacht und die wenigen Informationen, die sie sammeln kann, verdichten sich zu einer unglaublichen Tragödie.
Das Hauptproblem dieses Kriminalstücks von Agatha Christie bekümmerte auch die erfolgreichste englische Kriminalschriftstellerin: das Alter von Miss Marple und ihr Gesundheitszustand. Nie wieder, so die Autorin, würde sie eine zentrale Figur in ihren Krimis ersinnen, die bereits beim ersten Verbrechen, das es zu klären gilt, so alt ist, dass viele Bücher und Morde später der Alterungsprozess der Detektivin weitere Fälle und Ermittlungsmethoden nachhaltig verhindern würde.
So schreibt sie der schrulligen und klugen "alten Jungfer" Miss Marple noch einmal einen Fall auf den Leib, dem Alter angemessen und so vertrackt, dass nur ihr Verstand, ihr Gedächtnis für scheinbar unwichtige Einzelheiten und ihre Kombinationsgabe ausreichen, ihn zu lösen.
Dementsprechend konstruiert sie einen Mord, der letztlich auf einer winzigen Information fußend geklärt werden kann, die nur ein Mensch für wichtig erachtet: Miss Marple.
Doch die Idee und die Ausführung sind auch das größte Manko dieses Stückes von Agatha Christie. Es ist noch betulicher als die anderen Fälle von Miss Marple, noch geschwätziger und inhaltsloser. Es zerredet noch die kleinste Einzelheit, gut getarnt darin eine Kleinigkeit, die Motiv und Tat begründen.
Leider sind in Abwesenheit der Detektivin die handelnden Personen sämtlich uninteressant und langweilig geraten, der Fall selbst zwar denkbar, aber nicht zwingend erläutert und viel zu langatmig erzählt, um Spannung aufkommen zu lassen.
Fans von Miss Marple kommen zwar auf ihre Kosten, aber ein Krimi ist das nicht geworden, eher eine Hommage an eine Ermittlerin, deren Tage unwiderruflich gezählt sind und der die Autorin einen letzten Auftritt gönnen möchte - auch motiviert durch die Tausenden Leserbriefe, die jährlich einen weiteren Fall wünschten. Dem kam Lady Agatha Christie 1962 nach (unter dem Titel "Mord im Spiegel" veröffentlicht und auch verfilmt).
Den Titel "Die Botschaft der Madonna" ersann leider der Loewe-Verlag, besser kann man Leser, die den Originalroman kennen und diesen Krimi aufgrund des Titels kauften, nicht täuschen - eine Unsitte, wie ich finde.
Fazit: Fans der alten Detektivin können unbesorgt dieses Buch kaufen, die "Dosis Miss Marple" ist erheblich, allen anderen seien die früheren Fälle der Detektivin oder die Krimis von Agatha Christie empfohlen, in denen Hercule Poirot seine grauen Zellen anstrengt.
Das vorliegende Buch ist leider vergriffen, der Hinweis sei erlaubt, dass es unter dem Titel "Mord im Spiegel" (ISBN: 350251822X) für 8,60 bei Scherz erhältlich ist.