Ein romantisches Schäferstündchen in einem Park in Nordlondon endet für ein junges Pärchen schneller als gedacht. Denn bevor die frisch Verliebten dazu kommen, sich einander hinzugeben, stolpern sie über eine blutbesudelte Leiche, die im Anbau einer verfallenen Kapelle liegt. Es ist Jarmina Hastings, eine junge Frau, die heimlich ihren Freund verließ, um für einen privaten Neuanfang nach London zu ziehen. Doch während Jarmina versuchte, die gescheiterte Beziehung zu vergessen und sich mit einem kleinen Laden über Wasser zu halten, scheute der schmählich verlassene Liebhaber keine Mühe, um die Entflohene ausfindig zu machen.
Ein gutes Motiv für einen Mord und ein interessanter Fall für Isabelle Ardery, die als Anwärterin auf die Stelle des Detective Superintendent bei New Scotland Yard, ihre Fähigkeit für den neuen Job unter Beweis stellen muss. Eine Position, die zuvor Inspector Thomas Lynley bekleidete, der nach dem Tod seiner schwangeren Frau nicht mehr in den Dienst zurückgekehrt ist. Was liegt da also näher, als Kontakt zu dem ehemaligen Amtsinhaber aufzunehmen und auf dessen Wissen und Erfahrung zu bauen? Ein kluger Schachzug, den sich die erfahrene Polizistin da erdacht hat und der sogar Lynley zu überzeugen vermag. Denn kaum steht Ardery vor dessen Tür, lässt sich der trauernde Ermittler überreden, ins Team zurückzukehren. Vorerst zwar nur, aber immerhin.

Elizabeth George, die zu Recht als zeitgenössische Meisterin des englischen Kriminalromans gilt, hat es wieder einmal geschafft und in "Wer dem Tode geweiht" einen überaus facettenreichen Plot ersonnen, der auf der ganzen Linie überzeugt. Subtile Spannung, glaubwürdige Protagonisten und eine Nebenhandlung, die fast eigenständig abläuft, gibt diesem Hörbuch genau das, was viele actiongeladene Thriller vermissen lassen: eine greifbare Vertrautheit und Bodenständigkeit, die sich durch immer wiederkehrende Protagonisten und eine stetige Verwendung bekannter Orte quer durch das Geschehen zieht. Aber nicht nur gewohnte Orte und hinlänglich bekannte Personen sind es, die den Hörer an das Geschehen fesseln. Auch ein knifflig erdachter Fall mit einer Vielzahl von Verdächtigen und überraschend eingebauter Wendungen tut sein Übriges dazu, spannend zu unterhalten.
Selbst wenn sich der eine oder andere Hörer zu Beginn der Lesung noch fragt, was die immer wieder eingeflochtene Entführung und Ermordung eines kleinen Jungen neben einem an sich schon verzwickten Mordfall soll, der wird auch für diese Ausschweifungen der Autorin am Ende eine Erklärung finden.

"Wer dem Tode geweiht" ist ein überaus unterhaltsames Hörbuch, das von der Schauspielerin und Sprecherin Sabine Postel mit viel Herzblut und gut gesetzten Emotionen gelesen wird. Aber auch dramatische Momente sind ihr nicht fremd und so fiebert der Hörer gemeinsam mit ihr, wenn sie mit Panik in der Stimme vor einem Irren flieht oder nachdenklich und bedrückt erscheint bei der Verlesung von wichtigen Details einer grausamen Entführung.

Fazit: Ein spannender Krimi, der, hervorragend konstruiert und gut gelesen, viele Stunden Unterhaltung verspricht. Fans von Inspector Lynley und Barbara Havers werden wieder voll auf ihre Kosten kommen.

Eine Hörprobe gibt es auf der Verlags-Website.