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Die Innenarchitektin Rachel Ashwell ist mit ihrem Einrichtungsstil des "Shabby Chic" inzwischen schon weit über die Grenzen ihres Herkunftslandes England und ihrer kalifornischen Wahlheimat hinaus zur Trendsetterin geworden. Verschlissene Flohmarktfunde, lieb gewonnene Erbstücke und charmante Deko-Artikel so zu kombinieren, dass daraus eine überaus individuelle und stilvolle Wohnatmosphäre entsteht – dieser Aufgabe stellt sich Ashwell nun schon seit über zwanzig Jahren nicht nur privat, sondern auch in diversen Büchern und mittlerweile mehreren Shops, in denen Fans von Einrichtung im Shabby-Chic-Stil fündig werden. In "Chic! Shabby Chic: Der Einrichtungskult" führt Rachel Ashwell durch fünf ihrer persönlichen Lieblingswohnwelten: Unter anderem lernt der Leser hier neben ihrem eigenen Zuhause in Los Angeles und ihrer Strand-Cottage in Malibu auch den Wohnsitz der befreundeten Fotografin Amy Neunsinger kennen, die seit Jahren für die Fotos zu Ashwells Büchern verantwortlich zeichnet.
Nach einer kurzen Einführung, in der die Designerin ihre Philosophie erklärt, präsentiert sie in persönlichen Texten die Einrichtung verschiedener Wohnräume. Dabei richten Beschreibungen und Fotografien die Aufmerksamkeit mal auf das Gesamtkonzept eines Zimmers, mal rückt ein bestimmtes Detail und seine besondere Geschichte in den Fokus: zum Beispiel eine kleine Elefantenfigur, deren nach unten gedrehter Rüssel ein Freund der Autorin abgebrochen und andersherum wieder angeklebt hat, damit aus dem Unglückssymbol ein Glücksbringer wird. Die Führungen durch die Wohnhäuser von Rachel Ashwell und ihren Bekannten werden abgerundet durch einige allgemeine Gedanken und Beispielfotos zu Themen wie "Kunst", "Textilien und Texturen" oder "Beleuchtungen". Und am Ende des Buches finden sich noch Internetadressen, die bei der Suche nach Flohmärkten, weiteren Einrichtungstipps und Online-Shops für Accessoires hilfreich sein können.
"Chic! Shabby Chic: Der Einrichtungskult" verführt alle, die Rachel Ashwells Einrichtungsstil mögen, mit etlichen schönen Fotos und netten Texten dazu, in Wohnwelten einzutauchen, die ganz von verträumten Pastelltönen, spielerischen Details und nostalgisch stimmender Patina bestimmt sind. Dabei liegt der Reiz beim Durchblättern des großformatigen Bandes mit seinen 190 reichbebilderten Seiten vielleicht gerade darin, dass die Wohnbeispiele so sehr im Zeichen von "Shabby Chic" stehen, dass sie für die meisten doch recht fern von ihrem eigenen Wohnalltag sein dürften: Manchen wird die Anhäufung von Trödel und Antiquitäten doch etwas zu nahe an der Kitschgrenze sein, anderen zu kostspielig oder aufwändig. Die eine oder andere Inspiration für das eigene Zuhause kann man dennoch mitnehmen. Allerdings wäre es schön, noch mehr Facetten dieser Wohnkultur gezeigt zu bekommen, schließlich kann man sich unter dem Schlagwort des "Shabby Chic" auch Einrichtungen vorstellen, die nicht unbedingt nur romantisch sein müssen, sondern auch eine eher 'coole' Retro-Atmosphäre verbreiten könnten.
Außerdem muss gesagt werden, dass das Buch in erster Linie zum Anschauen und Schmökern einlädt und so gut wie keine praktischen Tipps zur Restauration von alten Möbeln und anderen Gegenständen oder zum Selbermachen enthält. Wer nach so etwas sucht, wird vermutlich mit anderen Büchern dieser Autorin oder auch von anderen, die mittlerweile auf den Zug des Vintage-Trends aufgesprungen sind, eher glücklich werden.