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 Film Noir Collection Box 1

Die blaue Dahlie - Spiel mit dem Tode - Schwarzer Engel


Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Im Anschluss an die Zeit der "Großen Depression" und an den Zweiten Weltkrieg hat das US-amerikanische Kino in den 1940er und 1950er Jahren einen seiner stilistisch prägnantesten Filmzyklen hervorgebracht: den "Film Noir", auch bekannt als die "Schwarze Serie". Meist basierend auf Kriminalromanen von Autoren wie Dashiell Hammett oder Raymond Chandler, spiegeln die in harten Schwarz-Weiß-Kontrasten visualisierten, düsteren Geschichten um skrupellose Verbrecher, zynische Einzelgänger und so verführerische wie unheilbringende femmes fatales die politische und soziale Unsicherheit ihrer Entstehungszeit.
Bei Koch Media sind in den letzten Jahren einige weniger bekannte und doch sehenswerte Vertreter der Schwarzen Serie auf DVD erschienen. Mit "Die blaue Dahlie", "Spiel mit dem Tode" und "Schwarzer Engel" gibt es nun die ersten drei Werke dieser Film Noir Collection als Box-Set. Die Ausgangssituation ist jeweils ähnlich: Eine schöne Frau wird ermordet, und der unschuldige Protagonist wird zum Gejagten. Und doch zeigen die drei Filme, wie unterschiedlich dies ausgehen und in Bilder umgesetzt werden kann.

"Die blaue Dahlie" ("The Blue Dahlia")
Zu George Marshalls Film von 1946 lieferte Raymond Chandler nicht wie sonst so oft nur die Romanvorlage, sondern er schrieb gleich selbst das Drehbuch, das ihm sogar eine Oscar-Nominierung einbrachte.
Als Johnny Morrison (Alan Ladd), gerade aus dem Krieg heimgekehrt, seine Gattin (Doris Dowling) keineswegs sehnsüchtig auf ihn wartend, sondern als Geliebte des Barbesitzers Eddie (Howard Da Silva) antrifft, herrscht nicht gerade Wiedersehensfreude. Und als die junge Schauspielerin kurz darauf ermordet wird, fällt der Verdacht schnell auf ihn. Unterstützt von zwei Freunden und Eddies schönen Ehefrau Joyce Harwood (Veronica Lake) versucht er den wahren Mörder zu finden. Bald wird er sowohl von der Polizei als auch von Eddie gesucht, der fürchtet, Johnny könnte ihn belasten.
Es gibt bessere Raymond Chandler-Noirs. Der Film läuft etwas langsam an, und das Ende ist nicht unbedingt überzeugend. Aber auch "Die blaue Dahlie" hat einige Stärken. Er lebt vor allem von einigen wunderbar geschriebenen Dialogen (in deren vollen Genuss man aber wohl nur in der Originalfassung kommt) und von der Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern Ladd und Lake, die in mehreren Films Noirs Seite an Seite agieren und damals als Hollywood-Traumpaar gefeiert wurden. Hervorzuheben ist außerdem William Bendix in der Rolle von Johnnys Kriegskameraden Buzz. In dessen Kopfverletzung und mentaler Zerrüttung werden die traumatischen Erfahrungen des Krieges offenbar, die als dunkle Bedrohung den gesellschaftlichen Nährboden des Films bilden, ohne breit thematisiert zu werden.

"Spiel mit dem Tode" ("The Big Clock")
Mit diesem Film aus dem Jahr 1948 hält die DVD-Box die lohnenswerteste Entdeckung bereit – und einen besonders überraschenden Vertreter des Genres: Anders als die düstere Reinform wartet "Spiel mit dem Tode" (mit dem treffenderen Originaltitel "The Big Clock") zwar mit einer zwischenzeitlich für den Helden recht aussichtslosen Lage, aber doch mit einer nicht allzu pessimistischen Grundstimmung, skurrilen Nebenfiguren, zahlreichen komischen Momenten und spritzigen Dialogen auf – eine wunderbar gelungene und noch immer äußerst frische Mischung aus Film Noir und Comedy-Elementen.
George Stroud (Ray Milland) ist der investigative Chefredakteur von Crimeways, einer Zeitung des Medienmoguls Earl Janoth (Charles Laughton). Er brilliert mit seinen aufwändigen und scharfsinnigen Recherchen, mit denen er gesuchte Verbrecher aufspürt und so seinen Chef mit den dokumentierten Storys ordentlich Auflage machen lässt. Doch plötzlich gerät Stroud in die Situation, dass er Jagd auf sich selbst machen muss, und ein absurdes Katz-und-Maus-Spiel beginnt, das den heutigen Zuschauer vielleicht in manchen Momenten an Martin Scorseses "The Departed" denken lässt.

"Schwarzer Engel" ("Black Angel")
Anders als in "Spiel mit dem Tode" geht es in "Schwarzer Engel" wieder Noir-typisch düster zu. Gedreht wurde er 1942 unter der Regie von Roy William Neills, nach einer Vorlage von Cornell Woolrich.
Kirk Bennett (John Philipps) wird des Mordes an einer zwielichtigen Sängerin (Constance Dowling) bezichtigt, deren Apartment er als letzter betreten hat. Dass sie zu diesem Zeitpunkt schon tot war, glaubt ihm außer der Zuschauer nur seine Frau Catherine (June Vincent), zumal er seine Fingerabdrücke unter anderem auf der Mordwaffe hinterlassen hat. Während dem zum Tode verurteilten Kirk seine noch verbleibende Lebenszeit durch die Finger rinnt, versucht Catherine zusammen mit dem alkoholabhängigen Ex-Mann des Opfers, Martin Blair (Dan Duryea), im Nachtclub des dubiosen Marko (Peter Lorre) die Wahrheit herauszufinden.
"Schwarzer Engel" ist sicherlich keiner der ganz großen Films Noirs. Er bietet aber vieles, was die Atmosphäre des Genres ausmacht, und ist trotz eines eher mittelmäßigen Plots ein unterhaltsamer Whodunit mit einigen überraschenden Schlusswendungen. Außerdem machen allein schon die Schauspieler, allen voran Peter Lorre, den Film sehenswert.

Das "Film Noir Collection Box Set 1" lohnt sich auf jeden Fall, auch wenn vielleicht nur der noch immer sehr frische "Spiel mit dem Tode" ("The Big Clock") als ein wirklicher Höhepunkt des Genres zu betrachten ist. Dennoch kann man sich mit der Box zum günstigen Preis gleich drei sehenswerte Vertreter der Schwarzen Serie ins Haus holen, die auch nur selten im Fernsehen zu sehen sind. Eine wahre Sammleredition bekommt man allerdings nicht geboten. Der schwarze Pappschuber mit rotglänzender und weißer Schrift ist sehr schlicht gestaltet. Die enthaltenen DVDs befinden sich in platzsparenden, doch wenig edlen Slimhüllen. Und ob man die Covergestaltung nun einfallsreich oder doch eher etwas billig finden soll, weiß man auch nicht so recht: Hier wurden einfach Farbkopien des jeweiligen Filmplakats in die Hüllen geschoben, die man beim Aufklappen der DVDs dann in Gänze bewundern kann. Praktisch wird das vielleicht nicht jeder finden, denn so gibt es keine Möglichkeit, die Box im DVD-Regal so hinzustellen, dass die Titel der enthaltenen Filme zu sehen sind. Eine bessere Alternative wären Wendecover gewesen. Schade ist auch, dass die zwölfseitigen Booklets, die in den Einzeleditionen interessante Informationen zu den Filmen und ihrer Produktion geliefert haben, in der Collection Box eingespart worden sind. Auf den DVDs selbst finden sich aber dieselben Extras wie bei der Einzelveröffentlichung: die Original-Kinotrailer und Bildergalerien.

Aber die Hauptsache sind ja doch die DVDs selbst. Und die bieten dankenswerterweise gut restaurierte Fassungen der Filme: An der Bildqualität gibt es bis auf einige – angesichts des Alters verzeihlichen – Kratzer und leichtes Bildrauschen nichts zu meckern. Auch die Tonqualität (in Dolby Digital 2.0) ist in Ordnung. Alle drei Filme gibt es mit englischer und deutscher Tonspur. Bei "Spiel mit dem Tode" gibt es zusätzlich zu der alten auch noch eine neue Synchronfassung, bei der sich die Übersetzung näher an den englischen Dialogtexten orientiert, die aber im Vergleich mit der Originalfassung immer noch ein wenig hölzern daher kommt. Untertitel sind auf allen DVDs nur auf Englisch verfügbar.

Silke Hettich

Probe



DVD | Disc-Anzahl: 3 | EAN: B0045XQZFC | Erschienen: 3. Dezember 2010 | FSK: 16 | Laufzeit: 278 Minuten | Preis: 20,99 Euro | Untertitel verfügbar in: Englisch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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