Bei "Im Bann der Magie" handelt sich um den zweiten Teil der "Nevare"-Trilogie von Robin Hobb. Möchte man sich die Spannung für "Schamanenbrücke" nicht nehmen lassen, sollte man vom Lesen dieser Rezension absehen.

Der junge Nevare kann sich überglücklich schätzen: als einer der wenigen hat er die Fleck-Seuche fast unbeschadet überstanden und sogar noch etwas von sich selbst hinzugewonnen. Er konnte jenen Teil seiner Persönlichkeit wieder an sich binden, den die Baumfrau ihm genommen hatte. So muss er auch nicht den Dienst an der Militärakademie quittieren, wie es zum Beispiel seinem besten Freund ergangen ist, der als ein schwächliches Gerippe aus der Fleck-Seuche hervorgegangen ist. Und ein weiteres erfreuliches Ereignis steht bevor: die Hochzeit seines Bruders, für die er das erste Mal, seit er die Akademie besucht, nach Hause reist. Nevare freut sich schon darauf seine Familie und seine Verlobte wieder zu sehen, doch dann kommt alles anders.
Albträume suchen ihn in der Nacht heim, in deren Mittelpunkt die Baumfrau steht und ihm wenig Hoffnung lässt, dass ihr Tod irgendetwas für ihn verändert hat. Die Magie des Waldvolkes greift erneut in sein Leben ein und bereits während der Heimreise muss Nevare feststellen, dass er auf unerklärliche Weise immer mehr zunimmt. Ein Umstand, der auch das Wiedersehen mit der Familie unerträglich macht, erkennt sie ihn doch kaum noch wieder - sein Vater betrachtet ihn gar als Schandfleck. Es stellt sich heraus, das Nevare mit seiner Fettleibigkeit als Folge der Fleck-Seuche nicht allein ist, und so wird er von der Akademie entlassen, eine Schande, die seinen Vater letzten Endes dazu veranlasst ihn zu verstoßen.
Natürlich will er seinen Traum einer Militärlaufbahn nicht aufgeben, selbst wenn es statt der Offizierskarriere nun nur die eines einfachen Soldaten sein sollte. Doch um überhaupt noch genommen zu werden, tritt Nevare eine Reise nach Gettys an, den Rand des Reiches und so auch zum Fleckreich. Dort versucht er im Zwiespalt zwischen den Wünschen der Baumfrau und den Pflichten, die er als Soldat seinem Volk gegenüber zu haben glaubt, einen Weg für sich zu finden …

"Im Bann der Magie" ist der zweite Roman der "Nevare"-Trilogie von Robin Hobb.
Wurde der Leser zuvor noch in der Sicherheit gewogen, dass Nevare aus "Schamanenbrücke" als Sieger hervorgegangen ist, so räumt die Autorin mit dieser Illusion schnell auf. Zwar hat der Protagonist die Fleck-Seuche in der Hauptstadt zum Erliegen gebracht, sein Leben und das vieler anderen gerettet und den fehlenden Teil seiner Selbst zurück erlangt, aber alles hat seinen Preis. Was Nevare sich noch als Vorbote eines Wachstumsschubes versucht schön zu reden, entpuppt sich als Beständiges zunehmen, wogegen auch keine Diät der Welt hilft. Plötzlich sind seine Träume und Hoffnungen zerstört und er wird sogar aus der Familie verstoßen.
Autorin Robin Hobb nutzt diese Situation aus um ihre Hauptfigur quer durchs Land zu schicken, um dort die Realisierung der Pläne des Königs persönlich in Augenschein zu nehmen – Straßenbau und die Besiedlungsprogramme. Schnell wird Leser und Protagonist klar, wie unwissend sie waren und das nicht alles schön ist was glänzt. Generell ist das Buch auch davon geprägt, dass Nevare vieles was er wusste, hinterfragen muss und Leser und Hauptfigur eine neue Sichtweise erhalten – nicht zwingend freiwillig.

Neue Entwicklungen und eine Kraft, die ihren eigenen Willen entwickelt und so die Geschicke lenkt, sorgen für eine abwechslungsreiche und spannende Handlung, die sich bis zuletzt hält. Und obwohl das Buch ein in sich abgeschlossenes Ende hat, ist dem Leser nur zu klar: es ist erst der Anfang und man kann gespannt sein, wie die Autorin ihn weiter führt.

"Im Bann der Magie" ist damit ein überaus abwechslungsreiches und spannendes Buch und somit eine interessante Weiterführung der Reihe. Die Geschichte macht neugierig darauf, wie es wohl enden mag.