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Mit "Der Krumme" gehen die beliebten kleinformatigen Hellboy-Hardcoverbände aus dem Hause
Cross Cult bereits in die elfte Runde. "Der Krumme" ist keine Fortsetzung zur "
Wilden Jagd" aus Band 10, sondern präsentiert dem erwartungsvollen Leser eine Reihe von in sich abgeschlossenen Hellboy-Episoden.
Den Anfang macht die titelgebende und auch längste Story im Band. In "Der Krumme" (Autor: Hellboy-Schöpfer Mike Mignola, Zeichner: Richard Corben) kehrt ein Mann, der sein Heimatdorf vor vielen Jahren verlassen hatte, nach Hause zurück. Dort, in den Appalachen von Virginia, sind gerade auch Hellboy und einige Dorfbewohner auf den Spuren von unheimlichen Ereignissen, augenscheinlich Hexenwerk. Bald zeigt sich, dass der gerade nach Hause zurückgekehrte Tom Ferrell tief in die Sache verstrickt ist. Er ging als Junge einen Pakt mit dem "Krummen" ein, dem Teufel persönlich. Aus Angst floh Tom damals, ohne sich die vom Teufel verliehenen Kräfte zunutze zu machen, aber auch, ohne seine Rechnung für den Pakt zu bezahlen. Nun ist Tom wieder da – und der Krumme und seine unheimlichen Helfer stehen bereit und fordern, dass das Versprechen von vor 20 Jahren endlich eingelöst wird …
Einen völlig anderen Weg schlägt die zweite Geschichte "Die in Schiffen übers Meer fahren" ein (Autoren: Mike Mignola und Joshua Drysart, Zeichner: Jason Shawn Alexander). Die Episode erzählt eine klassisch-gruselige Geschichte über den berühmten und gefürchteten Piraten Blackbeard, der vor langer Zeit gewaltsam seinen Kopf verlor. Nun ist der Kopf wieder aufgetaucht und Blackbeard ist sehr daran interessiert, ihn zurückzugewinnen und erneut Angst und Schrecken zu verbreiten. Doch der tote Pirat hat die Rechnung ohne Hellboy gemacht …
Weiter geht es mit "Die Kapelle von Moloch" (geschrieben und gezeichnet von Mike Mignola), in der sich ein Kunsthändler große Sorgen um einen jungen Künstler macht. Dieser arbeitet des Nachts in einer Kapelle an seltsamen Werken und hat offenbar den Verstand verloren. Hängt dieser Wahnsinn mit der riesigen Moloch-Statue zusammen, die unheilvoll in der Kapelle aufragt? Hellboy versucht es herauszufinden …
Die vierte Geschichte "Das Mal" (Autor: Mike Mignola, Zeichner: Duncan Fegredo) ist eine ganz kurze, eklig-humorvolle Episode, in der Hellboy sich mit einer Pokerrunde aus toten Männern die Zeit vertreibt und sich plötzlich Sorgen um ein seltsames Mal auf seiner Hand macht.
Es folgen zum Abschluss zwei sehr interessante, recht kurze Geschichten, die den Leser in die russische Sagenwelt entführen: In "Wie Kochej unsterblich wurde" (Autor: Mike Mignola, Zeichner: Guy Davis) erfährt man, wie Kochej, genannt "Der Teufel", vom rechtschaffenen Soldaten zum rachsüchtigen, unsterblichen Wesen wurde und wie er einen Handel mit einem Drachen einging. In "Baba Yagas Festmahl" schließlich servieren Mike Mignola und Guy Davis der russischen Sagenhexe Baba Yaga einen fiesen Festschmaus.
Den Abschluss des elften Hellboy-Bandes bilden ein kleines Sketchbook mit Anmerkungen der Künstler, die Variant-Cover sowie ein Artikel über den Autor Manly Wade Wellman und die Rolle, die er bei der Inspiration von Mike Mignola spielt.
Nachdem
Band 10 der Hellboy-Reihe eine lange, noch nicht abgeschlossene Geschichte erzählte (das Finale "The Storm" ist noch nicht auf Deutsch erschienen), ist Band 11 mit den vielen verschiedenen Episoden eine willkommene Abwechslung.
Die Erzählungen sind vom Thema her sehr unterschiedlich und allesamt extrem unterhaltsam. Glanzstück ist sicherlich die Titelstory "Der Krumme", die dem Leser den einen oder anderen Schauer über den Rücken laufen lässt. Der Krumme höchstpersönlich ist dabei rein zeichnerisch eine abstoßende, bizarre Meisterleistung. Auffallend ist, dass Hellboy sich in dieser Geschichte eigentlich eher im Hintergrund hält. Gewohnt einsilbig und muffelig erkundet er an der Seite des verfluchten Heimkehrers Tom Ferrell die Lage und schreitet erst ganz am Ende tatsächlich ein, um das Spiel für sich zu entscheiden.
Die anderen Geschichten setzen mehr auf unterhaltsame Kürze und teilweise auch Humor, vor allem "Das Mal" ist sehr augenzwinkernd erzählt und beruht darauf, dass Mike Mignola selbst bei einem Arztbesuch ein beunruhigendes Muttermal entdeckte. Bei der Piratengeschichte haben vor allem die Zeichnungen von Jason Shawn Alexander die Nase vorn. Sie sind sehr atmosphärisch und insgesamt etwas detaillierter als Mignolas oder Corbens Bilder.
Einen sehr schönen und kurzweiligen Abschluss bilden die beiden Kurzgeschichten aus der russischen Sagenwelt, zumal diese in der US-Ausgabe nicht enthalten sind. Während die Baba Yaga den meisten Lesern inzwischen wohlbekannt sein dürfte – sie tauchte auch schon als Widersacherin von Hellboy auf – sind die Figur des Kochej und sein dramatisches Schicksal wohl den meisten neu. Obwohl Hellboy in diesen beiden letzten Episoden gar nicht in Erscheinung tritt, sind sie sehr ansprechend. Viel zu schnell ist der elfte Band damit auch schon ausgelesen.
"Der Krumme" ist eine durch und durch gelungene Kurzgeschichtensammlung innerhalb der Hellboy-Reihe, die mit einer sehr starken Titelgeschichte und vielen kleinen Leckerbissen überzeugt. Durchgehend sehr unterhaltsam, unheimlich, kreativ und originell – so lieben wir den eigenwilligen Anti-Helden Hellboy!
Eine ausführliche Leseprobe gibt es bei Cross Cult: "Der Krumme"