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Die Buchregale sind voll von Krimi(-Serien) über Serienmörder und die Kommissare, die sie verfolgen. Ein sachliches Buch, das den Mythos Serienmord entzaubert und beleuchtet, ist bisher neu. Dieses Buch hat jetzt Stephan Harbort geschrieben und klärt sensibel und sachlich über die Opfer von Serienmorden auf und darüber, wie jemand mit dem Wissen umgeht, nur knapp und mit viel Glück überlebt zu haben.
Opfer von Serienmördern werden immer nur die anderen, wenn man etwas auf sich aufpasst, kann einem nichts passieren. Das ist ein weit verbreiteter Glaube, den auch die Überlebenden in diesem Buch teilten. Doch dann veränderte sich auf einen Schlag ihr Leben durch eine Begegnung, sie passten in das Opferprofil des Täters. Die Nachrichten, die Gesellschaft interessieren sich meist vor allem für den Täter und für die Toten, die Überlebenden geraten oft ins Abseits und bleiben für ihr Leben tief traumatisiert. Stephan Harbort beschreibt zum einen das Leben der Opfer nach der Tat, aber auch die Hinführung auf die Begegnung mit dem Mörder und die Aspekte, die die Opfer in Gefahr brachten. Dabei lässt er sowohl die Opfer als auch die Täter zu Wort kommen und beschreibt den kompletten Fall anhand von Fakten und psychologischen Erläuterungen.
Vor allem die Passagen, in denen der Autor die Aussagen von Täter und Opfer gegenüber stellt, sind aufschlussreich und interessant. Dabei gelingt es ihm wie durch ein Wunder, nie die Grenze zum Reißerischen zu überschreiten. Dieser Grat ist äußerst schmal, ein wenig Sensationsgier ist wohl auch bei den meisten Lesern vorhanden, die dieses Buch zur Hand nehmen. Aber das Kunstwerk, solch verstörende Fälle sachlich zu beschreiben, gelingt. Zur großen Überraschung wird diese Sachlichkeit sogar nicht trocken oder langweilig. Basis des Buches ist die erste Studie Deutschlands über Serienmörder und ihre Taten, diese merkt man dem fundierten und gut recherchierten Buch auch an.
Der Autor versucht, dem Leser Hilfen zu geben, wie man sich selbst schützt, und erklärt, dass es in fast jeder Situation noch die Hoffnung auf Überleben geben kann. Er betont aber andererseits auch, dass all diese Maßnahmen keine Sicherheit gewährleisten. So wird der Glaube, dass schlimme Sachen immer nur den anderen passieren, noch weiter aufgeweicht. In Paranoia verfällt man nach dem Lesen im Normalfall dennoch nicht, dafür ist das Buch sachlich genug geschrieben.
"Begegnung mit dem Serienmörder" ist ein gelungenes Buch für alle, die sich für Kriminalfälle, die Psychologie von Mördern und die Geschichten der Verbrechen interessieren - und für diejenigen, die gerne Krimis lesen und den enthaltenen Wahrheitsgehalt in Bezug auf Serienmörder prüfen möchten.